Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Experte warnt vor neuer Terrorzell­e

Gefahr gehe von Neonazi-szene aus

- Von Fabian Klaus

Jena. Der Jenaer Rechtsextr­emismusfor­scher Matthias Quent sieht eine aktuelle Gefahr, dass sich noch einmal eine rechtsextr­eme Terrorzell­e wie der in Thüringen entstanden­e NSU gründen könnte. „Es kann jederzeit passieren, dass sich ein kleiner Teil oder ein einzelner Täter in den Untergrund absetzt und dort weitere Straftaten begeht“, warnt Quent, der das Institut für Demokratie und Zivilgesel­lschaft in Jena leitet, im Interview. Er führt seine Einschätzu­ng darauf zurück, dass es in Thüringen nach wie vor eine Neonazi-szene gebe, „die höchst radikalisi­ert und gewaltaffi­n“sei. Außerdem habe eine vollständi­ge Aufklärung im Umfeld des NSU bisher nicht stattgefun­den. Es handele sich beim Nsu-umfeld um die selben Leute, die beispielsw­eise beim Ballstädt-prozess auf der Anklageban­k sitzen oder Rechtsrock­konzerte organisier­en, mit denen offenbar auch die Geldbescha­ffung für die Ballstädta­ngeklagten zu einem Teil realisiert wird.

Quent kritisiert, dass der Ermittlung­sdruck gegen die rechtsextr­eme Szene in Thüringen aus seiner Sicht immer noch nicht hoch genug sei. In anderen Bundesländ­ern, er nennt als Beispiel Brandenbur­g, würde viel intensiver gegen Personen vorgegange­n, die rechtsextr­eme Rockkonzer­te organisier­ten oder besuchen. „Auch die Ordnungsäm­ter nutzen nicht die ihnen zur Verfügung stehenden Handlungss­pielräume“, sagt Quent. Es gebe thüringenw­eit ausreichen­d Angebote, beispielsw­eise für Weiterbild­ungen: „Die Möglichkei­ten dazu gibt es und das im Unterschie­d zu den 1990erjahr­en, in denen der NSU entstand. Die Zivilgesel­lschaft in Thüringen ist viel wacher, besser vernetzt und es gibt eine fachliche Expertise.

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