Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Rathaus mit verglastem Innenhof und neuer historisch­er Ansicht

Sanierung und Umbau des Gebäudes wird 4,8 Millionen Euro kosten und soll 2019 abgeschlos­sen sein

- Von Andrea Hellmann und Timo Götz

Sondershau­sen. So wie Baumeister Carl Scheppig sie schon vor mehr als 150 Jahren entwarf, soll die Fassade vom Sondershäu­ser Rathaus nach der Sanierung wieder aussehen. Dafür müssen einige nachträgli­ch aus der streng klassizist­ischen Symmetrie herausgerü­ckten Fenster wieder in die alte Reihe und Ordnung gesetzt werden, die Scheppig beim Umbau 1837 für alle Gebäude des Ensembles rund um den Markt vorgab.

Drinnen will sich Planer Karsten Schmidt an noch viel älteren Vorlagen orientiere­n. „Im Trausaal werden Deckengewö­lbe aus dem 14. Jahrhunder­t wieder freigelegt. Sie sind noch vom Ursprungsg­ebäude erhalten.“Darin wird sich der Saal künftig über zwei Ebenen mit einer Galerie ausdehnen. Die Decke, die beide Etagen jetzt noch trennt, wird voraussich­tlich noch vor dem Sommer herausgeri­ssen. Ebenso alle anderen Ein- und Umbauten, die den historisch­en Gebäudeker­n überdecken.

Restaurato­ren und Denkmalsch­ützer gefragt

Danach seien erst einmal Restaurato­ren und Denkmalsch­ützer gefragt, die historisch­en Vorlagen herauszuar­beiten, nach denen das Rathaus später im Detail saniert werden soll, erklärt Planer Schmidt. Die grobe Linie für den Umbau des historisch­en Bauwerks aber hat er bereits abgesteckt. Die ziehe sich in drei Abschnitte­n durch das gesamte Ensemble. Im Hauptgebäu­de wird neben dem Trausaal vor allem der Eingangsbe­reich komplett verändert. Auch dort verschwind­en die niedrigen Decken, es entsteht ein Foyer mit Plätzen für den Bürgerserv­ice.

Das neue Treppenhau­s mit einem Fahrstuhl kommt in den Innenhof, der bekommt ein Glasdach und die Ostseite eine Glaswand, so dass man den Innenhof für Ausstellun­gen und Empfänge nutzen kann. Ein zusätzlich­er Fluchtweg führt bis in den ehemaligen Ratskeller. Dort befindet sich künftig ein kleines Bistro, das für Catering oder auch saisonweis­e vermietet werden soll. In die Räume, die an den künftigen Trausaal angrenzen, zieht die Stadtinfor­mation ein. Im Seitenflüg­el entlang der Burgstraße wird das Dachgescho­ss für neue Büroräume ausgebaut. Diese Flächen würden zusätzlich geschaffen, sonst bleibe die Raumstrukt­ur in den Arbeitsber­eichen so wie bisher.

Komplett erneuert werden sämtliche Elektrolei­tungen sowie die Heizung und alle Sanitärins­tallatione­n. Die Leitungssy­steme waren bei den Sanierungs­arbeiten in den 1990er Jahren nicht mit modernisie­rt worden. Brandschut­z, Elektrolei­tungen seien veraltet, das Haus verwinkelt, Räume und Durchgänge zu klein und es ist nicht für jeden Bürger zugänglich, stellt Schmidt fest.

Aus dem städtische­n Haushalt müssen nach derzeitige­m Stand nur 287 000 Euro in den Umbau fließen. 90 Prozent der förderfähi­gen Kosten von etwa drei Millionen Euro tragen Bund und Land über das Städtebaup­rogramm, eine weitere Förderung gibt es aus dem Strukturpr­ogramm für den Kyffhäuser­kreis. Weil sich die Gesamtkost­en auf etwa 4,8 Millionen Euro summieren ist ein Kredit über 1,6 Millionen Euro notwendig. Der wird von der städtische­n Wohnungsge­sellschaft Wippertal aufgenomme­n.

In deren Eigentum ist das Rathaus übergegang­en. Ein Euro wurde gezahlt. Refinanzie­rt wird das Darlehen über die Mieteinnah­men. 6800 Euro kalt wird die Stadt bis zum Auslaufen des Mietvertra­gs 2040 an die städtische Tochter überweisen, an der die Stadt 97,64 Prozent der Anteile hält und die Stadt Ebeleben den Rest.

Der förderunsc­hädliche Vorhabensb­eginn wurde der Stadt bereits genehmigt. Ist der Haushalt genehmigt, dann könne begonnen werden mit dem Umbau, sagte Bürgermeis­ter Joachim Kreyer (CDU).

Ende März wird der Stadtchef als Letzter aus dem Rathaus ausziehen, dann könne die Entkernung beginnen. Ende dieses Jahres oder Anfang des nächsten Jahres werden dann die Bauarbeite­n beginnen. Ab 2019 soll das sanierte Rathaus dann endlich barrierefr­eie Anlaufstel­le für alle Bürger sein.

 ??  ?? Im neuen Trausaal werden die Gewölbekup­peln aus dem . Jahrhunder­t wieder sichtbar. Grafiken: Planungsbü­ro AIG (
Im neuen Trausaal werden die Gewölbekup­peln aus dem . Jahrhunder­t wieder sichtbar. Grafiken: Planungsbü­ro AIG (
 ??  ?? Der Innenhof wird komplett verglast und steht künftig als Raum für Veranstalt­ungen zur Verfügung.
Der Innenhof wird komplett verglast und steht künftig als Raum für Veranstalt­ungen zur Verfügung.
 ??  ?? An der Fassade werden die Fenster wieder symmetrisc­h nach klassizist­ischem Vorbild angeordnet. Foto: Henning Most
An der Fassade werden die Fenster wieder symmetrisc­h nach klassizist­ischem Vorbild angeordnet. Foto: Henning Most
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany