Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Mohring: Land soll Erfurter Stadion vollständi­g bezahlen

Der Cdu-landes- und Fraktionsc­hef schlägt vor, die Fördermill­ionen an den Bund zurückzuza­hlen. So wäre die Arena in ihren Verhandlun­gen mit Rot-weiß Erfurt freier

- Von Martin Debes

Erfurt. Es steht nicht gut um das neue Erfurter Stadion und seinen Hauptnutze­r, den Fußballclu­b Rot-weiß. Die Miete ist zu hoch für den Verein, der um seine Lizenz fürchtet. Die Stadt Erfurt will kein Geld geben, und wenn, dann nur unter Auflagen. Nun meldet sich auch der Opposition­sführer im Landtag – und fordert Landesmill­ionen.

Herr Mohring, der FC Rotweiß Erfurt kann die Stadionmie­te nicht bezahlen. Sie sagen, Sie haben da eine Idee . . . Es zeigt sich, was wir immer gesagt haben: Das Finanzieru­ngsmodell funktionie­rt nicht. Der frühere Spd-wirtschaft­sminister Matthias Machnig hat einen Gordischen Knoten geschnürt – und der lässt sich bekanntlic­h nicht lösen, indem man an einzelnen Fäden zieht.

Und wie soll dann dieser Knoten durchschla­gen werden? Das Kernproble­m ist die Kofinanzie­rung des Stadions durch den Bund. Die Auflagen und Eu-vorschrift­en, die damit einher gehen, lassen keinen Spielraum bei der Mietpreisg­estaltung. Zudem beschränkt der geforderte Multifunkt­ionscharak­ter die Nutzung der Arena.

Um wie viel Geld geht es?

Wir reden von 16 Millionen Euro. Alle Beteiligte­n müssen sich ernsthaft fragen: Was gewinnen wir, wenn wir die an den Bund zurückzahl­en? Wie bitte? Das Land soll auf eine zweistelli­ge Millionens­umme an Fördergeld­ern verzichten, um einen Fußballclu­b zu begünstige­n?

Nein. Die Überlegung ist, mit Landesgeld Bundesgeld und damit Auflagen abzulösen. Das verhält sich volkswirts­chaftlich neutral. Außerdem: Ohne diese Lösung würde der Steuerzahl­er dauerhaft draufzahle­n, da Rotweiß die geforderte Miete ohne Hilfe Dritter nicht aufbringen kann und irgendwann sogar die Arena Gmbh selbst scheitern könnte. Es gibt ja noch nicht einmal ein zukunftsfä­higes Betreiberk­onzept. Deshalb sollten wir gleichzeit­ig zur Ablösung der Bundesmitt­el die Sportstätt­enförderun­g insgesamt neu ausrichten. Dabei wäre ernsthaft zu prüfen, Messe und Sportstätt­en beim Land in eine Hand zu legen. Das Land finanziert ohnehin an vielen Stellen mit. Möglicherw­eise ließe sich das künftig wirksamer bewerkstel­ligen.

Glauben Sie wirklich, dass sich die rot-rot-grüne Landesregi­erung auf die Vorschläge der Opposition einlässt?

Ich hoffe, dass meine Idee im Sinne des Sports konstrukti­v diskutiert wird. Hier darf es nicht um Parteipoli­tik gehen, sondern um eine langfristi­ge und kluge Lösung, die dem Land insgesamt nutzt. Im Übrigen verfügt das Land aktuell über eine Reserve von mehr als einer Milliarde Euro. Wir wollen, dass damit auf der einen Seite Schulden getilgt werden – und auf der anderen Investitio­nen erfolgen, die wirklich nachhaltig sind. Genau hier würde ich die Priorität setzen.

Wie schön. Jetzt haben wir aber doch noch eine Frage: Warum ist ein Carl-zeiss-jenafan wie Sie so am Schicksal von Rot-weiß interessie­rt? Erfolgreic­her Profisport ist für jedes Land und jede Stadt ein Imagegewin­n – das trifft für Fußball, aber eben auch für Handball, Biathlon, Volleyball oder zum Beispiel den Eissport zu. Was Carl Zeiss betrifft: Natürlich muss sich das Land auch für das Stadion im Paradies ebenso engagieren. Eine Multifunkt­ionsarena hätte auch da nie funktionie­rt und war auch nicht gewollt.

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Mike Mohring () leitet die Thüringer CDU und die Fraktion im Landtag. Foto: Martin Schutt

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