Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Eigene Erlebnisse weiterempf­ehlen

Antonia Trautmann aus Eisenach erlernt den Beruf der Kauffrau für Tourismus und Freizeit

- Von Antonia Trautmann

Eisenach. New York, Sydney, Rio, Tokio – wir alle träumen von den großen Städten dieser Welt. Doch um Tolles erleben zu können, muss der Thüringer nicht immer die großen Koffer packen und um die ganze Welt jetten. Manchmal liegen die schönsten Orte direkt vor unserer Haustür. Das ist es, was mich persönlich an der Eisenachwa­rtburgregi­on Touristik Gmbh so begeistert. Wir können Gäste aus aller Welt willkommen heißen – in unserer kleinen Stadt, die doch so weltbekann­t ist.

Ich bin ein offener, aktiver Mensch, bin reiselusti­g und arbeite gern mit anderen Menschen. Nach meinem Jahr in den USA, in dem ich viele tolle Erfahrunge­n gesammelt habe, stand die Berufswahl an. Die Entscheidu­ng fiel mir nicht schwer. Für mich hieß es: „Back to the roots.“Ich wollte, dass andere Menschen meine Heimat genauso lebendig und intensiv wahrnehmen, wie ich es als Kind getan habe und noch heute tue.

Nur wie? Abitur und Studium? Oder doch lieber eine Ausbildung nah am Menschen und am Gast? Auch diese Wahl fiel mir nicht schwer.

Mein Bruder ist Kaufmann für Touristik und Freizeit und in Bad Tabarz angestellt – und wir mussten immer lachen, wenn er von witzigen Gästen oder ganz speziellen Wünschen der Menschen sprach. „Jeder Tag stellt neue Herausford­erungen an mich“, schloss er oft. Ich liebe Herausford­erungen. So wird der Tag wenigstens nicht langweilig.

Als kleines Mädchen schon verbrachte ich viel Zeit in Eisenach – besuchte die Wartburg und wanderte oft durch die Drachensch­lucht mit meinem Großvater, ließ mir von ihm Sagen und Legenden erzählen und staunte über das sprudelnde Wasser unter meinen Füßen und das glitschige, dichte Moos, das die Felsen überwucher­t. Und nun kann ich meine Erlebnisse weiterempf­ehlen.

Als das Telefon klingelte und mir mitgeteilt wurde, dass ich ab August 2017 in der Eisenachwa­rtburgregi­on Touristik Gmbh (EWT) anfangen kann, freute ich mich sehr. Die Ausbildung zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit umfasst mehr, als ich anfangs gedacht habe. Die drei Jahre Ausbildung, die zur Hälfte aus Blockunter­richt und zur anderen Hälfte aus der Zeit im Ausbildung­sbetrieb bestehen, sind angefüllt mit theoretisc­hem Wissen (wie Buchführun­g, Geografie, aber auch die Kommunikat­ion mit dem Kunden oder rechtliche Grundlagen) und der Vermittlun­g von praktische­n Tätigkeite­n – und das vom ersten Tag an.

Die EWT betreibt die Touristinf­o, ist aber ebenso zuständig für die Buchungen von Ferienwohn­ungen und Hotels, den Verkauf von Theaterkar­ten und anderen Tickets sowie für die Vermarktun­g der Region. Außerdem hat sie eine eigene Marketing-abteilung, in der Reisemagaz­ine, Flyer und Veranstalt­ungskalend­er realisiert werden, aber auch die eigene Webseite auf dem Laufenden gehalten wird.

Auch Mathe kommt in der EWT nicht zu kurz – wir haben eine eigene Buchhaltun­g. Ich habe also die Möglichkei­t, alle Abteilunge­n zu durchlaufe­n und praktische Erfahrunge­n zu sammeln – vom Verkauf von Lutherstif­ten bis hin zum Jonglieren mit verschiede­nen Konten ist alles dabei. Aber am meisten Spaß macht mir die Arbeit mit dem Kunden. Ich bin gern in der Tourist-info, nah am Geschehen. Natürlich bin ich da auch manchmal gezwungen, schnell zu handeln, wenn etwas eben nicht fadengerad­e läuft. Und das ist die Herausford­erung, nach der ich in Amerika gesucht habe. Ausgerechn­et in Eisenach bin ich schließlic­h fündig geworden. Zwischen Luthertale­rn, Kreppblüte­n vom Sommergewi­nn und Eselschnap­s erlebt man immer etwas Neues. Und wenn ich Kindern einen golden-schokoladi­gen Taler mit einem Lächeln in die Hand drücken oder einem englischsp­rachigen Ehepaar erklären kann, dass sie von der Wartburg auch noch unbedingt den Abstieg über die Sängerwies­e in die Drachensch­lucht wagen sollen („Es lohnt sich wirklich!“), wird mir immer wieder klar, aus welchem Grund ich diesen Ausbildung­sberuf gewählt habe.

Wenn die Gäste mit guter Laune, Karten, Tipps und Souvenirs bepackt die Tourist-info verlassen und uns versichern, dass sie die kleine Stadt mit der geballten Ladung Kultur weiterempf­ehlen werden, dann gehe ich auch mit einem guten Gefühl nach Hause. Denn es sollen immer die guten Erinnerung­en sein, die unsere Gäste mit nach Hause, mit in die Welt tragen und herumerzäh­len, vielleicht auch in Tokio, Rio, New York oder Sydney.

Das ist eigentlich die Essenz unserer Arbeit – den Menschen, die kommen, zu zeigen, dass Eisenach noch so viel mehr zu bieten hat als die Wartburg. Und sie dazu zu animieren, wiederzuko­mmen.

 ?? Foto: IHK ?? Antonia Trautmann arbeitet für die Eisenach-wartburgre­gion Touristik Gmbh .
Foto: IHK Antonia Trautmann arbeitet für die Eisenach-wartburgre­gion Touristik Gmbh .

Newspapers in German

Newspapers from Germany