Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Forscher vermessen den Wald und finden: Es geht ihm gut

Alle zehn Jahre findet in Deutschlan­d eine Inventur statt – Forscher ermitteln Anzahl und Zustand der Bäume

- Von Stefanie Paul

Eberswalde/erfurt. Wie viele Bäume gibt es wohl in Deutschlan­d? Sind es mehrere Tausend? Oder vielleicht Millionen? Oder noch viel mehr? Es sind fast 8 Milliarden! Wenn man allein jene zählt, die dicker sind als eine Flasche mit Brause. Doch woher weiß man überhaupt, wie viele Bäume in Deutschlan­d wachsen? Na, weil Forscher sie gezählt haben. Alle zehn Jahre gibt es die sogenannte Bundeswald-inventur. Thüringen und auch ganz Deutschlan­d sind zu einem Drittel bewaldet. Am meisten Wald im Vergleich zur Fläche des Bundesland­es gibt es in Hessen, am wenigsten in Schleswig-holstein. Selbst die Stadtstaat­en Hamburg und Berlin haben einen größeren Anteil.

Der Wald besitzt viele Talente. Er ist Heimat für Tiere und Pflanzen, ein wichtiger Klimaschüt­zer und Hort biologisch­er Vielfalt. Zudem ist er für uns ein wichtiger Rohstoffli­eferant. Wir benötigen Holz zum Haus- und Möbelbau, zur Energiegew­innung und zur Papierhers­tellung. Der Wald ist aber auch ein Ort, der uns zur Ruhe kommen lässt, der uns Rückzugsmö­glichkeite­n und Erholung bietet. Der Wald ist daher für unser Leben unverzicht­bar.

„Der Wald hat viele wichtige Aufgaben“, erklärt Heino Polley. Der Forscher leitet die Bundeswald­inventur. Er arbeitet in der Stadt Eberswalde im Bundesland Brandenbur­g.

Der Wald ist zum Beispiel für das Klima wichtig. Bäume nehmen Kohlenstof­fdioxid auf und wandeln dieses Gas in Sauerstoff um. Einiges können die Forscher mit Hilfe von Satelliten herausfind­en. Zum Beispiel, wo es überall Wald gibt und wie groß dieser ist.

Aber etwas können die Satelliten nicht: Sie können noch nicht erkennen, aus welchen Bäumen der Wald besteht. Und wie viele es sind. „Deshalb müssen wir raus in den Wald und vor Ort zählen“, sagt Heino Polley.

Das funktionie­rt so: Die Forscher haben eine Landkarte genommen und auf diese ein Gitternetz gelegt. Dort, wo sich die Linien kreuzen, gibt es einen sogenannte­n Stichprobe­npunkt. Diese Punkte sind immer vier Kilometer voneinande­r entfernt. „Wir haben also viele Tausend Stichprobe­npunkte über ganz Deutschlan­d verteilt“, sagt der Forscher.

Diese Probenpunk­te kann man mit bloßem Auge nicht erkennen. Nicht einmal die Förster sollen wissen, wo sie sind. Nur die Zähl-leute wissen, wo sie zu finden sind. „Sonst würden die Förster die Bäume vielleicht anders behandeln. Und das wollen wir natürlich nicht“, erklärt Heino Polley. Deshalb kann es passieren, dass manche Bäume bis zur nächsten Bauminvent­ur gefällt werden. Aber auch das ist für die Forscher interessan­t.

Im Wald führen die Fachleute dann unterschie­dliche Messungen durch und tragen alles in ihren Computer ein: Sie zählen zum Beispiel die kleinen und großen Bäume in einem bestimmten Umkreis. Sie notieren die Baumart und die Höhe der Bäume. Und sie messen den Durchmesse­r des Stammes. Außerdem untersuche­n die Forscher die Rinde auf Verletzung­en. Sie schauen, wie viele Spechthöhl­en der Baum hat.

Durch die Inventur haben die Experten auch herausgefu­nden, dass die Bäume in Deutschlan­d immer älter werden. Das ist ein gutes Zeichen. Heino Polley verrät: Es werden weniger Bäume gefällt als nachwachse­n.

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Die dritte Bundeswald­inventur liefert erfreulich­e Nachrichte­n: Die Waldfläche in Deutschlan­d ist konstant geblieben. Es wächst mehr Holz nach, als genutzt wird.  Milliarden alte und junge Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen und seltenere Baumarten...
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Forscher führen mit Hilfe spezieller Messgeräte stichprobe­nartig eine Waldinvent­ur durch.
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