Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Geflügelzüchter: Stallpflicht ist unverhältnismäßig
Land lockert Bestimmungen gegen Vogelgrippe. Nach Fällen in Greiz, Sömmerda und Gotha wurden bisher 307 Tiere getötet
Erfurt. Der Verband der Rassegeflügelzüchter in Thüringen bekräftigt seine Kritik an der Stallpflicht wegen der Vogelgrippe. „Die Stallpflicht ist unverhältnismäßig“, sagte Verbandschef Thomas Stötzer. Bisher gebe es keinen Beweis dafür, dass der Wildvogelzug für die Übertragung der Krankheit auf Haus- und Nutzgeflügel verantwortlich ist.
Das Gesundheitsministerium hatte gestern über eine weitere Lockerung der seit dem 30. Januar geltenden, landesweiten Aufstallung von Hausgeflügel informiert. Nachdem es in Thüringen in den letzten zwei Wochen zu keinem weiteren Geflügelgrippefall bei Hausgeflügel und nur zu einzelnen Wildvogelfunden mit Virusnachweis gekommen sei, obliege die Entscheidung darüber, wo die Stallpflicht aufrechtzuhalten ist, nunmehr den Behörden vor Ort. In den bestehenden Sperr- und Beobachtungsgebieten rund um Fundorte des Virus H5N8 bleibe die Stallpflicht aber bestehen.
In Thüringen waren in der laufenden Geflügelgrippe-welle bei Wildvögeln in 108 Fällen der Virus H5N8 registriert worden. Geflügelgrippe bei Geflügel und Nutzvögeln wurden in Kleinsthaltungen in den Landkreisen Greiz, Sömmerda und Gotha (Tierpark) amtlich festgestellt. Aufgrund dieser Feststellungen seien 307 Tiere getötet worden. Das Ministerium verteidigte die Maßnahmen und verweist dazu auf Untersuchungen des Friedrich-loeffler-institutes. Danach sei es zu Verschleppungen zwischen den betroffenen Betrieben gekommen. „Biosicherheitsmaßnahmen haben somit nach wie vor oberste Priorität, insbesondere da, wo es keine Aufstallungsverpflichtung mehr gibt“, sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke), die sich bei den Züchtern für Geduld und Verständnis bedankte.
Zuständig für die Risikobewertung und weiter aufrechtzuerhaltende Stallpflicht-gebiete sind nun die Veterinärämter. An der Praxis dieser Risikobewertung stören sich die Rassegeflügelzüchter. „Da wird nach dem Schwarz-weiß-prinzip mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, sagt Thomas Stötzer. Statt dessen fordert der Verbandschef eine ehrliche Auseinandersetzung mit Krankheitsherden durch den Geflügelhandel mit Osteuropa und Fernost. In Thüringen mit 7000 Züchtern und 200 000 Tieren von der Taube bis zum Großgeflügel seien letztlich in weniger als einem halben Dutzend Fällen private Geflügelhaltungen betroffen gewesen.
Für die Züchter bedeuteten die Stallpflicht und das Keulen hohe ideelle und materielle Verlust. „Dadurch wird auch die uns abverlangte Artenvielfalt bedroht. An die Stelle pauschaler Sanktionen und Tötungen muss die genaue Beobachtung und gegebenenfalls die Quarantäne treten“, so Thomas Stötzer.
Ministerium verteidigt Sicherheitsmaßnahmen