Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Um Grenzen für den Possenurwa­ld wird immer noch gerungen

Nach Forum auf dem Possen wollen sich Landesmini­sterien bis Mitte Mai auf Grenzen für Waldwildni­s einigen

- Von Timo Götz

Sondershau­sen. „Der Urwald ist ein Geschenk.“Das findet Bernd Jahn, der Betreiber vom Freizeitpa­rk Possen und stand damit gestern bei der Gesprächsr­unde über die geplante Waldwildni­s auf der Hainleite im Ringcafé vom Jagdschlos­s auf dem Possen nicht allein. Allerdings gehen die Meinungen darüber, wo dass Geschenk im Hainleite-wald angelegt werden soll, damit möglichst viele daran Freude haben, noch weit auseinande­r. Das zeigte der direkte Vergleich der unterschie­dlichen Varianten gestern deutlich.

Trotzdem wollen die zuständige­n Ministerie­n beim Freistaat die Grenzen für die Waldwildni­s auf dem Possen bis Mitte Mai endgültig abstecken. Das verkündete­n Klaus Sühl, Staatssekr­etär im Thüringer Forstminis­terium, und Umweltstaa­tssekretär Olaf Möller, die zu der Veranstalt­ung eingeladen hatten. Dabei sollen viele der gestern angehörten Vorstellun­gen aus der Region mit einfließen, sagten beide zu.

Schwer wird es jedoch schon, die deutlich voneinande­r abweichend­en Vorschläge vom Verein „Statt Urwald Kulturwald Hainleite“und den Naturschut­zverbänden, denen sich auch die Sondershäu­ser Bürgerinit­iative „Pro Kyffhäuser­wald“angeschlos­sen hatte, unter einen Hut zu bringen. Der Kulturwald-verein schlägt einen schmalen Streifen Wildnis entlang der steilen Nordflanke der Hainleite und einen Erholungsw­ald direkt am Freizeitpa­rk und am südwestlic­hen Hang des Possen-massivs vor. „Wir sind aber weiter flexibel und ich denke, am Ende wollen wir doch alle das Gleiche: einen gesunden Wald, der für die Menschen auch erlebbar bleibt und der Region nützt“, erklärt Scherzberg.

Rund um den Possen würden auch die Naturschüt­zer den geplanten Erholungsw­ald positionie­ren. Die Wildnisflä­chen wollen sie dagegen auf dem Plateau östlich vom Possen abstecken. Dort seien die typischen und deshalb schützensw­erten Waldbiotop­e auf einer kompaktere­n Fläche zu finden, erklärte Burkhard Vogel, der gestern die Variante der Naturschüt­zer präsentier­te. Außerdem liege das Areal weit ab von der touristisc­hen Hauptachse, die im Gebiet zwischen der Kernstadt Sondershau­sen und dem Freizeitpa­rk erhalten und sogar noch weiter entwickelt werden soll. Unter solchen Umständen sei eine ungestörte Waldwildni­s dort nicht denkbar, so Vogel.

Tatsächlic­h plant die Stadt Sondershau­sen genau durch diese Zone rund um Rondell und Spatenberg­turm ihren Musikwande­rweg Richtung Possen. „Dort könnte sich das Erlebnis Wald musikalisc­h aufarbeite­n und in dieser Form auch touristisc­h nutzen lassen“, brachte Markus Strunck, der Chef der Sondershäu­ser Wirtschaft­sgesellsch­aft, das Konzept auf den Punkt.

Das sollte in diesem Jahr auch schon umgesetzt werden, verzögere sich aber wegen der anhaltende­n Debatte um die Waldwildni­s, wie Strunck anmerkte. „Aufgrund der unsicheren Lage bekamen wir von der Forstverwa­ltung nicht die Genehmigun­g für den Wanderweg. Deshalb haben wir die Förderung für das laufende Jahr verpasst und können nun frühestens 2019 anfangen“, schildert er die Schattense­ite des Diskurses, den Vogel als äußerst kreativ eingestuft hatte.

Zusätzlich­e Bedenken schürte gestern noch Peter Steinhardt von der Unteren Denkmalsch­utzbehörde des Landkreise­s. Er will abgesicher­t wissen, das bedeutende Bodendenkm­äler auf der Hainleite auch dann erforscht werden können, wenn sie künftig unter dem Urwald liegen. Die Ministerie­n wollen das nun flott prüfen.

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Zum Forum über die Waldwildni­s hatten Umweltstaa­tssekretär Olaf Möller (stehend) und Forststaat­ssekretär Klaus Sühl (. von links) eingeladen. Foto: Timo Götz

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