Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Und Luxus
Thüringer Forschungspreis: Die Jury kürt neben zwei Jenaer Projekten auch eines von der TU Ilmenau
Jena. Forscher der Jenaer Schiller-uni, des Leibniz-institutes für Alternsforschung Jena und der Technischen Universität Ilmenau haben den Thüringer Forschungspreis gewonnen. Die Wissenschaftler nahmen gestern in Jena ihre Preise entgegen.
Der Philosoph Lambert Wiesing, Professor an der Jenaer Uni, hat sich mit dem Thema Luxus befasst. „Ich unterscheide zwischen Protz, also der nach außen gerichteten Zurschaustellung eines teuren Lebensstils, und Luxus als nach innen gerichtete Erfahrung“, erläutert Wiesing. Letzterer sei also keine materielle Kategorie. Der Wert von Luxus sei im Gegensatz zum Protz nicht messbar – und er sei für jeden Menschen verschieden. Während Millionäre beispielsweise Gemälde für hohe Summen ersteigern, um sie sich ins Wohnzimmer zu hängen, leisten sich andere einen teuren Käse im Supermarkt. „Generell ist das Verlangen nach Luxus ein zutiefst menschliches Phänomen und damit zeitlos“, sagt der Forscher, der mit seiner Arbeit Neuland betreten hatte.
Er teilt sich den Preis für Grundlagenforschung mit einem zweiten Jenaer Projekt. Ein Team des Leibniz-instituts für Alternsforschung hat ein neues Modell für die Alternsforschung geschaffen. Dafür hat die Gruppe das Genom des Türkisen Prachtgrundkärpflings analysiert, der ähnlich altert wie der Mensch – nur deutlich schneller.
So schafften Kathrin Reichwald, Alessandro Cellerino, Christoph Englert, Matthias Platzer, Bryan R. Downie, Nils Hartmann, Philipp Koch und Andreas Petzold neue Möglichkeiten, das Altern bei Wirbeltieren zu erforschen.
Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau erhalten den Preis für Angewandte Forschung. Sie haben Mikrokraftsensoren entwickelt, die über eine deutlich präzisere Kalibrierung als herkömmliche Geräte verfügen. Exakt kalibrierte Mikrokraftsensoren gewinnen in der Medizin oder Biophysik an Bedeutung. Sie werden in der Krebsforschung eingesetzt, um Eigenschaften kranker Zellen zu untersuchen.
In Summe waren zehn Projekte für die Preise nominiert. Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) lobte die Vielfalt der Arbeiten. Das Land vergibt den Forschungspreis bereits seit dem Jahr 1995. Der Jury gehören erfahrene Wissenschaftler aus ganz Deutschland an.