Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Jenseits der Hektik im Alltag
über Lyrik und das Ende einer Reihe
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“– diese Zeile aus einem Gedicht von Hermann Hesse gehört zu den meistzitiertesten Gedichtzeilen überhaupt. Heute wäre ein Tag, wo sich die Zeile umdichten ließe: „Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne.“Dass alles Werden auch irgendwas mit Vergehen zu tun hat, beschreibt wiederum Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht „Selige Sehnsucht“– hier geht es in erster Linie um die Liebe (was auch sonst?), aber auch noch um sehr viel mehr.
Und was hat das mit dem Tagesgeschäft der Thüringer Allgemeinen zu tun?
Heute endet eine dreijährige Serie: Die „Thüringer Anthologie“. Zusammen mit dem Thüringer Literaturrat besprachen viele verschiedene Autoren Gedichte, die im engen oder weiteren Sinne etwas mit Thüringen zu tun haben. Goethe machte den Anfang und schließt heute ab, und zwar mit einem der schönsten und tiefsinnigsten Gedichte der deutschen Literaturgeschichte überhaupt: „Selige Sehnsucht“. Es tut fast weh, es zu lesen, aber es ist ein seltsam wohliger Schmerz, den fast jeder kennt: der Schmerz der Leidenschaft und der Liebe, die Sehnsucht nach Werden und Vergehen.
Auch wenn irgendwann alles mal ein Ende haben muss – es kommt auch immer etwas Neues. Dass die Thüringer Allgemeine auch fürderhin als engagierte und volksnahe Tageszeitung das aktuelle kulturelle Leben im Blick behält, ist selbstverständlich, aber wir bewahren uns auch abseits vom hektischen Alltagsgeschäft das Gefühl für Traditionen und besonders für die Kunst. Endet das Alte, kommt bald was Neues – lassen Sie sich überraschen! ▶