Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Der Mann vom 5-Mark-schein
schreibt Thüringens bekanntestem Schauspieler
Lieber Thomas Thieme, wir durften Sie bereits in etlichen Rollen erleben. Mal gaben Sie den Faust, mal Richard III., mal den Götz. Sie verliehen Kommissaren ein Gesicht und Wehrmachtsgenerälen. Sie verkörperten den Kulturminister der DDR und Helmut Kohl. Eigentlich fehlt in dieser Menagerie nur noch eine Rolle. Und das ist die eines aufrührerischen Theologen, der noch dazu Ihr Namensvetter ist.
Natürlich muss ich Ihnen Thomas Müntzer nicht näher vorstellen. Sie kennen den Bauernführer nicht nur vom 5-Markschein der DDR. Sie haben sich sogar für eine mit ihm verbundene Ausstellung engagiert.
In der Vorweihnachtszeit war es, da luden Sie gemeinsam mit der Pianistin Cora Irsen zu einem Märchenabend ein. Sie gaben Szenen der Brüder Grimm zum Besten – und Sie stifteten den Erlös des Abends den Mühlhäuser Museen. Erst dadurch konnten sie einen seit Langem herbeigesehnten Katalog produzieren.
Das Geschehen war aus zweifacher Sicht bemerkenswert. Zum einen, weil es Thüringer Museen aus Geldnot nur noch selten möglich ist, selbst derart fulminante Ausstellungen wie „Luthers ungeliebte Brüder“eine ist, mit Katalogen zu begleiten. Zum anderen, weil es Menschen wie Sie gibt, die nicht jammern und klagen, sondern die einfach mal anpacken.
Jetzt, endlich, liegt der Katalog druckfrisch vor. Noch ist er kein Drehbuch. Aber wer weiß…