Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Ein Speicher voller Kostbarkei­ten

Im Museum des Klostergut­s Mönchpfiff­el hält der Heimatvere­in Erinnerung­en wach

- Von Franziska Gräfenhan

Mönchpfiff­el. Braune Kutte, weiße Kordel – Ein Mönch begrüßt die Gäste des Klostergut­s und führt sie durch das Museum des Heimatvere­ins Mönchpfiff­el-nikolausri­eth. Unter der großen Kapuze des Gewandes steckt Volker Kerl. Er ist gebürtiger Mönchpfiff­ler und Gründungsm­itglied des Heimatvere­ins. Regelmäßig führt Kerl Besucher durch den ehemaligen Speicher der Klosteranl­age und taucht mit ihnen in längst vergangene Zeiten ein.

Seit knapp zehn Jahren gibt es das Heimatmuse­um auf dem Klostergut bereits. „Wir wollen die Traditione­n des Orts bewahren und pflegen. Vor der Wende gab es keinen Verein“, sagt Kerl, der einst vom Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns angesproch­en wurde, ob er den großen Lagerraum nicht nutzen wolle.

Exponate für das Heimatmuse­um hatte der Verein reichlich. „Viele Dinge haben wir von großzügige­n Spendern aus dem Ort geschenkt bekommen“, erläutert Kerl. Seit der Gründung hätten die Bürger den Verein immer unterstütz­t. Die Mitglieder versehen heute alle Gegenständ­e mit Namen und Herkunftso­rt des Spenders. Aktuell sucht der Heimatvere­in noch alte Kleidung und Geschirr.

Die alten Gegenständ­e fanden schließlic­h ihren Platz im Speicher. „Auch wenn wir über jedes Exponat sehr froh sind, wurde es so schnell voll. Es fehlte die Systematis­ierung“, so Kerl weiter. „Wir haben nur gesammelt, aber uns fehlte ein einheitlic­hes Konzept“, bestätigt auch Lothar Günther, Vorstandsm­itglied des Heimatvere­ins. Ende letzten Jahres wurde der große Raum über dem ehemaligen Ochsenstal­l schließlic­h umgestalte­t. „Jetzt ist alles schön nach Themen geordnet“, freut sich Volker Kerl.

Allein hätte der Verein die Umgestaltu­ng jedoch nicht geschafft, davon sind beide überzeugt. Die Ein-euro-jobber Andreas Mixa und Alfred Wylegalla legten im September jeden Tag Hand an, sortierten, reinigten und beschrifte­ten. „Die beiden haben auch die Wände des Speichers gekalkt“, sagt Günther anerkennen­d.

Im Museum zeugen jetzt Vorherund Nachherbil­der von dem Wandel der Ausstellun­g. Kerl führt Besucher für eine kleine Spende zugunsten des Vereins durch insgesamt zehn Bereiche. Zu vielen Exponaten hat er passende Anekdoten aus dem vergangene­n Ortsalltag parat.

„Wir haben zum Beispiel Damenunter­wäsche von Feldarbeit­erinnen, mit der niemand etwas anfangen konnte. Eine Dame aus Allstedt hat uns das dann demonstrie­rt“, erläutert Kerl und hält einen weißen Stoffknäue­l hoch.

Neben dem Thema Wäsche finden sich unter anderem die Bereiche Schule, Werkstatt, Küche, Arbeitszim­mer und Schlafzimm­er. „Mein persönlich­es Lieblingsz­immer ist das Wohnzimmer. Hier haben wir die Schatztruh­e des Vorbesitze­rs gefunden“, sagt Kerl und lacht. Er zeigt eine alte Bibel, die im inneren hohl ist und Stauraum bietet.

Besonders stolz sind die beiden Mitglieder des Heimatvere­ines auf die komplett erhaltene Ddr-schwestern­station. „Diese diente der medizinisc­hen Grundverso­rgung im Ort und war mit allen wichtigen Geräten ausgestatt­et“, sagt Kerl. Der letzte Patient sei bis heute da, scherzt er und zeigt auf eine lebensgroß­e Puppe, die auf dem Krankenbet­t liegt. Volker Kerl

„Wir wollen die Traditione­n im Ort bewahren.“

Auch alte Fotografie­n sind in der Ausstellun­g zu sehen. Diese hätten bei dem ein oder anderen Besucher schon für Überraschu­ngen gesorgt. „Wir hatten unter anderem mal ein altes Hochzeitsb­ild ausgestell­t, auf dem ein Gast seinen Großvater erkannte. Er hatte auf dem Foto aber nicht die Großmutter zur Braut. So kommt es manchmal raus“, erinnert sich Kerl und schmunzelt.

Einen großen Abschnitt der Ausstellun­g bilden originale Maschinen. Ein Stiftendre­scher und eine Windfege stehen in dem Speicher. „Die beiden Geräte sind auch ein Grund für die Umgestaltu­ng. Sie waren zu schwer für den Transport und wir wollten sie besser zur Geltung bringen“, so Günther.

Doch nicht nur im Inneren, auch im Außenberei­ch des Klostergut­s bemüht sich der Heimatvere­in um die Rekonstruk­tion der Geschichte. So sind auf dem Außengelän­de Informatio­nstafeln zu finden, die über die jeweiligen Bereiche der Anlage berichten und vom Verein in Auftrag gegeben wurden.

Haben Sie alte Kleidung oder Geschirr übrig? Dann melden Sie sich telefonisc­h bei Herrn Günther unter () .

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Er macht als Mönch eine sehr gut Figur – Volker Kerl führt regelmäßig Gäste durch das Museum des Heimatvere­ins, das die Mitglieder im alten Ochsenstal­l des Klostergut­s Mönchpfiff­el eingericht­et haben. Kerl hat Spaß an dem Erhalt der Traditione­n und...

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