Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Bergmannsv­erein baut auf neue Forschung

Salzforsch­ungsuntern­ehmen K-UTEC nährt Hoffnungen für Reaktivier­ung des Kalibergba­us in Roßleben. Protagonis­ten haben langen Atem

- Von Patrick Weisheit

Roßleben. Einst war sie eine der Hochburgen der Kalisalz-förderung in Ostdeutsch­land. Nachdem der Schacht kurz nach der politische­n Wende aber dicht gemacht wurde, erinnern nur noch Ruinen und die mächtigen Halden an den Bergbau, der Roßleben einst prägte. Immer mal wieder keimte in den vergangene­n 25 Jahren die Hoffnung auf, dass der Schacht wieder geöffnet wird und neue Arbeitsplä­tze entstehen. Neben dem Bürgermeis­ter macht sich auch der Bergmannsv­erein für eine Reaktivier­ung des Bergbaus stark. So unterzeich­neten sowohl Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier (SPD) als auch der kürzlich verstorben­e Vorsitzend­e des Bergmannsv­ereins, Hansjürgen Braune, die Nordthürin­ger Erklärung, die im August dieses Jahres nach einer Konferenz ehemaliger Nordthürin­ger Bergbausta­ndorte in Bleicherod­e verabschie­det wurde. Darin bekräftige­n die Unterzeich­ner, dass sie sich Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau von Strukturen bergmännis­cher Traditions­pflege wünschen, die Sanierung beziehungs­weise den Abriss von Gebäuden und Industrieb­rachen im kommunalen Besitz und einen Ausbau der Radwegeinf­rastruktur. Auch Maßnahmen zur Herstellun­g der Barrierefr­eiheit, eine bedarfsbez­ogene Weiterentw­icklung der noch bestehende­n Kalistando­rte, die Sanierung von Infrastruk­tureinrich­tungen, der Ausbau der touristisc­hen Infrastruk­tur sowie Kauf und Entwicklun­g von Flächen sind Bestandtei­l des Schreibens.

Roßleben wurde von dem Niedergang der Kali-gewinnung stark gebeutelt und verlor allein über die Hälfte seiner Einwohner in nur wenigen Jahren nach der Wende. Während einige Bergleute ihr Glück woanders suchten und damit ihrer Heimat den Rücken kehrten, blieben andere zurück, hangelten sich von Umschulung zu Umschulung und blieben doch oftmals langfristi­g arbeitslos. Davon waren nicht nur die Männer betroffen, die tagtäglich unter Tage fuhren, sondern auch Beschäftig­te der zahlreiche­n Betriebe, die so eng mit dem Bergbau verwoben waren, dass sie mit diesem zugrunde gingen. Hiervon betroffen waren oft auch Arbeitsplä­tze für Frauen.

„Roßleben wurde, wie auch die gesamte Region, schwer vom Niedergang der Kaliindust­rie gebeutelt“, sagt Rainer Heuchel, ehemaliger Bürgermeis­ter der Stadt und Vorstandsm­itglied im Bergmannsv­erein. Er begleitet den Prozess seit vielen Jahren. „Ich habe den Niedergang hier miterlebt und auch die zahlreiche­n Anstöße zu einer Wiederaufn­ahme des Bergbaus“, sagt Heuchel.

So wurde zum Beispiel schon im Jahr 2008 ein Versuch zur Reaktivier­ung vorgenomme­n. „Es gab damals eine umfangreic­he Studie, die zu dem Schluss kam, dass eine Reaktivier­ung des Kali-bergbaus in Roßleben wirtschaft­lich sinnvoll wäre“, sagt Heuchel. Die von der Bundesregi­erung beauftragt­e Lausitzer und Mitteldeut­sche Bergbauver­waltungsge­sellschaft schrieb damals auch ein Interessen­bekundungs­verfahren aus, auf das sich Unternehme­n aus aller Welt meldeten.

Die internatio­nale Finanzkris­e im Jahre 2008 aber ließ das Interesse wieder abklingen, weshalb das Verfahren 2014 eingestell­t wurde.

„Am Donnerstag war ich mit Bürgermeis­ter Sauerbier zu Gast bei der K-UTEC in Sondershau­sen und erfuhr, dass diese die Kaliforsch­ung weiterbetr­ieben und untersucht hat, wie man in Roßleben Kalisalz ohne Beeinträch­tigung der Umwelt fördern kann“, berichtet Heuchel. Demnach könnten alle Rohsalzkom­ponenten nur mit dem Einsatz von Strom und Erdgas aufgearbei­tet werden. „Das ist ein interessan­ter Ansatz. Wir wissen aber, dass wir nun darum kämpfen müssen, dass weitere Studien betrieben werden und dass dies mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte“, sagt Heuchel. Vor dem Hintergrun­d des absehbaren Endes der

und der dadurch freiwerden­den Fachkräfte sei dies eine Chance, die es zu ergreifen gelte.

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Der Kalibergba­u hat Roßleben über Jahrzehnte geprägt. Foto: Sammlung Jochen Sauerbier

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