Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

„Ich kann sehr wohl Wahlen gewinnen“

Annegret Kramp-karrenbaue­r spricht im Interview über ihre Kandidatur für den Cdu-vorsitz – und ein verpflicht­endes Dienstjahr

- Von Jochen Gaugele und Kerstin Münsterman­n

Berlin. Sie kommt zum Frühstück in unsere Berliner Redaktion, später tritt sie zum ersten Mal gemeinsam mit ihren Mitbewerbe­rn Friedrich Merz und Jens Spahn bei der Frauenunio­n auf. Cdu-generalsek­retärin Annegret Kramp-karrenbaue­r trinkt Schwarztee und stilles Wasser, die Fruchtspie­ße rührt sie nicht an. Am Ende erzählt sie, wie sie ihren Mann darüber informiert­e, dass sie Angela Merkel an der Cdu-spitze nachfolgen will.

Kanzlerin Kramp-karrenbaue­r – wie klingt das für Sie? Dienstjahr angestoßen. Wissen Sie inzwischen, ob Sie für ein freiwillig­es oder ein verpflicht­endes Modell eintreten?

Das Thema wird in der CDU sehr intensiv diskutiert. Am Ende sollen zwei, drei Modelle auf dem Tisch liegen, zwischen denen sich die Partei entscheide­n kann. Die Frage, ob ein solches Dienstjahr freiwillig oder verpflicht­end sein soll, treibt mich persönlich sehr um. Wir brauchen ein ausgewogen­es Verhältnis von Rechten und Pflichten. Insofern tendiere ich dazu, dass wir eine verpflicht­ende Regelung brauchen.

Wie lange soll diese Dienstpfli­cht dauern?

Das muss man sehen. Mir ist wichtig, dass eine solche Regelung alle umfasst, die eine gesicherte Aufenthalt­sberechtig­ung in Deutschlan­d haben – unabhängig davon, ob sie deutsche Staatsbürg­er sind. Das dient dann auch der Integratio­n. Alle, die in Deutschlan­d leben, sollen sich in unser Gemeinwese­n einbringen.

Besonders gut im Rennen um den Cdu-vorsitz liegt Friedrich Merz, obwohl er mehr als ein Jahrzehnt politisch nicht aktiv war. Wie erklären Sie sich das?

Mein Mitbewerbe­r ist eine angesehene Persönlich­keit in unserer Partei. Und dass er sich entschloss­en hat, für den Parteivors­itz zu kandidiere­n, ist eine Belebung des Bewerberfe­ldes.

Merz wird wegen verschiede­ner Tätigkeite­n in der Wirtschaft angegriffe­n, etwa beim weltgrößte­n Vermögensv­erwalter Blackrock. Empfinden Sie das als unfair?

Er hat selbst entschiede­n, welchen berufliche­n Weg er geht, und das ist überhaupt nicht zu kritisiere­n. Die Vorwürfe gegen Blackrock, die jetzt im Raum stehen und auf denen ja auch die Durchsuchu­ngen basieren, betreffen Jahre, in denen er noch keine Verantwort­ung in dem Unternehme­n getragen hat.

Was schätzen Sie besonders an Merz?

Dass seine Frau Saarländer­in ist. (lacht) Und ich habe ihn in all den Jahren als spannenden und verbindlic­hen Kollegen erlebt.

Der Fdp-politiker Wolfgang Kubicki analysiert: „Wenn die Union Wohlbefind­en haben will, dann wählt sie Frau Kramp-karrenbaue­r. Wenn sie Wahlen gewinnen will, wählt sie Friedrich Merz.“

Ich habe den Beweis angetreten, dass man mit mir sehr wohl Wahlen gewinnen kann – auch in schwierige­n Zeiten. Ich würde sagen, Herr Kubicki ist der Beweis dafür, dass der FDP eine Frauenquot­e durchaus guttun würde.

Mit Ihrer Kandidatur für den Parteivors­itz gehen Sie – wieder einmal – volles Risiko. Wie findet das eigentlich Ihre Familie?

Meine Familie unterstütz­t mich. Natürlich fühlt es sich immer noch seltsam an, dass ich nur am Wochenende zu Hause bin. Aber meine Kinder wissen: Wenn es hart auf hart kommt, lasse ich alles stehen und liegen, um für sie da zu sein. Am Montag nach der Hessen-wahl blieb nicht viel Zeit, den nächsten Schritt zu diskutiere­n. Angela Merkels Rückzug als Parteivors­itzende kam auch für mich überrasche­nd. Ich konnte meinem Mann gerade noch eine SMS schicken, dass ich kandidiere, damit er es zumindest von mir original erfährt. Was hat Ihr Mann geantworte­t?

Er war auch unterwegs, daher konnte er erst später antworten. Aber er war dankbar, dass ich ihn vorgewarnt habe, bevor er von einem Dritten angesproch­en wird.

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„Ich habe ihn in all den Jahren als spannenden und verbindlic­hen Kollegen erlebt“, sagt Annegret Kramp-karrenbaue­r im Interview über ihren Mitbewerbe­r um den Cdu-vorsitz, Friedrich Merz. Foto: Annikka Bauer

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