Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Stufenstei­gen auf der Rolltreppe ist gutes Training für die Gelenke

Um den Erhalt von Knie und Hüfte ging es in der Helios-klinik Bleicherod­e

- Von Ingo Glase

Das Einsetzen künstliche­r Gelenke – ob in Hüfte oder Knie – ist heutzutage längst keine große Sache mehr. Viele Ärzte sind darin überaus erfahren, moderne Endoprothe­sen halten mittlerwei­le wesentlich länger als noch vor Jahren, die Patienten sind wieder mobil, haben weniger Schmerzen – also alles gut?

„Mitnichten“, meint Dr. Steffen Kohler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Orthopädie der Helios-klinik Bleicherod­e beim Ta-forum Gesundheit im Vortragsra­um der Klinik. „Das Ziel der ärztlichen Behandlung sollte schon sein, das natürliche Gelenk so lange wie möglich zu erhalten. Denn mit dem Einsetzen des künstliche­n Gelenks beginnt eine lebenslang­e Betreuung“, so der Orthopäde. „Wenn man eine Chance hat, diese große Operation zu vermeiden, sollte man sie auch nutzen.“

Zu den konservati­ven Behandlung­en gehören unter anderem die Schmerzthe­rapie, Gelenk-injektione­n, neuerdings sogar wieder Einreibung­en, Krankengym­nastik, Reha- und Freizeitsp­ort, eventuell auch Hilfsmitte­l wie Knie-orthesen. Erfolgreic­h ist auch die Methode, mit Hyaluronsä­ure den Knorpelsto­ffwechsel zu verbessern – solange noch genügend gesunder Knorpel vorhanden ist. „Hat der Verschleiß einmal begonnen, ist er nicht mehr zu stoppen“, warnt der Chefarzt. Aber auch die Vermeidung beziehungs­weise der Abbau von Übergewich­t ist eine wichtige Maßnahme, um die Gelenke zu entlasten und eine Operation zu umgehen oder zumindest auszuschie­ben, denn gerade die Kniegelenk­e leiden unter Übergewich­t. Mit vielen Mitteln kann also einem künstliche­n Gelenk vorgebeugt werden. „Eigeniniti­ative ist dabei ganz wichtig“, beschwört der Orthopäde.

Nach seinem Vortrag über konservati­ve Behandlung­smöglichke­iten von Gelenkerkr­ankungen beantworte­te er gemeinsam mit Sandra Holberg-busch, Leiterin der Physiother­apie, die Fragen der Zuhörer. Anbei eine Auswahl der Antworten:

Mir wurde ein Gamma-nagel eingesetzt. Muss der wieder entfernt werden?

Ein Gamma-nagel ist wie die dynamische Hüftschrau­be ein Implantat, mit dem hüftgelenk­snahe Brüche des Oberschenk­elknochens stabilisie­rt werden können. Wenn Sie mal ein künstliche­s Gelenk bekommen sollten, muss der Nagel entfernt werden. Ansonsten ist es eine Einzelfall-entscheidu­ng, bestenfall­s kann er auch im Knochen bleiben. Entfernt werden kann er auch nur, wenn der Knochen wieder optimal geheilt ist.

Ich habe seit mehreren Wochen starke Schmerzen im Knie, auch nachts. Was tun? Zum Orthopäden gehen und das Knie genau untersuche­n lassen. Schmerzhaf­te Belastungs- und Bewegungse­inschränku­ngen und nächtliche Gelenkschm­erzen sind typische Anzeichen für den Verschleiß.

Meine Knieschmer­zen wurden vor Jahren mit Bestrahlun­gen gut behandelt. Jetzt kommen die Schmerzen wieder – wäre eine Behandlung mit Eigenblut sinnvoll?

Mir ist keine Studie bekannt, die eine Wirksamkei­t wie in diesem Fall belegt. Lange Zeit wurde diese Methode von zu hohen Erwartunge­n begleitet. Einigen Patienten hat es vielleicht geholfen, vielen anderen nicht.

Nimmt die Wirksamkei­t der Hyaluronsä­ure mit zunehmende­m Alter ab?

Nein, aber mit zunehmende­m Verschleiß. Mein rechtes Hüftgelenk bereitet mir zunehmend Schmerzen, es ist schon von einem künstliche­n Gelenk die Rede. Helfen noch Bestrahlun­gen? Tiefenbest­rahlung hilft dann, wenn vorwiegend die Schleimhau­t den Schmerz verursacht, das kann man damit behandlen. Liegt schon ein Verschleiß vor, hilft es nicht wirklich weiter.

Wie kann ich dem Knorpelver­schleiß vorbeugen?

Durch eine ausgewogen­e Ernährung, eine gesunde Lebensweis­e, ausreichen­d Bewegung. Es muss nicht immer ein echter Sport sein, aber auf eine alltäglich­e Bewegung sollte man schon achten. Jedes Treppenste­igen ist Sport! Benutzen Sie immer die Treppe statt den Aufzug. Übrigens: das Stufenstei­gen auf der Rolltreppe ist empfehlens­wert, denn dort sind die Stufen höher als gewöhnlich. Das ist ein gutes Training für alle Muskeln und Gelenke. Und das Auto können Sie ruhig mal stehenlass­en.

Das nächste Ta-forum Gesundheit findet am . April um . Uhr im St. Georg Klinikum Eisenach statt. Drei Chefärzte sprechen zum Thema „Auf Herz und Nieren“und beantworte­n danach die Fragen der Zuhörer. Der Eintritt ist frei. Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).

 ??  ?? Sandra Holberg-busch, Leiterin der Physiother­apie der Helios-klinik in Bleicherod­e, und Dr. Steffen Kohler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Orthopädie, beim gut besuchten Ta-forum Gesundheit in der Helios-klinik Bleicherod­e. Foto: Ingo Glase
Sandra Holberg-busch, Leiterin der Physiother­apie der Helios-klinik in Bleicherod­e, und Dr. Steffen Kohler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Orthopädie, beim gut besuchten Ta-forum Gesundheit in der Helios-klinik Bleicherod­e. Foto: Ingo Glase
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In Sondershau­sen findet der „Euro“-europacup im Bosseln statt. Foto: Dirk Bernkopf
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