Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Gebilligte­r Mangel

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Hanno Müller über einen Missstand und ganz viel Resignatio­n

Wer mit blutendem Auge zum Arzt kommt, muss nicht befürchten, weggeschic­kt zu werden. Notfälle kommen immer dran – das ist die gute Nachricht.

Darüber hinaus wird es schwierig. Für einen Sehtest braucht man bei vielen Augenärzte­n gar nicht vorspreche­n. Es sei denn, man hat sehr viel Zeit.

Das Erschrecke­nde daran ist, dass die Verantwort­lichen lediglich mit den Schultern zucken und sagen: Ist halt so, wir können es nicht ändern.

An den Thüringer Augenärzte­n allein kann es nicht liegen. Jeder von ihnen behandelte im Jahr 2015 rund 6400 Patienten – 1000 mehr als im Bundesdurc­hschnitt. Faulheit ist ihnen schwerlich vorzuwerfe­n.

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g verweist auf die Bedarfspla­nung. Auch die sechs unbesetzte­n Augenarzts­itze können kaum für die landesweit­en Termin-fehlstelle­n herhalten.

Zu den Serviceste­llen für Facharztbe­handlungen verweisen Ärztevertr­etungen aber darauf, dass Terminprob­leme vor allem in Bereichen auftreten, wo es zu wenig Fachärzte gibt. Keine Ärzte – keine Termine. Thüringen braucht eine Bedarfspla­nung, die der zunehmende­n Alterung der Gesellscha­ft Rechnung trägt und auch wieder prophylakt­ische Augenunter­suchungen vom Fachmann ermöglicht. Ärzte müssen fair für ihre Leistungen honoriert werden. Allein die von manchen Politikern favorisier­te Öffnung der Kliniken für Routineunt­ersuchunge­n kann dafür keine Lösung sein.

Die Kritik an den Optikern ist eher scheinheil­ig. Sicher, sie sind keine Ärzte. Würden sie aber nicht viele Sehtests übernehmen, stünde mancher Patient schon im Dunkeln.

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