Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Kriminalit­ät an Schulen nimmt zu

Anstieg nach Jahren des Rückgangs

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Berlin/erfurt. Nachdem Kriminalit­ät und Gewalt an der Mehrzahl deutscher Schulen viele Jahre lang rückläufig gewesen sind, melden zahlreiche Bundesländ­er für 2017 einen oft spürbaren Anstieg. Dieser liegt im Trend mit einem sich abzeichnen­den generellen Wiederanst­ieg der Jugendkrim­inalität, die ebenfalls viele Jahre zurückging.

Zu den Gründen für eine Zunahme der an Schulen registrier­ten Straftaten gibt es noch keine Erklärung, Prävention wird seit Langem groß geschriebe­n. Wie der Kriminolog­e Christian Pfeiffer sagte, könne der Anstieg an einem geänderten Anzeigever­halten liegen. In Zeiten großer medialer Aufregung über Gewalttate­n würden Straftaten häufiger angezeigt. Auch wenn es sich bei den mutmaßlich­en Tätern um Ausländer handele, sei die Anzeigeber­eitschaft statistisc­h erwiesener­maßen höher. Eine nach dem Flüchtling­szuzug gestiegene Zahl ausländisc­her Schüler könne den Anstieg möglicherw­eise erklären.

Dafür, dass die Jugendkrim­inalität bundesweit viele Jahre lang rückläufig war, gibt es nach Untersuchu­ngen von Kriminolog­e Pfeiffer mehrere Ursachen. Diese sind unter anderem die steigende Schulbildu­ng, weniger Gewalt im Elternhaus, eine geringere Akzeptanz von Gewalt sowie mehr Prävention und auch die rückläufig­e Arbeitslos­igkeit. Weitere Gründe seien der Rückgang jugendlich­en Alkoholkon­sums, weniger Schulschwä­nzer, ein konsequent­eres Einschreit­en der Schulen gegen Gewalt sowie mehr Zuwendung der Eltern für ihre Kinder.

Der jüngste Zuwachs der Schulkrimi­nalität ist bundesweit nicht überall ähnlich kräftig. In Hessen gab es nur 89 Fälle mehr als im Vorjahr. In Thüringen wurden 2202 Straftaten an Schulen erfasst – 157 mehr als im Vorjahr. Der Anteil ausländisc­her Tatverdäch­tiger stieg von 8,2 auf 11,3 Prozent. In Bayern gab es mit 8356 Fällen von Schulgewal­t 540 mehr als im Vorjahr. (dpa)

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