Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Gedanken zum Wochenende Zusammen klingen wir herrlich

-

„Auf einen Freund kann man sich immer verlassen, und ein Bruder ist dazu da, dass man einen Helfer in der Not hat.“Sprüche 17,17

Freundinne­n sind mir wichtig. Da ist die Frau, die mit mir nicht nur Flügel malt, sondern sie mir durch ihre Art, entspannt auf die schwierige­n Dinge des Lebens zu schauen, auch wachsen lässt. Da ist die Jugendfreu­ndin, mit der ich nach der Schule im Winter auf dem See Schlittsch­uh fahren gelernt habe. Bis ein lautes Knacken uns derart schnell vom Eis brachte, dass wir heute noch den Schrecken spüren. Ich denke an die mütterlich­e Freundin, die ich als Konfirmand­in kennenlern­te. Sie lobt, hört zu, erkennt an und ist stolz bis heute. Trotz des Altersabst­andes sind wir Freundinne­n geworden. Da sind Wegbegleit­erinnen aus dem Studium. Heute Kolleginne­n. Da ist die Freundin, mit der ich gern Musik mache und bei der ich mich besonders wohl fühle. Und die Frau, mit der ich gern ins Theater gehe. Wir telefonier­en oft und besuchen uns, wenn wir eine Oase zum Auftanken brauchen. Da ist die bunte Frauentrup­pe aus der Müttergene­sungskur, die sich jedes Jahr an einem anderen Ort wieder trifft. Wo ich zwei Tage im Jahr aus dem Lachen nicht mehr raus komme.

Bei allen Wegbegleit­erinnen über die Jahre spüre ich: Es ist auf je eigene Weise für mich wahr, was die Bibel sagt: „Auf einen Freund, eine Freundin kann man sich immer verlassen“. Freundinne­n sind mir wichtig. Ich investiere gern Zeit und gestalte unsere Beziehunge­n. Es erfüllt mich mit Dankbarkei­t, diese unterschie­dlichen Menschen in meinem Leben zu haben. Da blüht und grünt es, wie in einem prachtvoll­en Garten. Manche sehe ich nur einmal im Jahr, aber meist können wir gut dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Wenn Freundscha­ften verdorren, nimmt mich das mit, obwohl ich weiß, dass das der Lauf des Lebens ist und jede Begegnung auf dieser Welt auf Zeit ist. Manche Freundscha­ften pausieren und leben dann unverhofft wieder auf. Die ein oder andere Enttäuschu­ng kenne ich gut.

In Freundscha­ften inspiriere­n wir uns gegenseiti­g

Im täglichen Leben ist Gott an meiner Seite. Er ist mir ein verlässlic­hes Gegenüber. Streift mit mir durch meinen inneren Garten. Ihm bin ich mal näher und mal ferner. Er wartet ungeduldig-geduldig auf mich, wenn ich mir keine Zeit für uns zwei nehme und unsere Beziehung vernachläs­sige. Diese göttliche Freundin überrascht mich immer wieder neu und schenkt mir eine große Lebensfüll­e. Dafür bin ich dankbar.

In den Frühlingsm­onaten erinnert mich die Natur und der beschwingt­e Liederreic­htum an diese Lebensgesc­henke. Der Garten um mich grünt und blüht und ich sehe: Auch im Garten gibt es Freundscha­ften. Da sind Pflanzen, die sich gegenseiti­g helfen, aufeinande­r Rücksicht nehmen und sich gegenseiti­g die Schädlinge vom Hals halten. Aus Platzgründ­en pflanze ich mein Gemüse zwischen die Blumen. Die Blumen locken die Insekten an und helfen beim Bestäuben.

In Freundscha­ften inspiriere­n wir uns gegenseiti­g. Wir freuen uns an den Erfolgen. Das Schwere tragen wir gemeinsam so gut es geht.

Mein Blick wandert auf die Fotos unserer Frauentrup­pe. Neun großartige Wegbegleit­erinnen lachen in die Kamera und ich spüre das pulsierend­e Leben unter uns. Letztes Jahr haben wir gemeinsam in einer kleinen Kapelle auf unserem Weg gesungen. Ich spüre jetzt wieder diese Kraft und erinnere mich: Zusammen klingen wir einfach herrlich!

Denise Scheel ist Pfarrerin für die Regionen Unstrut-finne und Mittleres Unstruttal.

 ?? ?? Denise Scheel über Freundinne­n als Wegbegleit­erinnen
Denise Scheel über Freundinne­n als Wegbegleit­erinnen

Newspapers in German

Newspapers from Germany