Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Bittere Zeiten: Zuckerhersteller kämpfen gegen Klagewelle
Immer mehr Kunden verklagen Südzucker und Co. wegen verbotener Wettbewerbsabsprachen auf Schadenersatz.
anderen Verfahren – einen Gutachter einzuschalten, der die Frage klären soll, ob ein Schaden entstanden ist oder nicht. Beide Seiten bekamen Bedenkzeit, der nächste Gerichtstermin ist am 21. Oktober.
Ein Südzucker-sprecher sagte vor dem Prozessauftakt, sein Unternehmen nehme jedes dieser Verfahren sehr ernst. „Alle unsere Kunden können natürlich überlegen, ob sie klagen wollen oder nicht. Wir sagen: Hier ist kein Schaden entstanden.“Das Thema sei für die Öffentlichkeit sehr dominant. „Es wird uns die nächsten Jahre beschäftigen.“
Nordzucker und Pfeifer & Langen haben sich Südzucker in dem Mannheimer Verfahren als Streithelfer angeschlossen. Streithelfer können sich aus eigenem rechtlichen Interesse an einem Prozess beteiligen, ohne selbst direkt betroffen zu sein.
Wegen verbotener Wettbewerbsabsprachen hat auch Deutschlands größte Genossenschaftsmolkerei DMK nach eigenen Angaben eine Kartellschadenersatzklage eingereicht. Die von den Kunden geforderte Summe könnte das Bußgeld des Kartellamts noch übersteigen: Nach Informationen der Zeitung „Handelsblatt“gibt es mehr als 35 Kläger, die insgesamt eine halbe Milliarde Euro fordern. Allein am Landgericht Mannheim sind wegen der Zuckerkartellvorwürfe bisher mehr als 20 Klagen anhängig. In Hannover waren es zuletzt 8 Verfahren, in Köln 4.
Der direkte wirtschaftliche Schaden für die Zuckerhersteller wäre aus Sicht des Düsseldorfer Kartellrechtsexperten Johann Brück gravierender als der Imageschaden. „Der Verbraucher nimmt das zur Kenntnis und ändert sein Verhalten kaum“, sagte er. Bei dem Produkt Zucker gebe es wenige Ausweichmöglichkeiten.
Die Reihe großer Firmennamen ist lang: Die Markenhersteller Bauer, Ehrmann und Zentis etwa fordern vor dem Kölner Landgericht Schadenersatz in Höhe von fast 119 Millionen Euro. Lambertz klagt auf 11,6 Millionen Euro. dpa