Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Das Rhönschaf wird abgestempelt
Die Post hat das Thüringer Tier auf einer Briefmarke verewigt. Meininger Philatelisten hatten das Motiv vorgeschlagen
Erfurt. Das Rhönschaf macht groß Karriere – deutschlandweit. Denn das Tier, das vorrangig in Thüringen beheimatet ist, wurde als Motiv für eine neue Sonderbriefmarke ausgewählt.
Bereits am Erstausgabetag des Markenblocks „Alte und gefährdete Nutztierrassen“herrschte eine rege Nachfrage. Vor allen Dingen in Meiningen standen die Philatelisten Schlange, denn der dortige Briefmarkensammlerverein war auch der Ideengeber für das Projekt. „Wir sind natürlich mächtig stolz, so etwas passiert im Leben eines Briefmarkensammlers wahrscheinlich nur einmal“, erzählt der Vereinschef Matthias Reichel. Schon vor drei Jahren habe man den Ideenvorschlag eingereicht, jetzt endlich ziert das Tier ein Postwertzeichen.
Das Prozedere für die Herausgabe einer neuen Briefmarke ist wahrlich kompliziert. „Es gibt einen sogenannten Programmbeirat, der entscheidet zuerst, was für Marken finanziert werden sollen“, erklärt Reichel. Erst danach wird vom Kunstbeirat festgelegt, was auf die Postwertzeichen gedruckt wird. „Und wir hatten keinerlei Einfluss auf das Motiv oder die Höhe des Briefportos“, so Reichel weiter.
Unterstützung bekam der Meininger Philatelisten-verein indes aus Politik und Gesellschaft. „Unser ganz besonderer Dank gilt dabei der ehemaligen Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht.“
Das liebenswerte Rhönschaf hat die Ehrung als 70-Cent-briefmarke allemal verdient. Einst bevölkerten große Herden die Mittelgebirge zwischen Werra und Fulda, das Fleisch wurde bereits zu Napoleons Zeiten als feine Delikatesse in andere Länder verkauft. Später schwand das Interesse an dem Tier immer mehr, in den 70er-jahren drohte es sogar auszusterben. Damals gab es gerade einmal noch 300 Rhönschafe in ganz Deutschland. Andere Züchtungen liefen ihm den Rang ab. Heute haben sich die Bestände glücklicherweise wieder erholt. Von den rund 5400 Tieren in Deutschland haben 2000 ihre Heimat in Thüringen, weiß Arno Rudolph, Zuchtleiter des Landesverbandes Thüringer Schafzüchter.
Das Rhönschaf, erkennbar am schwarzen und unbewollten Kopf, ist ein widerstandsfähiges Tier, was sich besonders für das rauere Klima in den Mittelgebirgslagen eignet. Das Tier gibt Wolle, Milch – und das Fleisch der Lämmer schmeckt hervorragend. Und es ist ein idealer Rasenmäher für alle Öko-fans. Zwischen 100 und 200 Euro kostet ein Rhönschaf – nur alleine sollte man es nicht halten. Es ist eben ein Herdentier.