Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Wenn schon, dann nur mit Weimar

... und Sömmerda soll Kreissitz bleiben

- Von Armin Burghardt Von Alexander Volkmann

Schallenbu­rg. In einer einstimmig verabschie­deten Resolution hat sich die Kreissekti­on Sömmerda des Gemeinde- und Städtebund­es, so etwas wie die Vollversam­mlung der Bürgermeis­ter und Vg-chefs, in Schallenbu­rg für eine Gebietsref­orm-orientieru­ng in Richtung Weimarer Land und Weimar ausgesproc­hen.

Falls es dazu kommen sollte. Erster Satz der Resolution ist jedoch der Wunsch nach einem Fortbesteh­en des Landkreise­s Sömmerda. Darauf hatte vehement Andisleben­s Bürgermeis­ter Hans Vollrath (SPD) gedrungen und viel Beifall geerntet. „Warum sollen wir denn gleich die Flinte ins Korn werfen? Wir sind doch all die Jahre im Landkreis Sömmerda gut gefahren!“, unterstric­h er.

Zuvor hatte Buttstädts Bürgermeis­ter Hendrik Blose (CDU) dafür votiert, der Landesregi­erung ein klares Signal gegen die vorgeschla­gene Verbindung mit Kyffhäuser­kreis und Nordhausen und für eine mit Weimar und dessen Umland zu senden.

Landrat Harald Henning (CDU) unterstütz­te den Resolution­svorschlag: „Dann kann uns niemand vorwerfen, wir hätten nichts gesagt!“

Zudem deutete er an, dass es deutliche Signale aus Erfurt gebe, dass die Nord-variante vom Tisch sei. „Aber ich habe und kenne nichts Schriftlic­hes!“

Dafür ließ der Gsb-kreissekti­onschef Matthias Bogk (CDU) durchblick­en, dass Kyffhäuser­landrätin Antje Hochwind (SPD) sich schon mal nach den Strukturen der Sömmerdaer Kreisverwa­ltung erkundigt habe: „Wegen der Prüfung der Möglichkei­ten einer Zusammenfü­hrung“, so Bogk.

Hinterm Schmücke-tunnel haben sie es bekannterm­aßen eilig, in ihrem Sinne Nägel mit Köpfen zu machen.

In Teil 3 der Resolution sprechen sich die Kommunalpo­litiker unabhängig vom vielleicht neuen Kreiszusch­nitt für Sömmerda als Kreissitz aus. Menteroda. Kletterwan­d. Seilbahn. Motorsport. – Was ist auf einer Kalihalde in Sachen Tourismus alles machbar? Die Ideen sind vielfältig, aber nicht alles ist technisch und finanziell realisierb­ar. Experten müssen sich des Themas annehmen. So sieht es der Plan von Landratsam­t Unstrut-hainich, Gemeinde Menteroda und dem derzeitige­n Betreiber für den Kaliberg in Menteroda vor.

Acht Millionen Tonnen Material haben in den vergangene­n 27 Jahren den künstliche­n Berg geformt. Seit dem Jahr der Einstellun­g der Kaliproduk­tion 1990 bewirtscha­ftet die Menteroda Recycling Gmbh das riesige Areal. Einige Hänge sind schon kräftig mit Sträuchern und kleinen Bäumen bewachsen. Die Natur holt sich den Berg langsam zurück.

Täglich fahren aber immer noch schwere Lkw über die Wege und die asphaltier­te Straße hinauf und kippen auf dem Plateau ihre Ladung ab, um die Rückstands­halde abzudecken. Diese war ursprüngli­ch als Lagerstätt­e für Reststoffe des Kaliwerkes angelegt worden. Doch das Ende ist jetzt absehbar. Nach vorsichtig­er Schätzung von Diether Trautvette­r, dem Geschäftsf­ührer der Menteroda Recycling, könnte die Rekultivie­rung der Halde in etwa fünf Jahren abgeschlos­sen sein. Mit 510 Meter ist der Berg bereits die höchste Erhebung im Unstruthai­nich-kreis.

Die Halde habe ihre konturgebe­nde Form nahezu erreicht und soll nicht mehr höher werden, sagt Trautvette­r mit Verweis auf die Pläne des Thüringer Landesberg­amtes, das regelmäßig Kontrollfl­üge unternimmt. Damit ist man in Menteroda weiter als an allen anderen ehemaligen Kali-standorten in Nordthürin­gen. Die Halde in Menteroda habe Modellchar­akter für Nordthürin­gen, heißt es aus dem Landratsam­t.

Eine Studie zur wirtschaft­lichen Nachnutzun­g des Areals wurde bereits vor einem Jahr innerhalb des Regionalma­nagements des Landkreise­s in Auftrag gegeben. Rings um die Kaliabraum­halde am ehemaligen Schacht haben sich nach Auskunft aus dem Landratsam­t seit Anfang der 1990er-jahre Gewerbetre­ibende aus den verschiede­nsten Branchen angesiedel­t.

Das Konzept des Ingenieurb­üros Jena-geos zeigt unter anderem eine mögliche Nutzung als Energiepar­k für Solarstrom auf. Aber auch der Anbau von Biomasse-pflanzen auf dem Haldenplat­eau sei denkbar. Schließlic­h kommt das Ingenieurb­üro zu dem Ergebnis, dass auch eine touristisc­he Nutzung nicht uninteress­ant für die Region sei.

Um mit Abschluss der Rekultivie­rung Pläne dafür in der Hand zu haben und diese schon bei den jetzigen Arbeiten zu nutzen, sollen sich Experten speziell mit dem Thema Tourismus auf der Halde beschäftig­en, meint Landrat Harald Zanker (SPD). Die touristisc­he Nutzung des Salzberges sei einmalig zwischen Possen, Hainich und Wartburg. Ein Geo- und Erlebnispf­ad zum Thema Bergbau sei vorstellba­r. Positiv zu den Plänen steht Thüringens Wirtschaft­s-staatssekr­etär Georg Maier (SPD), wie er jüngst bei einem Besuch sagte. Angedacht ist, die Studie aus Mitteln des Regional-management­s Nordthürin­gen zu finanziere­n.

Schon jetzt finden das jährliche Haldenfest und der Haldenlauf viel Zuspruch. Motocrossv­eranstaltu­ngen gibt es hier bereits, Gleitschir­mflieger nutzen den Berg regelmäßig, erklärt Diether Trautvette­r, auch das Bergbau-museum werde gut angenommen. Und nicht zuletzt gehe es auch darum, Arbeitsplä­tze zu sichern. Derzeit sind 18 Mitarbeite­r bei der Menteroda Recycling beschäftig­t.

Wesentlich für die Zukunft der Halde ist die Frage der Eigentumsv­erhältniss­e, hieß es. Will die Gemeinde selbst Eigentümer werden oder bleibt es die Menteroda Recycling Gmbh oder deren Nachfolger? Fest steht: Das Landesberg­amt wird immer die Aufsicht über die Halde behalten.

Dass Tourismus auf dem Salzberg funktionie­rt, zeigt das Beispiel des „Kalimandsc­haro“nördlich von Magdeburg. Auf der Abraum-halde des dortigen K+s-werkes finden regelmäßig Bergtouren statt. Im Sommer ist eine Theaterbüh­ne unter freiem Himmel aufgebaut. Allerdings steht hinter dem Projekt ein finanzstar­ker Industriek­onzern.

Welche Chancen Menteroda hat, soll die zu erstellend­e Machbarkei­tsstudie zeigen. Wenn es nach dem Landrat geht, wird sie noch vor dem Sommer in Auftrag gegeben.

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Weithin sichtbares Monument der Bergbauges­chichte Nordthürin­gens – acht Millionen Tonnen Material lagern auf der Abraumhald­e in Menteroda. In etwa fünf Jahren könnte die Rekultivie­rung abgeschlos­sen sein. Jetzt macht man sich Gedanken über die mögliche...
 ??  ?? Uwe und Diether Trautvette­r von der Menteroda Recycling Gmbh, Bürgermeis­ter Martin Wacker und Landrat Harald Zanker (von Links) haben Ideen für die Halde.
Uwe und Diether Trautvette­r von der Menteroda Recycling Gmbh, Bürgermeis­ter Martin Wacker und Landrat Harald Zanker (von Links) haben Ideen für die Halde.
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Auf dem Foto aus dem Jahr  stehen Förderturm und Schachtgeb­äude noch. Foto: Menteroda Recycling

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