Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Wie aus „Sconowe“Schönau vor dem Walde wurde
Zur Historie und Namensgebung des Ortes, der unlängst seinen 875. Geburtstag feierte
Schönau vor dem Walde. Weit liegt dieser datierte Tag zurück. Ein schriftliches Dokument verweist auf den 20. März 1143, das man als Gründungsurkunde von Schönau nehmen kann, obwohl es Hinweise auf eine noch frühere Besiedlung gibt.
Die Ersterwähnungsurkunde ist ein nüchtern amtliches Papier der Geschichte dieses reizvollen Landstriches. Sie nimmt die Schönauer ein Stück weit in ihre Vergangenheit mit und nur die Fantasie kann den Interessierten beflügeln wie die wahren damaligen Lebensverhältnisse gewesen sein mögen.
Vielleicht hilft ihnen dabei das geheimnisumwobene Wort „Sconowe“und einige andere Flurbezeichnungen, die eine frühe slawische Siedlung wahrscheinlich machen. „Sconowe“, dieser fremdartig anmutende Name enträtselt sich mit der Übersetzung „Schöne Aue“.
Diese Ebene breitet sich vor dem Dorf aus und der Blick auf Schönau verleitet zu dem weiteren Attribut „vor dem Walde“, denn schließlich schweifen die Augen zu den nahe gelegenen Wäldern. Überspringt man in Gedanken den ersten bewaldeten Höhenzug, den Ziegelberg, so gelangt man über den Kirchstieg zu einem geschichtsträchtigen Ort, dem Sankt Georgsberg bei Altenbergen. Dort stand einst das Kloster Asolveroth.
In diesem damaligen Verwaltungszentrum verfassten Zisterzienser-mönche die Gründungsurkunde von „Sconowe“. Und so hat sich der Ort über die Jahrhunderte sprachlich und demografisch zu Schönau vor dem Walde gewandelt.
Für manche Ältere wird die Schau zurück zu einem Stück selbst erlebter und fassbarer Geschichte. Es war auch eine belebte Geschichte, dort wo Fuhrleute aus der schönen Aue ihr Getreide und ihre Kartoffeln nach Hause brachten, die Korbmacher ihre Weidenbündel und Körbe durch das Dorf transportierten und viele andere kleine Gewerke und Episoden die Gassen und Straßen belebten und die Dorfbewohner sich in Gesprächen begegnen und sich über Sorgen und Freuden austauschen konnten.
Altenbergen und Schönau vor dem Walde gehören damals wie auch heute zusammen, nur der Ort der Verwaltung hat sich vom altgeschichtlichen altenbergischen Asolveroth nach Schönau vor dem Walde verlagert. Es ist zu vermuten, dass die Altenberger damit kein erhebliches Problem haben, schließlich ist der Gemeinschaftsgedanke über Jahre gewachsen und damit kein geringer Grund im diesjährigen Juni den 875. Geburtstag und das Fortbestehen der Verbundenheit miteinander zu feiern.
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Unser Autor ist Mitglied der Ta-seniorenredaktion