Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Eine Seniorin sorgt in Esperstedt für Unruhe
Es gab bereits zahlreiche Vorfälle. Gestern randalierte die Frau und wollte einen Hund stehlen
Esperstedt. Die Unruhe im Bad Frankenhäuser Ortsteil Esperstedt ist groß. Nicht erst seit Montag, als die Seniorin, die seit einigen Jahren im Dorf lebt, einen Hundehalter trat, ihm den Hund wegnehmen wollte und einen anderen Mann, der zu Hilfe kam, ins Gesicht schlug.
Am Dienstag war die Polizei zum wiederholten Mal in Esperstedt bei der Seniorin, weil es erneut eine Anzeige gab, wie Fränze Töpfer von der Landespolizeiinspektion Nordhausen auf die Nachfrage von „Thüringer Allgemeine“gestern sagte. Die Seniorin sei krank und dement, sie soll – auch das nicht zum ersten Mal – einen Schlüssel von einer Wohnungs- beziehungsweise Haustür genommen haben. Gefunden wurde der Schlüssel allerdings nicht.
Vermutlich hing die Attacke mit dem Hund so zusammen: Es war am vergangenen Wochenende. Es hatte wieder Ärger gegeben. Es war, wie Fränze Töpfer schilderte, der sozialpsychologische Dienst vor Ort, einer Einweisung habe die Seniorin nicht zugestimmt, einen gerichtlichen Beschluss gibt es nicht.
Die Frau wurde zur medizinischen Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Ihr Hund musste in der Zeit ins Tierheim. Doch lange hielt es die Frau nicht im Krankenhaus, sie wollte wieder nach Hause. Dort angekommen, war der Hund weg. Vermutlich deshalb habe sie den Hund eines Spaziergängers nehmen wollen. Mittlerweile hat die Seniorin ihren Hund wieder.
Die Liste mit Aufzählungen, wo Bürger um Hilfe riefen, Anzeige erstatteten, wo die Polizei vor Ort war, scheint lang zu sein, wie die Polizeisprecherin sowie Ortsteilbürgermeisterin Katy Schmidt (pl) sagten. Als Beispiele nennt Fränze Töpfer Sachbeschädigungen, wo die Seniorin gegen Türen trat, sie soll Müll aus dem Fenster geschmissen haben, klopfte oder stand im falschen Wohnhaus, weil sie es wohl mit ihrem Zuhause verwechselt hatte. Zudem habe es Bedrohungen gegeben.
Die Seniorin hat einen Betreuer. Ob Stadtverwaltung oder zuständige Ämter in der Kreisverwaltung, sie seien über die Vorkommnisse in Esperstedt informiert. Aber niemand, so ist in Esperstedt immer wieder zu hören, scheint wohl zuständig zu sein. Und man wisse nicht, was noch so alles passieren könnte. Die Freiheit ist ein sehr hohes Gut, diese jemandem zu nehmen, wiederum nicht so einfach, betonten Polizeisprecherin und Ortsteilbürgermeisterin gleichermaßen. „Die Frau soll ein langes Leben haben. Aber wir wollen wiederum auch, dass Ruhe ins Dorf einzieht. Manch einer hat Angst. Was ist, wenn zum Beispiel die Seniorin mal wieder einen Schlüssel von einer fremden Haustür nimmt und plötzlich in der Nacht im Zimmer steht? Nicht selten ist die Frau auch am Spielplatz, was wiederum Eltern mit Sorge sehen“, sagte Katy Schmidt gestern im Gespräch mit „Thüringer Allgemeine“.
Nur wenige Stunden später gab es wieder einen Hilferuf aus Esperstedt. Die Seniorin randaliere an einem Gebäude und wolle einen Hund mitnehmen. Polizei und Arzt eilten nach Esperstedt. Die Frau, die sich wehrte, wurde ins Krankenhaus gebracht. „Die Polizei war da mit als Begleitung. Auch der sozialpsychologische Dienst des Gesundheitsamtes wurde informiert“, sagte die Pressesprecherin der Polizei.