Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Durch Böhmermann zum Ballermann
Junger Günzeröder wird durch Zdf-satiresendung überraschend zum Internetstar mit einem an ihn adressierten Mallorca-partyhit
Günzerode. Die Faschingssaison ist nicht einmal eingeläutet, da dürfte zumindest für die Günzeröder Karnevalisten der Partyhit der fünften Jahreszeit schon feststehen: „Berti Bums Birne“heißt die Spaßhymne der Ballermann-schlagergrößen Lorenz Büffel und Ikke Hüftgold. Und gewidmet ist sie ausgerechnet einem Günzeröder: Sören Micheel. Zu verdanken hat der 24Jährige diesen unerwarteten Ruhm dem Zdf-komiker Jan Böhmermann und seiner Satiresendung „Lass dich überwachen“. Ob Facebook-profil, Instagram-account oder längst vergessene Jugendsünden im Netz: Die Redaktion, die auch für Böhmermanns Show „Neo Magazin Royale“verantwortlich zeichnet, scannt im Vorfeld der Ausstrahlung von jedem Zuschauer die Social-media-aktivitäten und fördert Peinlichkeiten zutage, um daraus eigene Überraschungen zu entwickeln.
„Diese neuartige und satirische Überraschungsshow hat eine enorme aktuelle Relevanz, indem sie zu jeder Zeit unterschwellig auf die Leichtsinnigkeit hinweist, mit der mit persönlichen Daten im Internet umgegangen wird. Der Zugang ist jedoch sehr humorvoll und ohne den moralischen Zeigefinger“, schreibt das ZDF über die Sendung. Nur: Bei einem anderen Sören Micheel, der Tickets für die Show hat, wollen die Fernsehmacher einfach keine Peinlichkeiten entdecken. Was sie stattdessen bei Facebook-recherchen finden, ist sein Namensvetter – der Günzeröder Sören Micheel. Und dessen Profile in den sozialen Netzwerken scheinen offensichtlich wesentlich ergiebiger für einen Schabernack.
„Daraufhin hat mich das ZDF angerufen und gefragt, ob ich mit meinem Bruder in die Sendung kommen möchte“, erinnert er sich im Gespräch mit der TA. Schon relativ früh sei ihm durch diese gezielte Anfrage bewusst gewesen, dass er Opfer eines Fernsehstreichs werden könnte. Doch was ihn genau erwartet, erfährt er erst live, als Jan Böhmermann ihn auf die Bühne bittet. Und hier deckt der Satiriker vieles von dem auf, was Sören Micheel je im Netz von sich preisgegeben hat: Dass er Schalke-fan ist beispielsweise oder eben seine Leidenschaft für die Spaßmusik der Balearen-insel Mallorca. Ob dem Günzeröder das nachträglich peinlich ist? „Auf keinen Fall“, lacht er. „Ich bin doch selbst daran schuld, was ich von mir selbst ins Netz stelle“, erzählt er so locker, wie er sich auch in der Sendung präsentiert.
Und dann kommt es zum eigentlichen Finale des Fernsehauftritts: Sören Micheels Instagram-account „Bertibumsbirne 0815“– der Name ist einem Comic entlehnt – wird zur Steilvorlage für ein eigens komponiertes Lied der Schlagersänger Lorenz Büffel und Ikke Hüftgold. Ein Song, den der Günzeröder im Anschluss der Sendung gleich mit den Sängern im Studio aufnimmt. Und der schon jetzt beim Videoportal „Youtube“und bei den Download-charts durch die Decke geht. „Selbst die Kommentare im Internet sind ausschließlich positiv“, freut sich Micheel über den unerwarteten Zuspruch. Die Zahl seiner Fans in den sozialen Netzwerken sei seitdem rasant gestiegen. Anfragen für Auftritte sind ebenfalls im Postfach gelandet.