Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Reinhard Hübner war 60 Jahre Ausbilder in Erste-hilfe-kursen
Ein Leben für das Deutsche Rote Kreuz. Der 79-Jährige bleibt Vorsitzender der Drk-ortsgemeinschaft Artern
Artern. Natürlich war für ihn die Entscheidung nicht leicht zu sagen, jetzt nach 60 Jahren ehrenamtlicher Ausbilder in Erstehilfe-kursen ist Schluss. „Ich werde im April 80 Jahre alt. Ich bin gewissenhaft in der Ausbildung, mache alles vor. Da wird der Ausbildungstag, es sind neun Stunden, schon anstrengend“, sagt Reinhard Hübner aus Artern. Er blättert in Fotoalben aus den vergangenen Jahrzehnten, daneben stapeln sich die Befähigungsnachweise, die man alle drei Jahre machen muss, um weiter Ausbilder zu sein. Diese Lehrscheine hat er für verschiedene Bereiche, von allgemeiner Erster Hilfe bis zum Sport.
60 Jahre sind eine lange Zeit. Hat er die Zahl der Kurse und Teilnehmer gezählt? „Nein. Zu Ddr-zeiten erfolgte die Ausbildung in Betrieben. Da waren die Gruppen auch um die 40 Teilnehmer groß. Seit der Wende kann man sagen, dass es jährlich etwa 20 Kurse mit durchschnittlich zwölf bis 14 Teilnehmer waren. Da war ich nicht nur in der Region Artern tätig, sondern auch in Sangerhausen und Greußen bei der Diakonie“, sagt der 79-Jährige auf Nachfrage der Thüringer Allgemeinen.
Reinhard Hübner wohnte als Jugendlicher in Hackpfüffel im heutigen Landkreis Mansfeldsüdharz. „Da gab es jemanden, der im Krieg als Sanitäter tätig war. Die Leute gingen zu ihm, und er warb für die Arbeit im Deutschen Roten Kreuz, das 1952 in der DDR gegründet wurde. Und so machte ich 1958, ich war da 18 Jahre alt, an der Zentralschule des DRK der DDR in Wilthen den Lehrschein für Sanitätsausbildung und war zudem Zugführer für Jugend-rotkreuz“, schaut er zurück. Reinhard Hübner, der viele Jahre in der Arterner Kyffhäuserhütte als Ausbilder für die Werkzeugmacher tätig war, sagt selbst, dass er ein Stück mit dem DRK verheiratet ist. „Ich habe die Aufgaben immer als angenehm empfunden. Meine Frau zeigte und zeigt Verständnis für diese ehrenamtliche Arbeit, wo man nicht selten familiäre Dinge zurückstellte. Die Aufwandsentschädigung, die ich fürs Drkehrenamt bekam, verwendete ich zum größten Teil dafür, um Literatur für die Weiterbildung anzuschaffen.“
Aus Erfahrung weiß Reinhard Hübner, dass so manche Leute unsicher sind, bei einem Verkehrsunfall oder Unfall anderer Art zu helfen. „Nichts zu tun, das ist das Schlimmste. Man sollte einfach auch mal daran denken, dass man selbst Hilfe braucht. Wichtig ist zuerst der Eigenschutz als Helfer. Dann widmet man sich der Ersten Hilfe, setzt den Notruf ab, nimmt Kontakt mit dem Verletzten auf, spricht mit ihm, ermutigt, tröstet.“Reinhard Hübner rät jedem, etwa alle fünf Jahre das Wissen aufzufrischen, an Erstehilfe-kursen teilzunehmen.
„Wendet man das Wissen nicht an, geht es verloren. Zudem gibt es bei der Hilfe hin und wieder Veränderungen wegen neuer Erkenntnisse. Zum Beispiel stabile Seitenlage. Oder die Reanimation, also die Herzlungen-wiederbelebung.“
In seinem Leben gab es mehrmals Situationen, in denen er bei Unfällen verschiedenster Art Erste Hilfe leistete. Reinhard Hübner hat, wie er sagt, ein gutes Gefühl, in den Ausbilder-ruhestand zu gehen, den letzten Kurs leitete er in dieser Woche, denn es gibt einen Nachfolger.
Der Drk-ortsgemeinschaft in Artern, da gibt es etwa 20 Aktive, bleibt er als Vorsitzender treu – so lange es gesundheitlich geht. Chef der Gemeinschaft ist er schon seit 25 Jahren. 19 Jahre organisierte er die Blutspendetermine mit. Die Ortsgemeinschaft gehört zum Drk-kreisverband Sömmerda/artern.
Für sein Engagement im Deutschen Roten Kreuz erhielt Reinhard Hübner 2007 das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Stadt Artern zeichnete ihn in der Ehrenamtsgala 2012 aus. „Ich sehe das als Würdigung meiner ehrenamtlichen Arbeit“, sagt er. Reinhard Hübner ist zudem begeisterter Kleingärtner, wieder Vorsitzender der Sparte „Talgebind“, und auch Jäger. Max Bode
Wissen zur Ersten Hilfe regelmäßig auffrischen