Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Senioren und Frühlingsmode
Blumenprint, Streifen, Knallfarben, Glanz und Glitter – Retro ist angesagt
Erfurt. Nichts da! Frühlingsmode und Alter passen vortrefflich zusammen.
Oder fragen Sie sich etwa ernsthaft, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Modeliebhaberei und Alter gibt? Eins vorab: langweilig wird es im Frühling nicht. Zunächst muss jedoch die ewig heikle Frage „Wann fängt das Alter an“geklärt werden. Wissen Sie es?
Das Zukunftsinstitut Frankfurt am Main sagt: „Alt sein beginnt ab 77 Jahren“. Die WHO spricht ab dem 51 Lebensjahr von alternden Menschen. Eine gute Freundin klagte unlängst und leicht panisch über ihre Falten und das damit beginnende Alter (30). Keine Frage, Alter kann sehr hintertückisch sein. Aber Älterwerden heißt nichts anderes, als dass sich Jahre aneinander reihen. Und dabei beginnen welche früher alt zu werden, andere später. Es kommt ganz auf jeden selber an und auf seine Lebensphilosophie.
Doch zurück zur Frühlingsmode. Was im Frühjahr 2018 angesagt ist interessiert mich brennend und Sie sicher auch. In diesem Frühjahr gibt es Blumenprint und Streifen, Knallfarben und unkonventionellen Mustermix mit Trompetenärmeln, Glanz und Glitter wohin man schaut. Viel Retro ist angesagt. Etwas für Experimentierfreudige und Mutige. Genau das Richtige für Sie und für mich.
Retro ist der modische Rückgriff auf die 1970er- und 1980erjahre. Erinnerungsstücke werden zu neuem Leben erweckt. Genauer gesagt, sie werden kreativ weiterentwickelt. Kaum eine Mode wurde von so viel Freiheit und Individualität geprägt wie in dieser Zeit. Ich erinnere mich alterstechnisch an eine vergnügt-amüsante und atemberaubende Zeit. Kleider und Hosen „aus meiner Zeit“liegen also voll im Trend.
Die Seventies stehen modisch für rebellische Freiheit. Die Denkweise änderte sich damals kolossal und der Autoritätsanspruch begann fragil zu werden.
Tradierte und konventionelle Normen wurden infrage gestellt. Und ich glaube, dieses spezielle Gefühl von damals kann sich in diesem Frühling wieder einstellen. Zumindest ein wenig.
Ich bin sehr froh, dass mein Kleiderschrank bisher allen fremden Forderungen zum Trotz meine Garderobe von damals nicht sofort entsorgt hat. Er hat sie geduldig und mit kluger Weitsicht für mich aufbewahrt. Und ich verleihe ihr jetzt mithilfe meiner pfiffigen Schneiderin neuen Glanz. Voilá, mein Verständnis von Nachhaltigkeit!
Spart mein Geld und schont unsere Umwelt. Grasgrün trifft auf Zitronengelb, Blumenprint auf Streifen. Mustermix wohin man schaut. Bezaubernde Kleider luftig und bequem. Doch Mode-experten raten angesichts dieser ausschweifenden Modevielfalt auch zur Maßhaltung. Zumindest bei den Schmuckstücken sollte die Anzahl überschaubar bleiben. Guter Stil ist ein Mix aus schicker, puristischer Kleidung ergänzt durch ausgefallene Stücke, schrill und poppig. Dafür braucht Frau ein bisschen Mut. Auch wenn es sich an manchen Stellen nicht so liest, sind die Herren natürlich auch Bestandteil meiner Frühlingsmoden-betrachtung, wenngleich sie sich zum Thema Mode eher in vornehmer Zurückhaltung üben.
Stil ist nichts Oberflächliches, wie gelegentlich behauptet wird. Es ist vielmehr der achtsame Umgang mit sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber. Und sobald die Sonne scheint dürfen große, runde Sonnenbrillen aufgesetzt werden. Probieren Sie es aus, es bringt wirklich gute Laune.
Der Frühling hat farbtechnisch nicht nur in der Natur viel zu bieten. Grüntöne stehen definitiv hoch im Kurs. Aber auch blau, violett, gelb und rosa sind in diesem Modefrühling angesagt. Folkloristische Muster und bunte Farben vermitteln mir ein wunderbares Lebensgefühl aus längst vergangener Zeit.
Mit modischen Altersklischees wird gründlich aufgeräumt. Nicht mehr tun und anziehen was erwartet wird, sondern was gefällt. Verspricht das nicht eine schöne neue Freiheit? Cool, selbstbewusst und modemutig. Fallen sie ruhig etwas auf mit ihrer Frühjahrskleidung.
Retro ist ein Phänomen und es wird auch sie berühren, da bin ich mir sicher. Es braucht nur ein wenig Mut und ganz viel Persönlichkeit. Sie sollten sich nur an „ihre Zeit“erinnern.
Vielleicht könnte man den Slogan der 1970er-jahre „Make Love, not War“auch wieder aufpolieren und sich aneignen.
In diesem Sinne, seien Sie mutig. Erlaubt ist, was gefällt. Trauen Sie sich und gehen Sie bitte stylisch durch den Frühling!
Grasgrün trifft auf Zitronengelb
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Unsere Autorin ist Mitglied der Ta-seniorenredaktion Scannen Sie den Code ein und klicken Sie sich durch die aktuellen Bilder aus Thüringen in unserer Fotostrecke. Wir empfehlen QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).