Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Offenes Vergnügen
Fahrbericht: Schnapphaken auf, ein Ruck, ein Klack und schon zeigt sich der Roadster von seiner schönsten Seite
Autofahren ist oft nur Mittel zum Zweck. Aufgestiegen in einen Van oder reingehopst in einen SUV und alles geht wie von selbst. Oft fragt man sich nach einer Routinefahrt, bin ich da oder da lang gefahren? Autofahren als Automatismus.
Das ist beim MX-5 im Grunde genommen auch so – alles geht wie von selbst, aber eben ganz anders. In diesen Roadster steigt man nicht ein, nein, man zieht ihn sich an – und stellt fest, der passt wie angegossen. Wie der gute Anzug, für den Fall, dass die Sommerdiät auch was gebracht hat. Denn in den MX-5 gelangt man nur mit einer mehr oder weniger eleganten Schlängelbewegung. Ist dies vollbracht, wähnt man sich auf der Straße sitzend. Doch schnell hat man die ungewohnte Situation erfasst, blickt vor dem Start kurz hoch zu den Vans und SUVS.
Im Handumdrehen sind Fahrer und Maschine eins. Ein Griff an den Schnapphaken, mit Schwung das Verdeck nach hinten geworfen, ein Drücker mit der flachen Hand auf die Stoffkapuze und sie rastet ein. Offen und ehrlich, wer braucht schon einen E-motor zum Öffnen und Schließen eines Verdecks oder einen Nackenfön. Und dann passiert, was wohl jedem Mx-5fahrer widerfährt. Man nimmt automatisch die Mx-5-grundhaltung ein. Und die geht so: Der rechte Arm liegt auf der Mittelkonsole, die Hand umschließt den Schaltknauf.
Die Füße tätscheln wie von selbst die Pedalerie. Ein Druck auf das Gaspedal lässt den Motor grummeln, die Vorfreude auf das zu erwartende Fahrvergnügen ansteigen.
Der MX-5 in der vierten Generation hält, was Mazda verspricht. Er ist wieder ein leichter Sportwagen, und er ist noch immer eine Fahrmaschine. Die Japaner fahren gegen den Trend: der MX-5 ist kleiner, leichter und kürzer als sein Vorgänger. Viel Platz ist nicht für den Fahrer, doch das ist Absicht. Mazda rühmt sich, die kleinste je gebaute Kabine für seinen Kultroadster konstruiert zu haben, den Radstand verringert, das Auto um die Radläufe herum konstruiert zu haben.
Welcher Hersteller macht denn so etwas, in einer automobilen Welt, in der alles größer und stärker sein muss. Mazda macht es und sagt: Man habe den MX-5 fahrerzentriert. Im Klartext: Frau oder Mann am Volant rutschten einen Tick nach hinten. Der Roadster ist ausbalanciert, der Schwerpunkt tief. Der MX-5 will gefahren werden. Startknopf gedrückt, 131 PS erwachen. In Go-kartmanier schießt der Roadster los. Klack! Klack! Klack! Die Gänge rasten ein, die Lenkung vermittelt die Beschaffenheit der Fahrbahn. Anbremsen, einlenken, aufmachen und Gas geben. Hacke, Spitze – für einen Moment der Welt entrückt.