Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Mit Kamera und Ultraschall werden Rohrleitungen untersucht
Jens Matzick hat volle Auftragsbücher, arbeitet in der Schweiz und Österreich und will zwei neue Arbeitsplätze schaffen
Ebeleben. Mit Ultraschalltechnik und Kamera-linse sucht Jens Matzick nach Dellen und Löchern in Rohrleitungen tief unter der Erde. Mit geschultem Auge und präziser Messtechnik nehmen der Unternehmer aus Ebeleben und sein Mitarbeiter Christian Geßner selbst kleinste Verformungen wahr. Vor neun Jahren hat der gelernte Kfzschlosser Matzick die Marktlücke für sich entdeckt.
Bei neu verlegten Kunststoffleitungen etwa dürfen die Abweichungen nicht mehr als sechs Prozent des Durchmessers betragen. Für das Kameraauge ist das oft nicht mehr wahrnehmbar. Dann macht Matzick im Auftrag von Tiefbaufirmen mit Ultraschall die Probe aufs Exempel. Erst wenn die Leitung diesen Test besteht, können seine Auftraggeber ihre Arbeit als erledigt abrechnen.
Matzick hat das Unternehmen Industrie-dienstleistung Matzick (IDM) aufgebaut. Das war ein kostspieliges Unterfangen. Ganz ohne Eigenkapital musste er die hochwertige Technik beschaffen, ohne die seine Geschäftsideen nicht funktioniert hätte. Eine Bank, die ihm Geld lieh, war schwer zu finden. Referenzen lagen ja noch nicht vor. Nachdem Matzick ein Jahr lang erfolglos bei vielen Geldhäusern in der Region an die Tür geklopft hatte, ließ sich die Sparkasse Mittelthüringen von der Geschäftsidee überzeugen.
Ebelebener Firma hat Marktlücke entdeckt
Vor einem Jahr konnte der Experte sogar einen Mitarbeiter einstellen, da die Auftragslage gut war. Matzick kommt inzwischen selbst nicht mehr aus dem Blaumann heraus, einen acht Stunden-tag kennt er nicht. Er sei aber über die Situation nicht unzufrieden, sagt der Kleinunternehmer.
Ingenieurwissen ist in seinem Job gefragt, dabei hat Matzick nie einen Hörsaal von innen gesehen. Der Unternehmer stammt ursprünglich aus Niederspier, absolvierte seine zehnte Klasse an der Schule in Schernberg. Technisches Verständnis hatte er als Junge schon immer, so erlernte er den Beruf eines Kfz-schlossers. Später kam noch eine Ausbildung als Elektriker hinzu. „Arbeitslos war ich nie und darauf bin ich besonders stolz“, sagt der heute 50-Jährige.
Bei einer Sondershäuser Firma war er bis 2007 als Rohrreiniger beschäftigt. Als ein Partnerunternehmen einen Servicepartner für Deformations- und Kalibermessung suchte, zögerte Matzick nicht lange und begab sich auf absolutes Neuland. Dazu gehörte nicht nur die nötige Finanzspritze. Matzick musste sich auch Wissen über die computergesteuerte Technik aneignen. Das Spektrum von Spezialdienstleistungen ist über die Jahre enorm gewachsen. Bundesweit ist die Firma mit Leck- und Leitungsrohrmessungen für viele Stadtwerke unterwegs. Mittlerweile geht es auch nach Österreich und in die Schweiz, dort werden Deformationsmessung mit elektronischer Aufzeichnung durchgeführt. Die Ultraschall-durchflussmessung, mit der die Genauigkeit von Wasseruhren überprüft wird, gehört ebenfalls zur Angebotspalette der Firma.
Selbst die Bahn nimmt die Dienstleistungen von IDM in Anspruch. Dabei geht es um das Spülen von Tiefenentwässerung rund um das Gleisbett des Schienennetzes. Dafür kommt ein mobiler Spülwagen zum Einsatz. Nun will der Unternehmer im kommenden Jahr voraussichtlich zwei Spezialisten einstellen. Wichtig für den Unternehmer sind technisches Verständnis und der Umgang mit computergestützter Technik.