Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Kunst gegen Populismus
über die Pläne von Museumsdirektorin Beatrix Ruf
Es waren die Brandanschläge in Hoyerswerda, die die Niederländer aufregten. Das vereinte Deutschland schien nach Rechts abzudriften. Der Welttag gegen Rassismus, den die Uno 1960 eingeführt hat, war Anlass für eine Großdemo in Amsterdam. Am 22. März 1992 marschierten rund 100 000 Menschen über den Dam zum Museumsplatz am Rijksmuseum und Stedelijk Museum. Es war ein sonniger Tag und endlich mal so richtig warm, erinnere ich mich. Die Stimmung war trotz der Proteste unbeschwert „Die Niederlande bekennen Farbe“, hieß das Motto. So eine Demonstration hatte seit den 1980er-jahren nicht mehr gegeben.
Ein Jahr später starteten die Niederländer eine Postkartenaktion gegen die angebliche Untätigkeit der Bundesregierung. Anlass war der Brandanschlag in Solingen. Mehr als 1,2 Millionen Karten wurden nach Bonn geschickt. „Ich bin wütend“stand darauf. Das hatte es bis dahin auch nicht gegeben.
Ausgerechnet eine Deutsche macht jetzt in Amsterdam gegen den Rechtsruck in den Niederlanden mobil. Auch wenn Ministerpräsident Mark Rutte die Parlamentswahl in der vergangenen Woche gewonnen hat, sieht es nicht danach aus, dass Rechtspopulist Geert Wilders Ruhe gibt. Er ist mit seiner Partei PVV zweitstärkste Kraft im Parlament geworden. Beatrix Ruf, die aus Deutschland stammende Direktorin des weltberühmten Stedelijk Museums, mischt sich in die Debatten ein. „Das Museum ist ein öffentliches Institut für zeitgenössische Kunst“, erklärte sie, um dann zu fragen: „Wollen wir die Errungenschaften aufgeben, die die Aufklärung gebracht hat?“Gleich fünf Ausstellung sollen in diesem Jahr das Thema Migration und Flucht behandeln. Es sei das kein parteilpolitisches Statement, aber natürlich denken Künstler über die heutigen Zustände nach. Es sei Aufgabe ihres Museums, einen Kontext gegenüber den Vereinfachungen des Wahlkampfes anzubieten.
Übrigens, der Internationale Tag gegen den Rassismus ist heute.