Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Fußball-wm wird zur Herausforderung für Rotkäppchen
Freyburger Sektkellerei verkauft weniger. Knapp eine Million Euro bei Nordbrand in Nordhausen investiert
Leipzig. Passt Sekt zum Fußball? Vielleicht zur erhofften Meisterfeier nach dem erneuten deutschen Wm-sieg in Russland? Im Terminplan der Rotkäppchen-mumm Sektkellerei Gmbh aus dem sächsisch-anhaltinischen Freyburg sind die Wm-spiele fest vermerkt.
„Wir setzen alles daran, dass bei den deutschen Spielen beispielsweise Fruchtsecco getrunken wird“, beschriebt Vorstandschef Christof Queisser die Herausforderung. Fruchtsecco, mit und ohne Alkohol, ist eines der Trendgetränke der Marke Rotkäppchen. Fruchtig, auf Weinbasis und leicht prickelnd, peilt das Unternehmen damit die jüngere Generation an. Dem Chef ist durchaus bewusst, dass während der Spiele „Chips und Bier“die Hauptkonkurrenten der Sektkellerei sein werden. Das Beispiel zeigt, der Markt alkoholischer Getränke in Deutschland befindet sich in Bewegung. Er wird aber nicht größer. Deshalb sind die Hersteller gezwungen, mit neuen Produkten und Marketingstrategien ihre Zielgruppen immer wieder neu zu gewinnen.
Rotkäppchen-mumm sieht sich weiterhin gut aufgestellt. Im Vorjahr musste das ostdeutsche Traditionsunternehmen beim Sektabsatz aber einen deutlichen Dämpfer verkraften. Statt der 178 Millionen Flaschen wie im Jahr 2016 wurden nun 163 Millionen verkauft. Gründe für den Rückgang sieht Christof Queisser vor allem im um eine Woche kürzeren Weihnachtsgeschäft. „Der vierte Advent fehlte komplett“, betonte er gestern in Leipzig beim Vorstellen der Jahresbilanz.
Mit dem Verkaufsrückgang geht ein gesunkener Umsatz von 968 Millionen Euro auf 945 Millionen Euro einher. Das sei aber noch immer das zweitbeste bisher erzielte Firmenergebnis, betont der Chef.
Die Marktstrategie der Sektkellerei sei nicht allein am Verkauf der „letzten Flasche“orientiert, fügt er an. Wichtiger wäre, die Qualität der Marke und damit auch das gehobene Preisniveau zu halten. Das ist aus seiner Sicht trotz des schwierigen Umfeldes gelungen.
Dabei steht die Sektkellerei seit Langem nicht mehr nur für Schaumwein. Qualitätsweine sind hinzugekommen und auch Spirituosen. Seit Januar 2007 gehört zur Freyburger Firmengruppe auch Nordbrand Nordhausen in Thüringen
Christof Queisser sieht für Deutschlands größte Schnapsbrennerei weiterhin eine sichere Zukunft. Rotkäppchen-mumm investierte knapp eine Million Euro in den Standort. So entstand unter anderem ein neues Prüflabor, das deutlich schneller und effizienter arbeiten kann als das bisherige. Der Chef versichert auch, dass Korn und Doppelkorn weiterhin traditionell produziert werden würden.
Aber auch bei den Schnäpsen und Likören werde natürlich nach neuen Geschmacksrichtungen und Getränken gesucht.
In Nordhausen sind 121 Mitarbeiter und 12 Auszubildende beschäftigt. Sie produzierten im Vorjahr immerhin 19.6 Millionen Flaschen der Marken Nordbrand Nordhausen und erzielten damit ein leichtes Plus.
Auch Rotkäppchen-mumm stellt sich der Digitalisierung. Getränke könnten zwar nicht im 3D-drucker entstehen, betont Christof Queisser. Aber beim Erschließen der Märkte werden neuen die Technologien und sozialen Medien verstärkt genutzt. So liege das Durchschnittsalter derjenigen, die Rotkäppchen-sekt trinken, knapp unter 30 Jahre. Diese Zielgruppe sei nicht mehr mit klassischer Fernsehwerbung zu erreichen. Dafür brauche es andere Strategien. Immerhin ist Rotkäppchen-sekt mit etwa 40 Prozent Anteil Marktführer in Deutschland. Das Traditionsunternehmen nutzt zunehmend Internet und sozialen Medien zur gezielten Vermarktung.
Zudem soll zum 1. Mai dieses Jahres der Zukauf der Eggers & Franke Holding Gmbh abgeschlossen sein. Damit könnten die Produkte von Rotkäppchenmumm effizient auch per Internet und über den Gastronomiegroßhandel weiteren neuen Kunden angeboten werden.
Rotkäppchen-sekt trinken unter 30-Jährige