Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Erst Erfolgsgeschichte, dann Zukunftssorgen
Neues Opel-werk in Eisenach 1992 eröffnet. Jahre später immer wieder Spekulationen um Produktionsstopp und Standortschließung
Eisenach. 23. September 1992: Bundeskanzler Helmut Kohl setzt sich in Eisenach in einen Opel Astra, zusammen mit Louis R. Hughes, damals Präsident von General Motors (GM) Europe, der den ersten Astra made in Eisenach – symbolträchtig mit dem Kennzeichen ESA-NR 1 – durch das Blitzlichtgewitter steuert.
Das war zugleich die Eröffnung des neuen Opel-werkes in Eisenach. 1200 Gäste aus Politik und Wirtschaft feierten damals die Großinvestition des Automobilherstellers und seines damaligen Us-mutterkonzerns GM in Thüringen. 20 Monate nach der Grundsteinlegung wurde der Betrieb aufgenommen – mit einem völlig neuen Produktionssystem, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Opel im globalen Maßstab sichere, hieß es damals in einer Zeitung für Opel-mitarbeiter. Rund eine Milliarde D-mark wurden in das Werk investiert, in dem 1900 Mitarbeiter fortan die Modelle Astra und Corsa produzierten.
Vorausgegangen war eine Vereinbarung im März 1990 zwischen dem Automobilwerk Eisenach (AWE) und der Adam Opel AG. Sieben Monate später war dann gemeinsam eine Montagelinie für den Opel Vectra eröffnet worden. Am 13. Dezember 1990 wurde dann der Grundstücksvertrag unterzeichnet, um das neue Automobilmontagewerk bauen zu können.
Das moderne Werk schien für Thüringen eine Erfolgsgeschichte auf Dauer zu werden: Im Oktober 1996 lief der fünfhunderttausendste in Eisenach gebaute Opel vom Band, im November 1999 der einmillionste. Doch einige Jahre trübten sich die Aussichten: Durch die wirtschaftlichen Probleme bei GM infolge der Finanzkrise ab 2007 stand vorübergehend auch Opel Eisenach infrage. Eine vorübergehend angedachte zweijährige Stilllegung des Werks wurde 2009 wieder verworfen, doch sollten Stellen abgebaut werden.
Ein Jahr später dann nach erneuten Irritationen die Entscheidung, in Eisenach einen neuen Kleinwagen zu bauen. 2013 begann hier die Serienfertigung des „Adam“– neben der bereits bestehenden Corsa-produktion. Dafür waren im Vorfeld 190 Millionen in das Werk investiert worden.
Doch auch damit hörten die Probleme nicht auf: Wegen zu geringer Nachfrage vor allem beim Corsa wurde die Produktion im Oktober 2013 tageweise gedrosselt. Auch 2016 gab es in Eisenach vorübergehend Kurzarbeit und Produktionsstopp.
Mit dem Verkauf der Adam Opel AG vergangenes Jahr von GM an den französischen Automobilikonzern PSA war dann zunächst die Hoffnung verbunden, die Zukunft des Eisenacher Standortes sei langfristig gesichert. (red)
2013 Start der Adam-serienfertigung