Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Wie wir besser leben und arbeiten
Ein Plädoyer für das Grundeinkommen
Zu „So will die SPD Hartz IV loswerden“vom 29. März:
Es ist nicht nur eine bodenlose Frechheit der SPD, den Begriff des Grundeinkommens derart zu missbrauchen und zu verzerren, sondern auch ein übler Trick, um sich mit fremden Federn zu schmücken. Diese SPDIDEE, das sogenannte solidarische Grundeinkommen, ist ein alter Hut unter neuem Namen, die die Armut nur verwaltet und weiterhin stigmatisiert, aber keineswegs Ursachen löst.
Nichts davon ist zukunftsfähig – und das wissen auch fast alle. Das echte Grundeinkommen – nämlich das bedingungslose – hingegen steht für eine Idee, die existenz- und teilhabesichernd ist, einen individuellen Rechtsanspruch darstellt, keine Bedürftigkeitsprüfung vorsieht und ohne jeden Zwang zu Arbeit oder anderen Gegenleistungen garantiert wird. Nur dieses bedingungslose Grundeinkommen (BGE) gesteht jedem Menschen unbürokratisch das nötige Kapital zur Entfaltung seiner Persönlichkeit zu.
Es trägt der heutigen Realität Rechnung, indem es die Menschen weniger unter Druck und mehr einem Sog aussetzt, unter dem wir alle besser leben und arbeiten können. Wann fühlen Sie sich nützlicher: Wenn Sie unter Druck gesetzt oder wenn Sie begeistert werden? Jeder Mensch hat diesen – übrigens sehr produktiven – Wunsch nach Begeisterung, allen voran unsere frisch eingeschulten Kinder. Diese Begeisterung wird uns aber systematisch ausgetrieben, indem wir krampfhaft versuchen müssen, unseren Lebensunterhalt zu sichern. Wir sollten uns diese kreative Freiheit leisten.
Sie glauben doch nicht im Ernst, dass niemand mehr arbeiten würde? Die Arbeitswelt würde eine positive Umstrukturierung erfahren.
Sebastian Schirmer, Erfurt