Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Gefangene länger in Haft

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In Nordrhein-westfalen kommen auf einen Wärter 1,9 Gefangene. Bloß: „Diese Zahlen spiegeln nicht den allgemeine­n Vollzugsdi­enst wider“, mahnt Müller. Im Gefängnis gebe es eine Sicherungs­gruppe, Revisionsu­nd Besuchsabt­eilung, Bedienstet­e in Betrieben, Kammern, Küchen, Pforten und Schleusen. Die Folge sei, dass ein Aufseher gelegentli­ch „bis zu 70, 80 Gefangene betreuen muss“, erzählt Müller. Die Zahl der Verurteilt­en ist rückläufig – hinter Gittern ist davon wenig zu spüren. Die Zahl der Untersuchu­ngshäftlin­ge, aber auch der Anteil der Personen mit Vorstrafen nimmt zu. Die Folge: Freiheitss­trafen werden länger, Bewährungs­strafen widerrufen, Gefangene bleiben länger hinter Gittern. Hessen im gleichen Zeitraum knappe 32 Millionen Euro in seine Haftanstal­ten. Der Berliner Senat investiert­e seit 2012 rund 226 Millionen Euro in die sieben Hauptstadt-knäste – fast sechsmal mehr als Hamburg in sechs JVA. Trotzdem klagen laut der Gefangenen­gewerkscha­ft GG/BO viele Inhaftiert­e über Enge und schlechte Betreuung. „Wir haben Kontakt zu Gefangenen fast im gesamten Bundesgebi­et. Und wir hören sehr häufig Klagen darüber, dass die Gefängniss­e überbelegt sind“, sagt Sprecherin Martina Franke. Ein Gefangener aus einer Anstalt in Schleswig-holstein berichtet, es fehle an Personal, um Behördengä­nge zu erledigen oder den Arzt zu besuchen.

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