Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Wenn schon, dann nur mit Weimar
... und Sömmerda soll Kreissitz bleiben
Schallenburg. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution hat sich die Kreissektion Sömmerda des Gemeinde- und Städtebundes, so etwas wie die Vollversammlung der Bürgermeister und Vg-chefs, in Schallenburg für eine Gebietsreform-orientierung in Richtung Weimarer Land und Weimar ausgesprochen.
Falls es dazu kommen sollte. Erster Satz der Resolution ist jedoch der Wunsch nach einem Fortbestehen des Landkreises Sömmerda. Darauf hatte vehement Andislebens Bürgermeister Hans Vollrath (SPD) gedrungen und viel Beifall geerntet. „Warum sollen wir denn gleich die Flinte ins Korn werfen? Wir sind doch all die Jahre im Landkreis Sömmerda gut gefahren!“, unterstrich er.
Zuvor hatte Buttstädts Bürgermeister Hendrik Blose (CDU) dafür votiert, der Landesregierung ein klares Signal gegen die vorgeschlagene Verbindung mit Kyffhäuserkreis und Nordhausen und für eine mit Weimar und dessen Umland zu senden.
Landrat Harald Henning (CDU) unterstützte den Resolutionsvorschlag: „Dann kann uns niemand vorwerfen, wir hätten nichts gesagt!“
Zudem deutete er an, dass es deutliche Signale aus Erfurt gebe, dass die Nord-variante vom Tisch sei. „Aber ich habe und kenne nichts Schriftliches!“
Dafür ließ der Gsb-kreissektionschef Matthias Bogk (CDU) durchblicken, dass Kyffhäuserlandrätin Antje Hochwind (SPD) sich schon mal nach den Strukturen der Sömmerdaer Kreisverwaltung erkundigt habe: „Wegen der Prüfung der Möglichkeiten einer Zusammenführung“, so Bogk.
Hinterm Schmücke-tunnel haben sie es bekanntermaßen eilig, in ihrem Sinne Nägel mit Köpfen zu machen.
In Teil 3 der Resolution sprechen sich die Kommunalpolitiker unabhängig vom vielleicht neuen Kreiszuschnitt für Sömmerda als Kreissitz aus. Menteroda. Kletterwand. Seilbahn. Motorsport. – Was ist auf einer Kalihalde in Sachen Tourismus alles machbar? Die Ideen sind vielfältig, aber nicht alles ist technisch und finanziell realisierbar. Experten müssen sich des Themas annehmen. So sieht es der Plan von Landratsamt Unstrut-hainich, Gemeinde Menteroda und dem derzeitigen Betreiber für den Kaliberg in Menteroda vor.
Acht Millionen Tonnen Material haben in den vergangenen 27 Jahren den künstlichen Berg geformt. Seit dem Jahr der Einstellung der Kaliproduktion 1990 bewirtschaftet die Menteroda Recycling Gmbh das riesige Areal. Einige Hänge sind schon kräftig mit Sträuchern und kleinen Bäumen bewachsen. Die Natur holt sich den Berg langsam zurück.
Täglich fahren aber immer noch schwere Lkw über die Wege und die asphaltierte Straße hinauf und kippen auf dem Plateau ihre Ladung ab, um die Rückstandshalde abzudecken. Diese war ursprünglich als Lagerstätte für Reststoffe des Kaliwerkes angelegt worden. Doch das Ende ist jetzt absehbar. Nach vorsichtiger Schätzung von Diether Trautvetter, dem Geschäftsführer der Menteroda Recycling, könnte die Rekultivierung der Halde in etwa fünf Jahren abgeschlossen sein. Mit 510 Meter ist der Berg bereits die höchste Erhebung im Unstruthainich-kreis.
Die Halde habe ihre konturgebende Form nahezu erreicht und soll nicht mehr höher werden, sagt Trautvetter mit Verweis auf die Pläne des Thüringer Landesbergamtes, das regelmäßig Kontrollflüge unternimmt. Damit ist man in Menteroda weiter als an allen anderen ehemaligen Kali-standorten in Nordthüringen. Die Halde in Menteroda habe Modellcharakter für Nordthüringen, heißt es aus dem Landratsamt.
Eine Studie zur wirtschaftlichen Nachnutzung des Areals wurde bereits vor einem Jahr innerhalb des Regionalmanagements des Landkreises in Auftrag gegeben. Rings um die Kaliabraumhalde am ehemaligen Schacht haben sich nach Auskunft aus dem Landratsamt seit Anfang der 1990er-jahre Gewerbetreibende aus den verschiedensten Branchen angesiedelt.
Das Konzept des Ingenieurbüros Jena-geos zeigt unter anderem eine mögliche Nutzung als Energiepark für Solarstrom auf. Aber auch der Anbau von Biomasse-pflanzen auf dem Haldenplateau sei denkbar. Schließlich kommt das Ingenieurbüro zu dem Ergebnis, dass auch eine touristische Nutzung nicht uninteressant für die Region sei.
Um mit Abschluss der Rekultivierung Pläne dafür in der Hand zu haben und diese schon bei den jetzigen Arbeiten zu nutzen, sollen sich Experten speziell mit dem Thema Tourismus auf der Halde beschäftigen, meint Landrat Harald Zanker (SPD). Die touristische Nutzung des Salzberges sei einmalig zwischen Possen, Hainich und Wartburg. Ein Geo- und Erlebnispfad zum Thema Bergbau sei vorstellbar. Positiv zu den Plänen steht Thüringens Wirtschafts-staatssekretär Georg Maier (SPD), wie er jüngst bei einem Besuch sagte. Angedacht ist, die Studie aus Mitteln des Regional-managements Nordthüringen zu finanzieren.
Schon jetzt finden das jährliche Haldenfest und der Haldenlauf viel Zuspruch. Motocrossveranstaltungen gibt es hier bereits, Gleitschirmflieger nutzen den Berg regelmäßig, erklärt Diether Trautvetter, auch das Bergbau-museum werde gut angenommen. Und nicht zuletzt gehe es auch darum, Arbeitsplätze zu sichern. Derzeit sind 18 Mitarbeiter bei der Menteroda Recycling beschäftigt.
Wesentlich für die Zukunft der Halde ist die Frage der Eigentumsverhältnisse, hieß es. Will die Gemeinde selbst Eigentümer werden oder bleibt es die Menteroda Recycling Gmbh oder deren Nachfolger? Fest steht: Das Landesbergamt wird immer die Aufsicht über die Halde behalten.
Dass Tourismus auf dem Salzberg funktioniert, zeigt das Beispiel des „Kalimandscharo“nördlich von Magdeburg. Auf der Abraum-halde des dortigen K+s-werkes finden regelmäßig Bergtouren statt. Im Sommer ist eine Theaterbühne unter freiem Himmel aufgebaut. Allerdings steht hinter dem Projekt ein finanzstarker Industriekonzern.
Welche Chancen Menteroda hat, soll die zu erstellende Machbarkeitsstudie zeigen. Wenn es nach dem Landrat geht, wird sie noch vor dem Sommer in Auftrag gegeben.