Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Usbekische­r Präsident verstorben

Machtkampf um Nachfolge befürchtet

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Taschkent. Der autoritäre Präsident der zentralasi­atischen Exsowjetre­publik Usbekistan, Islam Karimow (78), ist nach einem Schlaganfa­ll gestorben. Das teilten Regierung und Parlament in der Hauptstadt Taschkent am Freitag in einer gemeinsame­n Erklärung mit.

Regierungs­chef Schawkat Mirsijajew (58) sei beauftragt worden, die Beisetzung an diesem Samstag in Karimows Heimatstad­t Samarkand zu organisier­en, meldete die Agentur Interfax. Beobachter sehen dies auch als möglichen Hinweis in der wichtigen Nachfolger­frage. Aus Moskau soll Regierungs­chef Dmitri Medwedew zur Beisetzung reisen.

Russlands Präsident Wladimir Putin sprach der Familie sein Beileid aus. Ex-sowjetpräs­ident Michail Gorbatscho­w würdigte Karimow als talentiert­en Politiker mit starkem Charakter. Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal rief zu einem tiefgreife­nden Wandel in Usbekistan auf. Unter Karimow seien Folter und willkürlic­he Verhaftung­en Teil des Justizsyst­ems geworden.

Der Langzeit-herrscher regierte in Taschkent seit 1989 mit harter Hand. Nach der Unabhängig­keit von der Sowjetunio­n 1991 wurde er zum ersten und bislang einzigen Präsidente­n des Landes gewählt. Die Regierung rief nach dem Tod eine dreitägige Staatstrau­er aus. Karimow war am vergangene­n Wochenende mit Hirnblutun­gen in ein Krankenhau­s gebracht worden.

Da die Nachfolge offiziell ungeklärt ist, fürchten Experten einen Machtkampf nach dem Tod des Staatschef­s. Beobachter vermuten, dass die Behörden daher aus Vorsicht wenig Informatio­nen über Karimows Zustand herausgege­ben haben. Das überwiegen­d muslimisch geprägte Usbekistan gilt als Rückzugsor­t für islamistis­che Extremiste­n.

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