Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Senioren und Frühlingsm­ode

Blumenprin­t, Streifen, Knallfarbe­n, Glanz und Glitter – Retro ist angesagt

- Von Carola Wiegand

Erfurt. Nichts da! Frühlingsm­ode und Alter passen vortreffli­ch zusammen.

Oder fragen Sie sich etwa ernsthaft, ob es einen direkten Zusammenha­ng zwischen Modeliebha­berei und Alter gibt? Eins vorab: langweilig wird es im Frühling nicht. Zunächst muss jedoch die ewig heikle Frage „Wann fängt das Alter an“geklärt werden. Wissen Sie es?

Das Zukunftsin­stitut Frankfurt am Main sagt: „Alt sein beginnt ab 77 Jahren“. Die WHO spricht ab dem 51 Lebensjahr von alternden Menschen. Eine gute Freundin klagte unlängst und leicht panisch über ihre Falten und das damit beginnende Alter (30). Keine Frage, Alter kann sehr hintertück­isch sein. Aber Älterwerde­n heißt nichts anderes, als dass sich Jahre aneinander reihen. Und dabei beginnen welche früher alt zu werden, andere später. Es kommt ganz auf jeden selber an und auf seine Lebensphil­osophie.

Doch zurück zur Frühlingsm­ode. Was im Frühjahr 2018 angesagt ist interessie­rt mich brennend und Sie sicher auch. In diesem Frühjahr gibt es Blumenprin­t und Streifen, Knallfarbe­n und unkonventi­onellen Mustermix mit Trompetenä­rmeln, Glanz und Glitter wohin man schaut. Viel Retro ist angesagt. Etwas für Experiment­ierfreudig­e und Mutige. Genau das Richtige für Sie und für mich.

Retro ist der modische Rückgriff auf die 1970er- und 1980erjahr­e. Erinnerung­sstücke werden zu neuem Leben erweckt. Genauer gesagt, sie werden kreativ weiterentw­ickelt. Kaum eine Mode wurde von so viel Freiheit und Individual­ität geprägt wie in dieser Zeit. Ich erinnere mich alterstech­nisch an eine vergnügt-amüsante und atemberaub­ende Zeit. Kleider und Hosen „aus meiner Zeit“liegen also voll im Trend.

Die Seventies stehen modisch für rebellisch­e Freiheit. Die Denkweise änderte sich damals kolossal und der Autoritäts­anspruch begann fragil zu werden.

Tradierte und konvention­elle Normen wurden infrage gestellt. Und ich glaube, dieses spezielle Gefühl von damals kann sich in diesem Frühling wieder einstellen. Zumindest ein wenig.

Ich bin sehr froh, dass mein Kleidersch­rank bisher allen fremden Forderunge­n zum Trotz meine Garderobe von damals nicht sofort entsorgt hat. Er hat sie geduldig und mit kluger Weitsicht für mich aufbewahrt. Und ich verleihe ihr jetzt mithilfe meiner pfiffigen Schneideri­n neuen Glanz. Voilá, mein Verständni­s von Nachhaltig­keit!

Spart mein Geld und schont unsere Umwelt. Grasgrün trifft auf Zitronenge­lb, Blumenprin­t auf Streifen. Mustermix wohin man schaut. Bezaubernd­e Kleider luftig und bequem. Doch Mode-experten raten angesichts dieser ausschweif­enden Modevielfa­lt auch zur Maßhaltung. Zumindest bei den Schmuckstü­cken sollte die Anzahl überschaub­ar bleiben. Guter Stil ist ein Mix aus schicker, puristisch­er Kleidung ergänzt durch ausgefalle­ne Stücke, schrill und poppig. Dafür braucht Frau ein bisschen Mut. Auch wenn es sich an manchen Stellen nicht so liest, sind die Herren natürlich auch Bestandtei­l meiner Frühlingsm­oden-betrachtun­g, wenngleich sie sich zum Thema Mode eher in vornehmer Zurückhalt­ung üben.

Stil ist nichts Oberflächl­iches, wie gelegentli­ch behauptet wird. Es ist vielmehr der achtsame Umgang mit sich selbst und seinen Mitmensche­n gegenüber. Und sobald die Sonne scheint dürfen große, runde Sonnenbril­len aufgesetzt werden. Probieren Sie es aus, es bringt wirklich gute Laune.

Der Frühling hat farbtechni­sch nicht nur in der Natur viel zu bieten. Grüntöne stehen definitiv hoch im Kurs. Aber auch blau, violett, gelb und rosa sind in diesem Modefrühli­ng angesagt. Folklorist­ische Muster und bunte Farben vermitteln mir ein wunderbare­s Lebensgefü­hl aus längst vergangene­r Zeit.

Mit modischen Altersklis­chees wird gründlich aufgeräumt. Nicht mehr tun und anziehen was erwartet wird, sondern was gefällt. Verspricht das nicht eine schöne neue Freiheit? Cool, selbstbewu­sst und modemutig. Fallen sie ruhig etwas auf mit ihrer Frühjahrsk­leidung.

Retro ist ein Phänomen und es wird auch sie berühren, da bin ich mir sicher. Es braucht nur ein wenig Mut und ganz viel Persönlich­keit. Sie sollten sich nur an „ihre Zeit“erinnern.

Vielleicht könnte man den Slogan der 1970er-jahre „Make Love, not War“auch wieder aufpoliere­n und sich aneignen.

In diesem Sinne, seien Sie mutig. Erlaubt ist, was gefällt. Trauen Sie sich und gehen Sie bitte stylisch durch den Frühling!

Grasgrün trifft auf Zitronenge­lb

Unsere Autorin ist Mitglied der Ta-seniorenre­daktion Scannen Sie den Code ein und klicken Sie sich durch die aktuellen Bilder aus Thüringen in unserer Fotostreck­e. Wir empfehlen QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).

 ??  ?? Stylisch durch den Frühling: Folklorist­ische Muster und bunte Farben vermitteln ein wunderbare­s Lebensgefü­hl. Foto: Carola Wiegand
Stylisch durch den Frühling: Folklorist­ische Muster und bunte Farben vermitteln ein wunderbare­s Lebensgefü­hl. Foto: Carola Wiegand
 ??  ?? Rettungszw­erge: Ein Erste-hilfekurs für Kinder aus Nordthürin­gen. Foto: Marco Kneise
Rettungszw­erge: Ein Erste-hilfekurs für Kinder aus Nordthürin­gen. Foto: Marco Kneise
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