Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Ein Speicher voller Kostbarkeiten
Im Museum des Klosterguts Mönchpfiffel hält der Heimatverein Erinnerungen wach
Mönchpfiffel. Braune Kutte, weiße Kordel – Ein Mönch begrüßt die Gäste des Klosterguts und führt sie durch das Museum des Heimatvereins Mönchpfiffel-nikolausrieth. Unter der großen Kapuze des Gewandes steckt Volker Kerl. Er ist gebürtiger Mönchpfiffler und Gründungsmitglied des Heimatvereins. Regelmäßig führt Kerl Besucher durch den ehemaligen Speicher der Klosteranlage und taucht mit ihnen in längst vergangene Zeiten ein.
Seit knapp zehn Jahren gibt es das Heimatmuseum auf dem Klostergut bereits. „Wir wollen die Traditionen des Orts bewahren und pflegen. Vor der Wende gab es keinen Verein“, sagt Kerl, der einst vom Geschäftsführer des Unternehmens angesprochen wurde, ob er den großen Lagerraum nicht nutzen wolle.
Exponate für das Heimatmuseum hatte der Verein reichlich. „Viele Dinge haben wir von großzügigen Spendern aus dem Ort geschenkt bekommen“, erläutert Kerl. Seit der Gründung hätten die Bürger den Verein immer unterstützt. Die Mitglieder versehen heute alle Gegenstände mit Namen und Herkunftsort des Spenders. Aktuell sucht der Heimatverein noch alte Kleidung und Geschirr.
Die alten Gegenstände fanden schließlich ihren Platz im Speicher. „Auch wenn wir über jedes Exponat sehr froh sind, wurde es so schnell voll. Es fehlte die Systematisierung“, so Kerl weiter. „Wir haben nur gesammelt, aber uns fehlte ein einheitliches Konzept“, bestätigt auch Lothar Günther, Vorstandsmitglied des Heimatvereins. Ende letzten Jahres wurde der große Raum über dem ehemaligen Ochsenstall schließlich umgestaltet. „Jetzt ist alles schön nach Themen geordnet“, freut sich Volker Kerl.
Allein hätte der Verein die Umgestaltung jedoch nicht geschafft, davon sind beide überzeugt. Die Ein-euro-jobber Andreas Mixa und Alfred Wylegalla legten im September jeden Tag Hand an, sortierten, reinigten und beschrifteten. „Die beiden haben auch die Wände des Speichers gekalkt“, sagt Günther anerkennend.
Im Museum zeugen jetzt Vorherund Nachherbilder von dem Wandel der Ausstellung. Kerl führt Besucher für eine kleine Spende zugunsten des Vereins durch insgesamt zehn Bereiche. Zu vielen Exponaten hat er passende Anekdoten aus dem vergangenen Ortsalltag parat.
„Wir haben zum Beispiel Damenunterwäsche von Feldarbeiterinnen, mit der niemand etwas anfangen konnte. Eine Dame aus Allstedt hat uns das dann demonstriert“, erläutert Kerl und hält einen weißen Stoffknäuel hoch.
Neben dem Thema Wäsche finden sich unter anderem die Bereiche Schule, Werkstatt, Küche, Arbeitszimmer und Schlafzimmer. „Mein persönliches Lieblingszimmer ist das Wohnzimmer. Hier haben wir die Schatztruhe des Vorbesitzers gefunden“, sagt Kerl und lacht. Er zeigt eine alte Bibel, die im inneren hohl ist und Stauraum bietet.
Besonders stolz sind die beiden Mitglieder des Heimatvereines auf die komplett erhaltene Ddr-schwesternstation. „Diese diente der medizinischen Grundversorgung im Ort und war mit allen wichtigen Geräten ausgestattet“, sagt Kerl. Der letzte Patient sei bis heute da, scherzt er und zeigt auf eine lebensgroße Puppe, die auf dem Krankenbett liegt. Volker Kerl
„Wir wollen die Traditionen im Ort bewahren.“
Auch alte Fotografien sind in der Ausstellung zu sehen. Diese hätten bei dem ein oder anderen Besucher schon für Überraschungen gesorgt. „Wir hatten unter anderem mal ein altes Hochzeitsbild ausgestellt, auf dem ein Gast seinen Großvater erkannte. Er hatte auf dem Foto aber nicht die Großmutter zur Braut. So kommt es manchmal raus“, erinnert sich Kerl und schmunzelt.
Einen großen Abschnitt der Ausstellung bilden originale Maschinen. Ein Stiftendrescher und eine Windfege stehen in dem Speicher. „Die beiden Geräte sind auch ein Grund für die Umgestaltung. Sie waren zu schwer für den Transport und wir wollten sie besser zur Geltung bringen“, so Günther.
Doch nicht nur im Inneren, auch im Außenbereich des Klosterguts bemüht sich der Heimatverein um die Rekonstruktion der Geschichte. So sind auf dem Außengelände Informationstafeln zu finden, die über die jeweiligen Bereiche der Anlage berichten und vom Verein in Auftrag gegeben wurden.
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Haben Sie alte Kleidung oder Geschirr übrig? Dann melden Sie sich telefonisch bei Herrn Günther unter () .