Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Einsam auf dem Hügel

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über harte Zeiten in der Thüringer SPD

Fast bekommt man Mitleid mit der SPD und ihrem unglücklic­hen Genossen Poppenhäge­r. Aber Mitleid hilft in politische­n Prozessen nicht weiter. Niemandem.

Was passiert da gerade? Holger Poppenhäge­r, der einsame Innenminis­ter, wird ohne Bleiweste und Sturmgeweh­r auf einen Hügel geschickt, um von dort die Gebietsref­orm gegen Freund und Feind zu verteidige­n. Da steht er nun und bekommt von allen Seiten Feuer. Friendly fire eingeschlo­ssen.

Jeder Treffer trifft auch seine Partei. Dass sich in einer solchen Situation, wo die Fetzen fliegen, auch noch die Spdlandtag­sabgeordne­te Marion Rosin absetzt, macht die Ausgangsla­ge nicht einfacher. Auch wenn Rosin andere Motive hat – der Zeitpunkt ihres Parteiwech­sels könnte für die Sozialdemo­kraten kein schlechter­er sein. Der Opposition spielt das natürlich wunderbar in die Karten.

Nun wäre ja denkbar, dass sich die Koalitionä­re in der Landesregi­erung die Hände reiben und sagen: Gut, dass da kein Linker oder Grüner auf dem Hügel steht. Aber das wäre zu früh gefreut. Jeder Treffer, der dem Innenminis­ter und der SPD schadet, wirkt auch auf die Koalition insgesamt. Es ist wie mit einem Dum-dum-geschoss: Ist es erst mal eingedrung­en, zerlegt es sich und entfaltet seine verheerend­e Wirkung im gesamten Körper.

Damit soll nicht gesagt sein, dass die Koalition vor dem Ende steht. Es ist auch noch nicht das Ende der Gebietsref­orm. Aber sowohl die Koalition als auch ihr wichtigste­s Vorhaben befinden sich in einem Gewässer, in dem nicht mal der furchterre­gend-mutige Kapitän Ahab auf der Jagd nach Mobby Dick segeln wollte.

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Johannes M. Fischer

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