Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Schwan im Zenit
Ende des Monats beginnt mit der Tagundnachtgleiche der astronomische Herbst
Noch trägt der Anblick des abendlichen Sternenhimmels sommerlichen Charakter. Allerdings hat sich die Szenerie der Sommersternbilder nach Westen verschoben. Das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair steht hoch über unseren Köpfen. Der Schwan hält sich fast exakt im Zenit auf.
In klarer Nacht erblickt man hier die sommerliche Milchstraße. Ihr Lichtband zieht im großen Bogen vom Nordosthorizont über den Scheitelpunkt zum Südwesten, wo es durch das Sternbild Schütze geht.
Der Große Wagen sinkt im Nordwesten herab, während das Himmels-w, die Kassiopeia, im Nordosten emporsteigt. Beide Bilder sind in Mitteleuropa zirkumpolar, das heißt, sie gehen nie unter und sind somit in jeder klaren Nacht zu sehen.
Tief im Süden stößt man auf das Sternbild Steinbock. Flankiert wird der Steinbock von seinen Nachbarn Schütze im Westen und Wassermann im Osten. Den Osthimmel hat inzwischen das Pegasusquadrat erobert. Es heißt auch Herbstviereck, denn der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbstes. An der Nordostecke des Pegasusvierecks hängt die Sternenkette der Andromeda. Tief im Osten ist das Sternbild Widder aufgegangen.
Venus zeigt sich in der Abenddämmerung tief im Westen. Zu Monatsbeginn geht Venus kurz vor neun Uhr abends unter, Ende September bereits eine Stunde früher.
Ebenfalls am Abendhimmel sind knapp über dem Südwesthorizont Mars und Saturn auszumachen. Mit dem hellen, roten Überriesenstern Antares im Skorpion bilden sie ein auffälliges Dreieck, zu dem sich am 8. September der zunehmende Halbmond gesellt – ein interessanter Anblick gegen 21 Uhr. Jupiter hingegen hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen.
Der Merkur zeigt sich zum Monatsende in der Morgendämmerung knapp über dem Osthorizont. Vollmond wird am 16. September um 21.05 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht.
Die Sonne verlässt am frühen Nachmittag des 16. September das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau. Am 22. September überschreitet sie den Himmelsäquator um 16.21 Uhr in südlicher Richtung – der astronomische Herbst beginnt. An diesem Tag ist der Tagund Nachtbogen der Sonne gleich groß, weshalb man von der Herbst-tagundnachtgleiche spricht.
Da Auf- und Untergang der Sonne jeweils für den oberen Sonnenrand kalkuliert werden und außerdem die atmosphärische Strahlenbrechung die Sonnenscheibe am Horizont etwa ein halbes Grad höher erscheinen lässt, tritt die eigentliche Tagundnachtgleiche erst drei Tage später am 25. ein. An diesem Tag geht die Sonne in 50 Grad Nord um 7.11 Uhr auf und um 19.11 Uhr unter.
Der Schnittpunkt der absteigenden Sonnenbahn mit dem Himmelsäquator wird Herbstpunkt genannt. Er markiert den Beginn des Tierkreiszeichens Waage. dpa