Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Fisch-proteine

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In den Tiefen eiskalter Gewässer fühlt sich der Meeres-dickkopf wohl. Der Fisch stellt ein Protein her, das seine Organe vor Erfrierung­en schützt. Forscher schauten sich das Prinzip ab. Sie schleusten die Erbinforma­tion für das Protein in Hefezellen ein, die die Massenprod­uktion übernahmen. In tiefgekühl­ter Eiscreme verhindern diese Eis strukturie­renden Proteine oder kurz ISP (ice structurin­g proteins), dass sich große, beim Schlecken unangenehm­e Eiskristal­le bilden. Selbst wenn Vanille, Schoko oder Erdbeere lange und bei tiefen Temperatur­en gelagert wurden, soll das Eis auf diese Weise cremig bleiben. „ISP besetzen die Oberfläche der Eiskristal­le, sodass sich keine weiteren Wassermole­küle anlagern können. So bleiben sie klein und schmelzen im Mund besser“, erklärt Eckhard Flöter, Direktor des Instituts für Lebensmitt­eltechnolo­gie und -chemie an der TU Berlin.

ISP sind in der EU seit 2009 als neuartiges Lebensmitt­el zugelassen. Sie stecken vor allem in industriel­l hergestell­tem Eis und müssen dort auch auf der Verpackung stehen. Mitglieder der Union der italienisc­hen Speiseeish­ersteller (Uniteis) hingegen, zu der auch mehr als 2000 deutsche Eisdielen zählen, verzichten laut eigenen Angaben auf ISP, weil bei der Herstellun­g genmanipul­ierte Hefe zum Einsatz kommt. An der Gewinnung von ISP aus heimischen Pflanzen und ohne Gentechnik­einsatz wird derzeit geforscht.

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