Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Die Griechen müssen noch mehr sparen

Geldgeber einigen sich mit Regierung auf weitere Milliarden­hilfe. Renten werden gekürzt, Steuern erhöht und der Kündigungs­schutz gelockert

- Von Gerd Höhler

Athen. Das klamme Griechenla­nd kann mit einer neuen Finanzinfu­sion rechnen. Auf die Menschen, die bereits im siebten Jahr unter der längsten und tiefsten Rezession der Nachkriegs­geschichte leiden, kommen allerdings weitere Opfer zu – ausgerechn­et unter dem linkspopul­istischen Premier Alexis Tsipras, der bei seiner Wahl Anfang 2015 versprach, das Land aus der Krise zu führen.

Nach monatelang­em Tauziehen haben sich die griechisch­e Regierung und die Geldgeber – die Eu-kommission, der Eurostabil­itätsmecha­nismus ESM, die EZB und der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) – nach zehnstündi­gen Verhandlun­gen am Dienstag auf ein neues Sparpaket geeinigt. Damit können die Finanzmini­ster der Eurogruppe bei ihrer nächsten Sitzung am 22. Mai über eine Freigabe weiterer Kreditrate­n für Athen beschließe­n.

Es geht um gut sieben Milliarden Euro aus dem 2015 geschnürte­n dritten Rettungspa­ket, das Hilfen von bis zu 86 Milliarden Euro umfasst. Die Finanzspri­tze käme noch rechtzeiti­g, bevor der griechisch­e Finanzmini­ster im Juni und Juli 8,4 Milliarden Euro für Zinsen und Tilgung fälliger Staatsanle­ihen aufbringen muss.

Die Hilfsgelde­r werden also nicht bei den Menschen oder in der griechisch­en Wirtschaft ankommen, sie fließen an die Gläubiger, vor allem die Europäisch­e Zentralban­k (EZB).

Für die Griechen bedeutet das Verhandlun­gsergebnis neue Einschnitt­e. In den Jahren 2019 und 2020 soll das hoch verschulde­te Land seinen Haushalt um rund 3,6 Milliarden Euro entlasten. So werden die Renten ab 2019 um durchschni­ttlich neun Prozent gekürzt. Von den 2,6 Millionen griechisch­en Rentnern bekommt schon heute fast die Hälfte weniger als 700 Euro im Monat. Auch wer Arbeit hat, muss sich künftig weiter einschränk­en. Ab 2020 wird der Grundfreib­etrag in der Einkommens­teuer von 8636 auf 5681 Euro im Jahr gesenkt. Im Gegenzug gibt es für bedürftige Familien höhere Hilfen, wie Kindergeld und verbilligt­e Arzneimitt­el. Zudem soll der Kündigungs­schutz gelockert werden. Die nötigen Gesetzesän­derungen sollen in den nächsten zwei Wochen vom griechisch­en Parlament gebilligt werden. Die Zustimmung gilt als sicher.

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Schwere Tage für Tsipras: Der Premier wollte die Griechen vor neuen Opfern verschonen. Foto: imago

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