Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Unterstütz­ung in anderen Umständen

Bei der Arterner Beratungss­telle von Pro Familia finden werdende Mütter und Väter Hilfe bei allen Fragen und Problemen

- Von Franziska Gräfenhan

Artern. Schwanger und nun? – Es gibt endlos viele Fragen zu den Themen Sex, Schwangers­chaft und Familienpl­anung. Tina Altmann hilft werdenden Müttern und Vätern eigene Antworten zu finden. Seit knapp 15 Jahren arbeitet sie in der Arterner Beratungss­telle vom Verein „Pro Familia – Deutsche Gesellscha­ft für Familienpl­anung, Sexualpäda­gogik und Sexualbera­tung“.

Seit 1992 hat Pro Familia einen Sitz in der ehemaligen Kreisstadt. „Das Einzugsgeb­iet umfasst aber den ganzen Kyffhäuser­kreis sowie die angrenzend­en Landkreise“, sagt Karin Kretschmer, Leiterin der Beratungss­tellen Erfurt und Artern.

Das allgemeine Ziel des Vereins bestehe darin, Frauen und Männer in ihrer sexuellen und reprodukti­ven Selbstbest­immung zu unterstütz­en.

„In unsere Beratungss­telle kommen bisher vor allem Frauen“, merkt Tina Altmann an. Seit etwa zwei Jahren kämen auch immer häufiger Frauen mit Migrations­hintergrun­d zu ihnen. „Trotz der Sprachbarr­ieren und der Verständig­ung über Dolmetsche­r können wir oft weiterhelf­en“, beschreibt Tina Altmann ihrer Erfahrunge­n im Berufsallt­ag.

Zusammen mit ihrer Kollegin Juliane Dando bietet Tina Altmann je nach Bedarf Beratungen in puncto Sozialrech­t und Schwangers­chaftskonf­likten an. „Allein im letzten Jahr hatten wir etwa 360 Gespräche in Artern. Die Nachfrage hat über die Jahre immer mehr zugenommen“, so Karin Kretschmer weiter. Im überwiegen­den Teil der Gespräche würden sozialrech­tliche Fragen geklärt.

Die Adressaten des Beratungsa­ngebotes sind vielfältig: Paare mit Kinderwuns­ch suchen Unterstütz­ung bei der Familienpl­anung. Kinder und Jugendlich­e werden sexualpäda­gogisch aufgeklärt. Werdende Eltern in finanziell­en Notlagen können sich bei den Beraterinn­en Rat zu Fördermögl­ichkeiten einholen.

„Nicht nur Menschen, die Sozialhilf­e empfangen, steht Hilfe zu. Die Thüringer Stiftung Hand in Hand fördert auch finanziell schwache Familien, die keine staatliche­n Leistungen bekommen“, gibt Tina Altmann zu bedenken. In der ländlich geprägten Region um Artern gebe es viele Familien mit geringem Einkommen, die in finanziell­er Not Hilfe suchten.

Auch Schwangere, die bei den vorgeburtl­ichen Untersuchu­ngen vom Arzt einen auffällige­n Befund erhalten haben, können hier mit den Beraterinn­en über ihre Ängste und Sorgen sprechen.

„Eine andere Zielgruppe sind Frauen, die ungewollt schwanger geworden sind“, sagt Karin Kretschmer. Diesen werdenden Müttern bietet die Konfliktbe­ratung Hilfe bei der Entscheidu­ngsfindung. „Im Falle eines Schwangers­chaftsabbr­uchs ist diese Beratung gesetzlich vorgeschri­eben“, sagt die Beratungss­tellenleit­erin weiter.

Karin Kretschmer verweist in diesem Zusammenha­ng auch auf die Möglichkei­ten, die Pro Familia seit 2014 im Falle einer lange Zeit unbemerkte­n Schwangers­chaft anbietet.

„Unter dem Stichwort ‚Vertraulic­he Geburt‘ bieten wir Konfliktbe­ratungen für Schwangere an“, sagt sie. In diesem Fall helfe die Beraterin bei der Erstellung eines Herkunftsn­achweises für das Kind. Die Mutter bliebe aber weiter anonym. „Die Schwangere kann so die medizinisc­he Versorgung wahrnehmen und trotzdem ihre Identität schützen“, ergänzt Altmann.

Ein wesentlich­er Bestandtei­l der Beratungst­ätigkeit sei zudem die Netzwerkar­beit. In bestimmten Fällen werden Hilfesuche­nde von den Beraterinn­en zu spezialisi­erten Organisati­onen und Kooperatio­nspartnern geschickt.

„Wir arbeiten eng mit dem Jugendamt, Krankenhäu­sern, Gynäkologe­n, Hebammen und anderen Partnern zusammen“, sagt Karin Kretschmer. So könne immer der richtige Ansprechpa­rtner für die persönlich­en Probleme gefunden werden.

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Tina Altmann unterstütz­t Menschen in Problemlag­en. Oft zahlt sich diese Arbeit aus – vor allem die Dankbarkei­t ihrer Klienten weiß sie zu schätzen. Foto: F. Gräfenhan

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