Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Zwanziger will Ermittlungen anfechten
Anwalt des Ex-dfb-präsidenten: „Verfahrenseinleitung rechtswidrig“. Auch Fedor Radmann unter Verdacht
Seit gestern bin ich wieder im Turniermodus, die 42. Schacholympiade in Baku läuft. Ich empfinde es immer noch als etwas Besonderes, mein Land vertreten zu können. Und vielleicht klappt es sogar mit einer Medaille. Aber auch das Umfeld und die Spielbedingungen passen. Und natürlich schwebt über allem irgendwie Garri Kasparows Geist. Baku ist ja seine Heimatstadt. Folgende Partie spielte der Exweltmeister hier vor 42 Jahren: als 11-Jähriger bei der Spartakiade des Landes. Weiß am Zuge zögert nicht – und gewinnt! Auflösung vom 30. Juli: 1 . . . . Txh3! (Natürlich!) 2. Dxh3 Dxf4 3. a6 Tg3 4. Dh2 De3+ 5. Kh1 Tg7 6. Ta1 Th7 7. Dxh7+ Sxh7 8. Sb6 Sf6 9. Ta3 De1 und Weiß gab auf. Bern. Franz Beckenbauer schweigt, auch Wolfgang Niersbach hält sich bedeckt – nur Theo Zwanziger fährt schwere juristische Geschütze auf. Der ehemalige Dfb-präsident will das von der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen ihn und seine früheren Wm-ok-mitstreiter eröffnete Ermittlungsverfahren wegen Betruges, Geldwäscherei und Veruntreuung rechtlich anfechten. „Die Verfahrenseinleitung ist rechtswidrig und verletzt meinen Mandanten in seiner Ehre und seinen Rechten“, sagte Zwanzigers Anwalt Hansjörg Metz.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte am Vortag mitgeteilt, dass sie im Zusammenhang mit der Affäre um die Vergabe der Fußball-wm 2006 bereits seit dem 6. November 2015 gegen Zwanziger sowie dessen ehemalige Ok-mitstreiter Beckenbauer, Niersbach und Horst R. Schmidt ermittele.
Am Freitag wurde ein weiterer Verdächtiger bekannt: Fedor Radmann. Die Behörde bestätigte, dass „im Rahmen des Fußballkomplexes“auch gegen den Beckenbauer-vertrauten ermittelt werde. Zu Hintergründen teilte die Behörde nichts mit.
Eine Facette der Ermittlungen gegen das frühere Wm-okquartett ist eine Zahlung aus dem Jahr 2002. Damals flossen sechs Millionen Schweizer Franken von einem Beckenbauer-konto über eine Schweizer Anwaltskanzlei nach Katar an eine Firma, die dem früheren Fifa-vizepräsidenten und mittlerweile wegen Korruption lebenslang gesperrten Mohammed bin Hammam zugerechnet wird. dpa