Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
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Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit schickt sich der Schleizer Geschichtsund Heimatverein an, in seiner Stadt ein Duden-museum einzurichten. Dieses Museum wird – Kenner ahnen es schon – dem großen Konrad Duden gewidmet sein, der im kleinen Schleiz vor fast 150 Jahren jene Regeln entwarf, denen sich einige von uns heute noch unterwerfen.
Diese Initiative können wir gar nicht hoch genug loben, denn jeder, der schon einmal mit Rechtschreibung und Grammatik in Berührung gekommen ist, weiß, dass ein Duden-museum zwar recht einfach und schnell gebaut werden kann, sich seine inhaltliche Ausgestaltung aber als äußerst aufwendiges Unterfangen erweist. Selbst Laien ahnen sofort, dass es in ganz Schleiz kein Haus gibt, das groß genug wäre, alle Wörter aufzunehmen, die im Duden stehen, geschweige denn jene, die einst in ihm standen und im Laufe der Jahrzehnte aus ihm gestrichen wurden, um anderen Wörtern Platz zu machen. Erst vor acht Monaten . . . was wir von Konrad Duden lernen können und warum ganz Deutschland bald auf eine kleine Stadt in Ostthüringen stolz sein wird.
wurde uns die 27. Auflage des Dudens mit sage und schreibe fünftausend neuen Wörtern vorgestellt.
Ein Museum, das seinen pädagogischen Auftrag ernst nimmt, wird nicht umhinkommen aufzuklären, wie wir ohne diese Wörter leben konnten. War denn all die Jahre zuvor wirklich niemandem aufgefallen, dass es zwar den Vollpfosten im Duden gab, man das Verpeilen oder das Facebooken aber vergeblich suchte? Warum wurde uns in Tausenden und Abertausenden von Ratgebern erzählt, wie wir uns mit ungewöhnlichen Gedanken an- und mit fremden Menschen befreunden können, aber vorenthalten, dass man sich auch entfreunden kann?
Auch wird sich das neue Duden-museum der Herausforderung stellen müssen, neben den vielen glücklichen Momenten in der Geschichte der deutschen Sprache auch die leidvollen zu benennen. Wer sonst setzt jenen Wörtern ein Denkmal, die gewaltsam voneinander getrennt wurden, oder erinnert an das traurige Schicksal des Eszetts, das an vielen Stellen dem Doppel-s weichen musste? Wer sonst weist auf die Gefahren hin, die von den leeren Worthülsen in vollmundigen Reden ausgehen?
Nicht zuletzt müssen die Initiatoren des Museums mit größter Sorgfalt einen Raum gestalten, der die vom Aussterben bedrohten Wörter „bitte, „danke“und „Entschuldigung“bewahrt.