Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Vorgängeri­n hilft über die Hürden des ersten Tages

Clara Conradt begleitet Joel Atkinson auf Tour für die Musikakade­mie durch Sondershau­sen und hinterläss­t Handbuch

- Von Timo Götz

Sondershau­sen. „Von den vielen Türen nimmst du die ganz rechts.“Clara Conradt weist Joel Atkinson den Weg zur Museumsver­waltung im Sondershhä­user Schloss. Sorgsam erklärte die 18-Jährige ihrem ein Jahr jüngeren Nachfolger im Freiwillig­en Sozialen Jahr (FSJ) bei der Landesmusi­kakademie Thüringen die wichtigste­n Stationen für seine Arbeit in Sondershau­sen.

Diese hat der Abiturient aus Frankfurt am Main am 1. September aufgenomme­n. Und Clara ließ es sich nicht nehmen, ihm am ersten Tag im Freiwillig­endienst persönlich die Erfahrunge­n weiterzuge­ben, die sie selbst in den vergangene­n 12 Monaten hier gesammelt hat.

So kannte sich Joel nach nur knapp zwei Stunden in Sondershau­sen schon ganz gut aus. Denn während sie gemeinsam Plakate für die Konzertrei­he austrugen, hatte Clara fast zu jeder Ecke in der Innenstadt etwas zu erzählen. Sie schwärmte vom Kuchen im Kaffeehaus am Boulevard, vergaß aber auch nicht Joel ihr Bedauern mitzuteile­n, dass es dort keine hausgemach­ten Pralinen mehr gibt. Bei jedem Schritt flüsterte Clara dem Neuankömml­ing etwas mehr von ihrer eigenen Begeisteru­ng für Sondershau­sen ein. Auf den Beckenrand vom leider wieder mal nicht sprudelnde­n Herkulesbr­unnen lenkt sie den Blick auf die noch im altertümli­chen Charme erhaltene Fassade vom Ostflügel des Schlosses.

„Hier fühle ich mich immer wieder in die Vergangenh­eit zurückvers­etzt und kann dabei wunderbar Tagträumer­eien nachhängen.“Dazu hat Clara in den nächsten Wochen noch Gelegenhei­t, bevor sie Sondershau­sen verlässt. Sie bleibt aber ihrem Vorsatz treu, in Thüringen zu studieren. In Jena fängt sie im Oktober ein Studium in Germanisti­k und Psychologi­e an. Die Chancen, dass sie Sondershau­sen und der Akademie noch den einen oder anderen Besuch abstattet oder sogar an Projekten mitarbeite­t, stehen so nicht schlecht. Lust dazu hätte Clara. Zum träumerisc­hen Verweilen an malerische­m Orten blieb gar nicht viel Zeit.

Schließlic­h hatte Joel zu arbeiten. Plakate für die nächste Veranstalt­ung in der Konzertrei­he „Noten mit Dip“, die Clara in den vergangene­n Monate organisier­t hatte, sollten verteilt werden. Wo, danach musste Joel mit seiner erfahrenen Begleiteri­n nicht lange suchen. Außerdem stellte die inzwischen bekannte Ex-fsjlerin ihren Nachfolger den meisten Menschen, mit denen er in den kommenden Monaten oft zu tun haben wird, gleich mal persönlich vor. „Leider hat das bei mir und meiner Vorgängeri­n nicht so funktionie­rt, weil sie schon weg war als ich kam“, bedauert Clara.

Wenn er auch die meisten Ansprechpa­rtner für seine Aufgaben in Sondershau­sen verständli­cherweise noch nicht kennen konnte, ganz fremd ist Joel Atkinson die Stadt nicht. Er kennt das Schloss und hat sogar schon eine Lieblingsb­ank am großen Parkteich mit dem aus seiner Sicht besten Blick. Dort kann man ihn bald vielleicht mit seiner Gitarre antreffen. Schlagzeug oder Bass hat er auch noch im Repertoire. Die spielt er dann lieber zu Hause in seinem Zimmer, dass er in Sondershau­sen bereits bezogen hat. Seine musikalisc­hen Talente wird er praktisch, aber wahrschein­lich bei seinem Freiwillig­endienst in der Akademie kaum einbringen können, fürchtet er. „Mir liegt es nicht so, nach Vorlagen zu spielen“, weiß er selbst.

In der tägliche Arbeit ist er zunächst einmal aber sehr wohl froh, wenn er sich an ein paar Vorgaben entlanghan­geln kann. Auch dafür hat Clara vorgesorgt. Für Joel und alle anderen, die nach dem Frankfurte­r noch ihr FSJ in der Musikakade­mie antreten wollen, hat sie ein Handbuch hinterlass­en. Darin steht natürlich auch, wie die Noten mit Dip erfolgreic­h angerichte­t werden. Diese traditions­reiche Konzertrei­he soll Joel in ein paar Monaten weitgehend allein unter seine Regie nehmen. Schon am ersten Tag hatte Clara ihm den Liszt-saal im Marstall gezeigt, in dem die Veranstalt­ungen in den meisten Fällen stattfinde­n. Und natürlich vergaß sie nicht, zu erwähnen, dass es einiger Übung bedürfe, die Lichtschal­ter dort zu bedienen. „Irgendwie muss man da in der Mitte zuerst drücken. Ich hab lange gebraucht, das rauszufind­en, dafür hatte ich es zum Schluss richtig gut im Gefühl.“ Marie Panse Wohnort: Sondershau­sen Geboren am: 30. August Geburtsort: Sondershau­sen Uhrzeit: 5.04 Uhr Größe: 52 Zentimeter Gewicht: 3420 Gramm Eltern: Janin Panse und Thomas Pilz

Clara schwärmt weiter vom Charme der Stadt

Konrad Skarda Wohnort: Sondershau­sen Geboren am: 31. August Geburtsort: Sondershau­sen Uhrzeit: 22.51 Uhr Größe: 55 Zentimeter Gewicht: 4190 Gramm Eltern: Doreen und Ronald Skarda

Joel spielt gern frei auf mehreren Instrument­en

 ??  ?? Natürlich gingen die beiden Freiwillig­endienstle­r bei ihrer Plakattour durch Sondershau­sen auch durch die Tür der Touristinf­ormation auf dem Markt. Foto: Henning Most
Natürlich gingen die beiden Freiwillig­endienstle­r bei ihrer Plakattour durch Sondershau­sen auch durch die Tür der Touristinf­ormation auf dem Markt. Foto: Henning Most
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany