Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
„Einmal habe ich die Würstchen umgestellt. Das war vor 10 Jahren“
In Reinsdorf kann sich Frank Helmboldt auf seine Stammkunden verlassen
Reinsdorf. „Hallo Fränkie, ich brauch noch‘n Sack Kartoffeln“– Mit vielen seiner Kunden ist Frank Helmboldt per Du. Der gelernte Elektriker betreibt seit dem 1. Januar 1992 einen Lebensmittelladen im ehemaligen Konsum in der Hauptstraße. Von der Gurke bis zur Zigarette, das Sortiment des Tante-emmaladens hat alle Dinge für den täglichen Bedarf.
„Ich habe den Laden vor 25 Jahren von meinen ehemaligen Schwiegereltern übernommen und bin seitdem nicht wieder davon weggekommen“, sagt der gebürtige Reinsdorfer. Die Namensgebung für sein Geschäft hielt Helmboldt damals pragmatisch: „Lebensmittel und Lotto Toto“steht in großen, weißen Buchstaben direkt über der Eingangstür. Auf 80 Quadratmetern finden die Kunden täglich von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr Obst, Gemüse, Getränke, Konserven, Süßwaren, Drogerieprodukte und vieles mehr.
Sie alle haben ihren festen Platz im Regal. Umgeräumt hat Helmboldt bisher noch nie. Die Stammkunden wissen ganz genau, wo sie ihre Waren finden und schätzen das. „Einmal habe ich die Würstchen umgestellt. Das war vor knapp 10 Jahren. Bis heute haben sich manche nicht daran gewöhnt und suchen sie an der alten Stelle“, sagt er schmunzelnd.
Die meisten Produkte bezieht der Ladenbesitzer von Edeka. Die Kette beliefert Helmboldt zweimal in der Woche. Die Backwaren kommen täglich frisch vom Bäcker, und einige Dinge, wie die Pflanzensamen, stammen von regionalen Anbietern. „Es ist ein großer Vorteil, dass ich beliefert werde. So spare ich mir den Weg zum Großhandel“, sagt er. Überlebt habe der Laden bisher aber nur, weil er sich vor knapp 13 Jahren ein zweites Standbein aufgebaut hatte. „Ich biete selbst produzierte Fruchtweine, Liköre und Weingelee an“, sagt er. Mit den Produkten habe er sich einen Kundenkreis aufgebaut, bietet sie auch auf Märkten an.
Außerdem kann Helmboldt auf seine treuen Kunden zählen. „Meinen Umsatz mache ich zu 90 Prozent mit den Stammkunden“, sagt er.
Vor allem ältere Menschen kämen gern zu ihm und sparten sich so die Fahrt zu einem der großen Supermärkte. Seine Mitarbeiterin bringt einigen guten Kunden die Einkäufe sogar manchmal nach Hause, vor allem wenn diese schlecht zu Fuß sind. Auch für die Dorfgemeinschaft habe der Laden eine besondere Bedeutung, meint Helmboldt. „Viele, vor allem alleinstehende ältere Leute, können sich hier treffen und austauschen. Das wird aber leider immer weniger“, sagt der Ladenbesitzer weiter. Immer häufiger kauften auch Pflegedienste für die Kunden ein. Jüngere Generationen fahren in die billigeren Supermarktketten.
Mit der Nachfrage gehen auch die kleinen, privaten Läden zurück. Erst voriges Jahr schloss in Reinsdorf eine private Kaufhalle. „Die Zukunft hast du nicht mehr“, sagt auch Helmboldt, der das Geschäft noch solange betreiben will, wie er von Edeka beliefert wird. Langfristige Pläne könne er nur selten schmieden. „Keiner weiß, wie lange es so geht. Im Moment läuft es aber ganz gut“, sagt er weiter.
Bereut habe er den Entschluss, den Laden zu übernehmen, allerdings nie. „Die Kunden, die Selbstständigkeit und die Abwechslung bereichern mein Leben.“