Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Oldisleben: Bei den „Hinze Kidz“steht bis zum Sommer Umbau an
Erweiterungspläne für künftig 85 Kinder. Gemeinde bezuschusst ihren Kindergarten jedes Jahr mit 230 000 Euro
Oldisleben. Als Klaus Mehle vor geraumer Zeit die Meldung von den übervollen Kindergärten in der Region in der Zeitung las, musste Oldislebens stellvertretender Bürgermeister sofort zum Telefonhörer greifen und von dem freudigen Umstand berichten, dass der Platznot im Oldislebener Kindergarten nun bald ein Ende bereitet wird.
75 Plätze gestattet die Betriebserlaubnis bei den „Hinzekidz“. Diese Anzahl an Betreuungsplätzen aber entspricht der großen Nachfrage schon lange nicht mehr. Flüchtlingsfamilien zogen in den Ort, und in jedem Jahr erblicken zwischen 15 und 20 kleine Oldislebener das Licht der Welt. „Wir haben jetzt schon eine Ausnahmegenehmigung für 83 Kinder“, berichtet Klaus Mehle gestern bei einem Ortstermin im Kindergarten.
Bedenkt man, dass aktuell 24 Kinder aus Oldisleben in Einrichtungen anderer Gemeinden betreut werden, stellt sich der Bedarf sogar noch etwas deutlicher dar. „Aber die zwanzig Kinder im Schnitt in anderen Einrichtungen haben wir schon immer“, sagt der Vize-bürgermeister. Das Wahlrecht der Eltern macht‘s möglich – die Eltern lassen den Nachwuchs dort betreuen, wo sie zur Arbeit gehen oder wo die Einrichtung günstig auf dem Weg liegt. Im Gegenzug besuchen aber auch sechs Kinder aus anderen Gemeinden die Oldislebener Tagesstätte.
Mit dem Kindergarten-träger, der Awo, sowie Vertretern des Kreises habe man sich nun an einen Tisch gesetzt und nach einer Möglichkeit gesucht, wie sich die Betriebserlaubnis auf 85 erhöhen ließe – und aus drei möglichen Varianten, unter anderen wurde eine Außenstelle im Gebäude des ehemaligen Jugendclubs in Betracht gezogen, nun die Beste herausgefunden.
„Die Außenstelle wäre zu aufwendig in der personellen Absicherung gewesen“, sagt Kindergartenleiterin Vanessa Kiele und ist froh, dass es mit einem Umbau innerhalb des Hauses klappt. Dazu muss die Leiterin ihr Büro im Parterre des Hauses räumen und ein Stockwerk höher ziehen, wo sich unterm Dach der Aufenthaltsraum der Erzieherinnen sowie die Werkstatt und das Lager des Hausmeisters befinden. Im Gemeinderat habe man die Pläne bereits besprochen und Zustimmung erhalten, berichtet Klaus Mehle.
Der Kindergarten schlägt in Oldisleben im Jahr mit einer halben Million Euro zu Buche. Gut die Hälfte davon wird durch die Elternbeiträge reingeholt. „Unterm Strich aber bleibt eine Differenz von 230 000 Euro, die die Gemeinde aufbringen muss“, rechnet der Vize-bürgermeister vor, der streng über die Gemeindefinanzen wacht. „Nicht, dass ich darüber böse wäre“, stellt er ausdrücklich klar. „Aber es ist schon ein großer Brocken, den Kommunen mit einem Kindergarten aufbringen müssen. Und das sollten die Leute auch mal wissen, für die Kinderbetreuung selbstverständlich ist“, findet er. Mit der Kapazitätserweiterung mache die Gemeinde den richtigen Schritt.
Geschätzte 20 000 Euro wird die Gemeinde nun für den Umbau ihres Kindergartens aus der Rücklage nehmen und hofft natürlich auf Fördermittel – 90 Prozent sieht ein Bundesprogramm vor.
Gestern Morgen war Planung, nächste Woche soll mit Entrümpelungsarbeiten unterm Dach begonnen werden, wobei die Verantwortlichen auch auf tatkräftige Unterstützung durch die Eltern hoffen. „Aus meinem Büro wird ein Schlafraum für zehn Kinder. Der Wirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner zieht ebenfalls nach oben und macht im Erdgeschoss Platz für einen neuen Babywaschraum“, stellt die Kindergartenleiterin die Pläne vor. Der Haupteingang soll überdacht werden, um den Keller trocken zu kriegen, denn das künftige Revier des Hausmeisters soll im Heizungskeller sein.
Elektrik sowie Anschlüsse für den Wirtschaftsraum sind zu legen, ein neuer Heizkörper anzuschließen, neue Türen und zwei weitere Doppelstockbetten anzuschaffen sowie Farbe für das abschließende Renovieren. „Bis August soll alles fertig sein, das haben wir uns zum Ziel gesetzt“, gibt Mehle den Zeitplan aus.