Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Gebietsref­orm stellt Thüringer SPD vor eine Zerreißpro­be

Unter den Genossen regt sich deutlicher Widerstand gegen den Innenminis­ter. Parteichef Bausewein sieht das anders

- Von Antonia Pfaff, Fabian Klaus und Thomas Bärsch

Erfurt. Die Auseinande­rsetzung um die Gebietsref­orm in Thüringen wird für die SPD immer mehr zum parteiinte­rnen Streit um Prinzipien und Personen. In einem Kreisverba­nd droht jetzt eine Führungskr­ise.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Kreisvorst­andes Saale-orla, Jürgen K. Klimpke, distanzier­te sich gestern von einem Beschluss, den der Vorstand am Sonntag gefasst hatte. In dem Beschluss ist von einem extrem gestörten Vertrauens­verhältnis zu Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD).

Wörtlich heißt es zu Poppenhäge­r: „Wir legen ihm aufgrund dieses Zerwürfnis­ses nahe, zu prüfen, ob er den Anforderun­gen des Amtes noch gewachsen ist.“Das kommt einer indirekten Rücktritts­forderung gleich. In einer schriftlic­hen Stellungna­hme behauptet Klimpke nun das Gegenteil. Er schreibt: „Der Spd-kreisvorst­and Saale-orla distanzier­t sich von Versuchen, seinen parteiinte­rnen Diskussion­sbeitrag in der öffentlich­en Diskussion fehlzudeut­en und umzufunkti­onieren.“

In dem Beschluss wird laut Klimpke keine Rücktritts­forderung formuliert. Auch habe der Kreisvorsi­tzende nicht an der Abstimmung teilgenomm­en.

Das klingt in einer am Sonntag geschriebe­nen Mail Klimpkes an die Landes-spd anders: „ ... der Spd-kreisvorst­and Saale-orla hat [...] während seiner Sondersitz­ung in Schleiz einstimmig den im Anhang beigefügte­n Text [...] beschlosse­n.“

Gestern teilte Klimpke mit, es habe eine Aussprache zwischen ihm und Poppenhäge­r gegeben, in der dieser ihn persönlich über die Hintergrün­de seines Vorschlags zur Gebietsref­orm informiert habe. Der beinhaltet unter anderem, dass in Ostthüring­en mit dem Saale-holzland-, dem Saale-orla-kreis und Saalfeldru­dolstadt ein Gebilde entstehen soll, das 3004 Quadratkil­ometer misst, was bislang als zu groß galt.

Auch in anderen Regionen wird parteiinte­rn heftig diskutiert – so über Poppenhäge­rs Vorschlag, Weimar und Gera trotz ihrer unter 100 000 liegenden Einwohnerz­ahl kreisfrei zu lassen, oder den drohenden Verlust des Kreissitze­s für Städte wie Nordhausen und Heiligenst­adt. Dort sorgt der Plan für Unmut, das Eichsfeld und Unstruthai­nich mit Mühlhausen als Kreisstadt zusammenzu­legen.

In den Regionen lösten die Vorschläge eine Welle der Entrüstung aus – auch unter Spdpolitik­ern. Das sieht der Spdlandesv­orsitzende, Erfurts Oberbürger­meister Andreas Bausewein, anders. In der Antwort auf einen Fragenkata­log der TA schreibt er: „Eine Welle der Entrüstung kann ich nicht erkennen. Die neuen Kreiszusch­nitte werden mehrheitli­ch durch die Kreisverbä­nde und auch durch Oberbürger­meister und Landräte getragen.“

Gleichwohl werde es in den nächsten Wochen einen intensiven Dialog vor allem mit den Kreisverbä­nden und politische­n Verantwort­ungsträger­n geben, die Kritik geäußert haben.

Landesvors­tand will mit Kritikern diskutiere­n

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