Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Die grüne Welle

Der Bundestren­d hebt die kleine Thüringer Regierungs­partei in die Zweistelli­gkeit – zumindest in einer Umfrage

- Von Martin Debes

Erfurt. Der starke Bundestren­d für die Grünen scheint sich nun erstmals deutlich in Ostdeutsch­land bemerkbar zu machen. Wenn am nächsten Sonntag Landtagswa­hl in Thüringen wäre, käme die Landespart­ei auf 12 Prozent. Das ergab eine Umfrage des Erfurter Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa im Auftrag der Thüringer Allgemeine­n.

Damit könnten die Grünen ihr Landtagswa­hlergebnis von 2014, als sie auf 5,7 Prozent kamen, mehr als verdoppeln.

Großer Verlierer – offensicht­lich auch in der Folge des Bundestren­ds – ist die CDU. Sie kommt in der Erhebung nur noch auf 23 Prozent. Damit liegt sie gut zehn Prozentpun­kte unter ihrem bereits überschaub­aren Ergebnis von vor vier Jahren. Darüber hinaus ist dies der schlechtes­te Umfragewer­t, den die CDU jemals in Thüringen erhielt. Bei der letzten Erhebung von „Infratest-dimap“im August war sie noch auf 30 Prozent gekommen. Davor hatten sie alle Institute – auch Insa – teils deutlich über 30 Prozent gesehen.

Das wichtigste Ergebnis der Umfrage aber ist: Der politische Wettbewerb um das Amt des Ministerpr­äsidenten und die zugehörige Koalition erscheint wieder völlig offen. Die Linke liegt trotz Verlusten (minus 6,2 Prozentpun­kte) mit 22 Prozent auf Augenhöhe mit der CDU – genauso wie übrigens die AFD, die sich auf 22 Prozent steigert und ihr Ergebnis von 2014 verdoppeln kann.

Die SPD würde sich bei 12 Prozent halten – und die FDP mit 6 Prozent wieder in den Landtag einziehen. Wie bereits frühere Umfragen zeigten, würde die Bildung einer stabilen Koalition in einem Sechs-parteienpa­rlament extrem schwierig.

Die aktuelle rot-rot-grüne Koalition käme auf 46 Prozent. Eine sogenannte Kenia-koalition aus CDU, SPD und Grünen erreichte 47 Prozent. Da alle sonstigen Parteien zusammen nur auf 3 Prozent kämen, gäbe es im Moment keine parlamenta­rische Mehrheit für eine Drei-parteien-bündnis geben, sagte Insachef Hermann Binkert der TA. Die sichere Variante wäre dann eine Vier-parteien-koalition aus Kenia plus Liberale – oder gar Rot-rot-grün mit FDP.

Die AFD kann trotz aller Zuwächse bislang nicht auf eine Regierungs­beteiligun­g hoffen. Selbst wenn sie, was angesichts der Zahlen nicht ausgeschlo­ssen ist, am Ende sogar stärkste Partei im Landtag würde, fehlten ihr mögliche Partner, hieß es. Auch die Thüringer CDU hat Gespräche mit der rechten Partei kategorisc­h ausgeschlo­ssen. Darüber hinaus gibt es eine entspreche­nde Beschlussl­age im Bund.

Für die Umfrage im Auftrag der TA wurden vom 22. Oktober bis zum gestrigen 7. November 2018 insgesamt 1000 Bürger aus Thüringen telefonisc­h befragt. Die maximale statistisc­he Fehlertole­ranz liegt nach Angaben des Instituts bei plus/minus 3,1 Prozentpun­kten.

Das heißt, auch mögliche Koalitione­n liegen im Rahmen der statistisc­hen Unsicherhe­iten. Sowieso ist noch längst nichts entschiede­n. Die Wahl findet am 27. Oktober im kommenden Jahr statt, also erst in knapp 12 Monaten. Bis dahin kann noch viel passieren, Neuwahlen im Bund eingeschlo­ssen.

Und: Die Ergebnisse beruhen auf den Angaben von etwa zwei Dritteln der Befragten. 23 Prozent sagten, dass sie noch nicht wüssten, wenn sie wählen würden. Gut Fünf Prozent sagten, sie wollten nicht wählen, weitere gut fünf Prozent machten keine Angaben. Fraktion diskutiert“, so Rothebeinl­ich auf Ta-anfrage. Ziel der aktuellen Regelung sei es, so die Grüne, dass Bürger mit den Kandidaten zu Wahlen postalisch in Kontakt treten können. „In Zeiten der Digitalisi­erung und sich ändernder Kommunikat­ionsformen erscheint dies nicht mehr zeitgemäß und nicht notwendig“, sagt sie. Hinzu komme, dass „die Privatsphä­re aller Menschen zu achten sei“.

Dem Antrag der AFD, die diesen bereits für das heute zu Ende gehende November-plenum eingebrach­t hatte, zuzustimme­n, das komme indes nicht infrage. Denn er greife zu kurz und entspreche dem Schutzinte­resse der Person nicht vollumfäng­lich. Die Grünen planen einen Antrag, der sich an der Landeswahl­ordnung in Nordrheinw­estfalen orientiert.

„Die Politik muss alles versuchen, um hier eine Trendwende herbeizufü­hren und unzeitgemä­ße, unnötige Hürden abzuschaff­en“, sagte ein Afd-sprecher. Die Fraktion begründet den Antrag ebenfalls damit, dass die postalisch­e Erreichbar­keit nicht mehr zwingend sein müsse. Dass die Grünen dem Antrag nicht zustimmen und einen Alternativ­antrag einbringen wollen, bedauerte der Fraktionss­precher auf Nachfrage.

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Astrid Rothe-beinlich musste eine Demo vor ihrer Haustür vor einigen Monaten ertragen.Foto: Martin Schutt, dpa

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