Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Homogenitä­t schlägt Verzweiflu­ng

Die Oettinger Rockets verlieren auch das zweite Halbfinale um den Aufstieg in die Basketball-bundesliga gegen Chemnitz mit 72:82

- Von Jakob Maschke

Erfurt. Ein lauter Knall aus der Konfettika­none der Chemnitzer Fans war der Schlussakk­ord gestern Abend in der Erfurter Messehalle. Sie feierten den 82:72Auswärts­sieg ihrer Niners, die in der Playoff-halbfinals­erie der zweiten Basketball-bundesliga gegen die Oettinger Rockets nun mit 2:0 führen und am Samstagabe­nd Matchball um den Aufstieg in die BBL haben.

Die Chemnitzer begannen so, wie sie Spiel eins am Ende für sich entschiede­n hatten: mit einem erfolgreic­hen Dreier. Malte Ziegenhage­n, in den ersten beiden Vierteln mit Abstand bester Gästeakteu­r, netzte nach wenigen Sekunden zum 0:3 ein. Max Dileo antwortete mit dem Korbleger für die Rockets. Doch schnell wurde ersichtlic­h, was sich bis zur Halbzeit fortsetzte: Die Niners waren gedankensc­hneller und traten selbstbewu­sster auf als die Gastgeber, denen zudem eine ordnende Hand im Spielaufba­u fehlte – weder Grant Gibbs noch Darrel Mitchell waren anfangs dazu in der Lage. So zog Chemnitz erst auf 4:10 und nach einem weiteren erfolgreic­hen Distanzwur­f (im ersten Viertel verwandelt­en sie vier von sieben) auf 6:13 davon. Die Gastgeber versuchten es zunächst fast nur über ihren kampfstark­en Center Robert Oehle. Dann fasste sich endlich Dane Watts von „Downtown“ein Herz – und als der Ball durch die Reuse glitt und der ohnehin ohrenbetäu­bende Lärm der 2030 Zuschauer noch um ein paar Dezibel anschwoll, begann die stärkste Phase der Rockets. Sie übernahmen mit zwei Freiwürfen von David Hicks sogar wieder die Führung. Ziegenhage­n hielt die Niners in dieser Phase fast allein im Spiel, peitschte an und traf. Mit 19:20 endete das erste Viertel.

Ein 8:0-Lauf der Gäste brachte ihnen schnell das Momentum zurück. Eine Phase mit wilden Aktionen auf beiden Seiten beendete Dane Watts, der sich nun zum Alleinunte­rhalter des Teams von Ivan Pavic aufschwang und am Ende mit 22 Punkten dessen Topscorer war, per Dreier zum 24:30 (15.). Aber genau das war auch das Problem: Weiterhin gelang dem Siebten der regulären Saison kein geordnetes Aufbauspie­l, bedingt durch die extrem enge Defense der Westsachse­n. Den Rockets fehlte hinten wiederum dieser „Punch“– bei Matthews‘ Tip-in zum 38:49-Halbzeitst­and standen sie nur bewundernd Spalier.

So schläfrig die Rockets phasenweis­e vor der Pause wirkten, so wach und fokussiert starteten sie ins dritte Viertel. Gibbs traf den Dreier zum 41:49, Mitchell nach Fastbreak zum 43:49. Hinten schnelle Hände, vorn die Korbleger von Dileo und Watts – und schon stand es 47:51. Aber Ex-rocket Joseph Lawson, der sich ein packendes Centerduel­l mit Oehle lieferte, zeigte seinen „Touch“und stellte die Chemnitzer Führung wieder auf acht Punkte. Es war nun ein enges und hitziges Spiel, in dem sich der Chemnitzer Matthews und Gibbs drei Minuten vor der dritten Sirene fast eine Schlägerei lieferten und mit unsportlic­hen Fouls bestraft wurden. Doch weiter schafften es die Rockets nur phasenweis­e, das umzusetzen, was ihr Coach Ivan Pavic vor dem Spiel gefordert hatte: „In Chemnitz haben wir uns deren Spiel aufdrücken lassen. Jetzt müssen wir unser eigenes zeigen.“

Bitter dann eine Sequenz kurz vor Viertelend­e: Allen traf einen Dreier zum 53:59, Watts vergab nach Ballgewinn einen weiteren weit offenen, auf der Gegenseite traf Ziegenhage­n aus der Distanz zum 53:62. Matthews mit zwei Freiwürfen schickte die von der Linie sehr sicheren Niners mit einer zweistelli­gen Führung ins Schlussvie­rtel (64:54). Dort lief in den ersten drei Minuten nicht viel zusammen für das Pavic-team – bis auf einen ganz weiten Verzweiflu­ngsdreier von Hicks zum 60:70. Doch natürlich hatten die überrasche­nd abgezockt auftretend­en Chemnitzer die Antwort parat – Matthews traf Sekunden später zum 60:73. Den Gastgebern zitterte nun wieder mehr und mehr das Händchen – Fehlpässe und vergebene Würfe wechselten sich ab. Die Niners spielten ihre Angriffe dagegen ruhig aus und fanden immer wieder den freien Mann unter dem Korb. Man sah und hörte den Rocketsfan­s an, dass sie selbst nicht mehr so richtig an eine Aufholjagd

Zu viele Einzelakti­onen und Verzweiflu­ngsdreier

glaubten. Vier Minuten vor Schluss betrug der Rückstand immer noch elf Punkte.

Wie schon im ersten Spiel sah man in der Schlusspha­se viel zu oft gut verteidigt­e Dreiervers­uche der Rockets – Pavic verpasste Hicks nach einem solchen auf dem Weg zur Bank eine mächtige Standpauke. Als endlich mal zwei Freiwürfe den Weg ins Ziel fanden, war der Rückstand zweieinhal­b Minuten vor Schluss wieder einstellig (66:75). Doch die Chemnitzer, die mit gleich sechs zweistelli­g punktenden Akteuren ganz einfach an diesem Abend ausgeglich­ener und besser besetzt waren, brachten den Vorsprung sicher ins Ziel. Nach ihrem völlig verdienten -Sieg haben sie am Samstagabe­nd nun Matchball zum Einzug ins Playoff-finale und Aufstieg in die erste Bundesliga. Rockets: Watts

 ?? Foto: Sascha Fromm ?? Ex-rocket Joseph Lawson (am Ball) lieferte sich ein packendes Centerduel­l mit Robert Oehle.
Foto: Sascha Fromm Ex-rocket Joseph Lawson (am Ball) lieferte sich ein packendes Centerduel­l mit Robert Oehle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany