Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Rathaus mit verglastem Innenhof und neuer historischer Ansicht
Sanierung und Umbau des Gebäudes wird 4,8 Millionen Euro kosten und soll 2019 abgeschlossen sein
Sondershausen. So wie Baumeister Carl Scheppig sie schon vor mehr als 150 Jahren entwarf, soll die Fassade vom Sondershäuser Rathaus nach der Sanierung wieder aussehen. Dafür müssen einige nachträglich aus der streng klassizistischen Symmetrie herausgerückten Fenster wieder in die alte Reihe und Ordnung gesetzt werden, die Scheppig beim Umbau 1837 für alle Gebäude des Ensembles rund um den Markt vorgab.
Drinnen will sich Planer Karsten Schmidt an noch viel älteren Vorlagen orientieren. „Im Trausaal werden Deckengewölbe aus dem 14. Jahrhundert wieder freigelegt. Sie sind noch vom Ursprungsgebäude erhalten.“Darin wird sich der Saal künftig über zwei Ebenen mit einer Galerie ausdehnen. Die Decke, die beide Etagen jetzt noch trennt, wird voraussichtlich noch vor dem Sommer herausgerissen. Ebenso alle anderen Ein- und Umbauten, die den historischen Gebäudekern überdecken.
Restauratoren und Denkmalschützer gefragt
Danach seien erst einmal Restauratoren und Denkmalschützer gefragt, die historischen Vorlagen herauszuarbeiten, nach denen das Rathaus später im Detail saniert werden soll, erklärt Planer Schmidt. Die grobe Linie für den Umbau des historischen Bauwerks aber hat er bereits abgesteckt. Die ziehe sich in drei Abschnitten durch das gesamte Ensemble. Im Hauptgebäude wird neben dem Trausaal vor allem der Eingangsbereich komplett verändert. Auch dort verschwinden die niedrigen Decken, es entsteht ein Foyer mit Plätzen für den Bürgerservice.
Das neue Treppenhaus mit einem Fahrstuhl kommt in den Innenhof, der bekommt ein Glasdach und die Ostseite eine Glaswand, so dass man den Innenhof für Ausstellungen und Empfänge nutzen kann. Ein zusätzlicher Fluchtweg führt bis in den ehemaligen Ratskeller. Dort befindet sich künftig ein kleines Bistro, das für Catering oder auch saisonweise vermietet werden soll. In die Räume, die an den künftigen Trausaal angrenzen, zieht die Stadtinformation ein. Im Seitenflügel entlang der Burgstraße wird das Dachgeschoss für neue Büroräume ausgebaut. Diese Flächen würden zusätzlich geschaffen, sonst bleibe die Raumstruktur in den Arbeitsbereichen so wie bisher.
Komplett erneuert werden sämtliche Elektroleitungen sowie die Heizung und alle Sanitärinstallationen. Die Leitungssysteme waren bei den Sanierungsarbeiten in den 1990er Jahren nicht mit modernisiert worden. Brandschutz, Elektroleitungen seien veraltet, das Haus verwinkelt, Räume und Durchgänge zu klein und es ist nicht für jeden Bürger zugänglich, stellt Schmidt fest.
Aus dem städtischen Haushalt müssen nach derzeitigem Stand nur 287 000 Euro in den Umbau fließen. 90 Prozent der förderfähigen Kosten von etwa drei Millionen Euro tragen Bund und Land über das Städtebauprogramm, eine weitere Förderung gibt es aus dem Strukturprogramm für den Kyffhäuserkreis. Weil sich die Gesamtkosten auf etwa 4,8 Millionen Euro summieren ist ein Kredit über 1,6 Millionen Euro notwendig. Der wird von der städtischen Wohnungsgesellschaft Wippertal aufgenommen.
In deren Eigentum ist das Rathaus übergegangen. Ein Euro wurde gezahlt. Refinanziert wird das Darlehen über die Mieteinnahmen. 6800 Euro kalt wird die Stadt bis zum Auslaufen des Mietvertrags 2040 an die städtische Tochter überweisen, an der die Stadt 97,64 Prozent der Anteile hält und die Stadt Ebeleben den Rest.
Der förderunschädliche Vorhabensbeginn wurde der Stadt bereits genehmigt. Ist der Haushalt genehmigt, dann könne begonnen werden mit dem Umbau, sagte Bürgermeister Joachim Kreyer (CDU).
Ende März wird der Stadtchef als Letzter aus dem Rathaus ausziehen, dann könne die Entkernung beginnen. Ende dieses Jahres oder Anfang des nächsten Jahres werden dann die Bauarbeiten beginnen. Ab 2019 soll das sanierte Rathaus dann endlich barrierefreie Anlaufstelle für alle Bürger sein.