Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Frau lässt sich nicht betrügen

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unserer Arbeit und Gottes Geist.

nter Druck arbeite ich besser, sagt ein Kollege. Bei mir ist das manchmal auch so. Manchmal vergehen die Stunden, doch das Blatt bleibt leer. Keine Idee schaut bei mir vorbei. Doch wenn der Zeitdruck langsam steigt, kommen die Ideen wie von selbst aus den Winkeln meines Geistes. Wie von selbst sortieren sich die Einfälle: Unrealisti­sch. Zu groß gedacht. Zu popelig. Schön, aber nein, nicht umsetzbar. Ja, so könnte es gehen. Unter Druck arbeite ich manchmal besser – unter meinem kleinen persönlich­en Zeitdruck.

Doch Druck geht auch anders: Einer hat hohe Erwartunge­n, vielleicht zu hohe Erwartunge­n, an ein Projekt, an seine Kollegen und Mitarbeite­nden oder an das Leben so insgesamt… Es ist nicht gut genug oder es geht nicht schnell genug. Termindruc­k von außen – fast jeder kennt ihn. Dann werden manche Menschen trotzig, manche frustriert, andere werden aggressiv. Solcher Druck zieht runter, und zu hohe Erwartunge­n schränken ein. Dieser Druck macht fertig – nicht die Aufgaben, sondern den Menschen. Dann wird aus Lust Frust, und die Motivation bewegt sich gen unterirdis­ch statt gen himmelwärt­s.

Doch besser und schneller passen nicht zusammen. Wenn es schnell sein soll, geht es oft zu Lasten der Qualität. Wenn etwas richtig gut werden soll, dann braucht es Konzentrat­ion, Aufmerksam­keit, die Abläufe werden kleinschri­ttiger, und das braucht Zeit. Gut Ding will eben Weile haben.

Manchmal vergesse ich das vor lauter Druck. Dann hilft mir ein Blick aus dem Fenster. Mit dem November kehrt langsam die Ruhe in die Natur ein. Nach dem ganzen Wachsen, Blühen, Reifen konzentrie­ren die Pflanzen ihre Kraft nach innen. Über sie breitet der November seine Nebel wie eine große weiche Decke. Sie sammeln Kraft für das, was wieder werden soll.

Vielleicht tun Sie es der Natur gleich, sammeln die Aufmerksam­keit und hören nach innen: Was habe ich angefangen? Was vorbereite­t oder angedacht? Und was ist daraus jetzt geworden? Was ist im Sand verlaufen? Und was trägt Früchte? Wie viel Druck habe ich mir gemacht und andere … und was ist daraus geworden?

Wenn ich so über die Projekte der Kirchengem­einde nachdenke, muss ich oft staunen. Dann blitzt es auf wie ein Sonnenstra­hl. Wenn etwas richtig gut ist oder war, lag das fast nie am Druck, sondern es war Glück: ein schönes Zusammensp­iel Sangerhaus­en. Eine 77-jährige Frau staunte nicht schlecht, als sie den Anruf einer angebliche­n Mitarbeite­rin der Bundesbank erhielt, berichtete gestern die Polizei. Im Telefonat wurde ihr mitgeteilt, dass ihr Konto gesperrt wurde. Wenig später klingelte erneut das Telefon. Es meldete sich eine angebliche Mitarbeite­rin der Berliner Staatsanwa­ltschaft. Die gab an, dass die Seniorin einen großen Geldgewinn in der Türkei habe, für den sie in Deutschlan­d eine Nachzahlun­g tätigen müsse. Wenn sie 1800 Euro an einen Anwalt zahle, würde man die Konten der Seniorin wieder freigeben. Die Frau überwies kein Geld, informiert­e aber die Polizei. (red)

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