Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Frei sein, heißt Mensch sein
über das Lebenselixier Freiheit
Essen und Trinken braucht man, um zu überleben. Atmen auch. Aber damit der Mensch sich als Mensch fühlt, reichen essen, trinken, atmen nicht aus. Es gibt weitere Bedürfnisse, die zwar nicht notwendigerweise erfüllt sein müssen, um zu existieren. Aber ein menschenwürdiges Leben, das mehr als ein Dahinvegetieren ist, braucht Freiheit und Liebe.
Was schon an der Entwicklung des Kindes zu sehen ist: Bekommt es nicht genug davon, verkümmert es.
„Love and Peace“waren auch die Schlagwörter, mit denen eine Generation vor einem halben Jahrhundert die halbe Welt aus dem Tiefschlaf weckte. Yoko Ono und John Lennon waren Protagonisten dieser Freiheitswelle, die zwar auch Unsinn in die Welt spülte, der es aber gleichzeitig zu verdanken ist, dass tief sitzende Denkblockaden überwunden wurden. Herrschaftsverhältnisse – etwa zwischen Erwachsenen und Kindern („solange du deine Füße unter meinem Tisch stellst“) oder Mann und Frau (klug und erfolgreich versus dumm und nett) hat diese Generation radikal infrage gestellt.
Wenn die Thüringer Allgemeine heute freien Raum schafft für drei Steno-sätze von Yoko Ono zum 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, dann hat das keinen hohen Informationswert. Dafür aber einen umso höheren Symbolund für viele einen künstlerischen Wert.
Freiheit fühlt sich an. Freiheit äußert sich. Sie äußert sich darin, dass ein Mensch gehen kann, wohin er will. Sie äußert sich darin, frei zu denken, frei zu sprechen und frei zu schreiben. Freiheit ist Leben. Ohne Freiheit verkümmert das Leben.