Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Bergmannsverein baut auf neue Forschung
Salzforschungsunternehmen K-UTEC nährt Hoffnungen für Reaktivierung des Kalibergbaus in Roßleben. Protagonisten haben langen Atem
Roßleben. Einst war sie eine der Hochburgen der Kalisalz-förderung in Ostdeutschland. Nachdem der Schacht kurz nach der politischen Wende aber dicht gemacht wurde, erinnern nur noch Ruinen und die mächtigen Halden an den Bergbau, der Roßleben einst prägte. Immer mal wieder keimte in den vergangenen 25 Jahren die Hoffnung auf, dass der Schacht wieder geöffnet wird und neue Arbeitsplätze entstehen. Neben dem Bürgermeister macht sich auch der Bergmannsverein für eine Reaktivierung des Bergbaus stark. So unterzeichneten sowohl Bürgermeister Steffen Sauerbier (SPD) als auch der kürzlich verstorbene Vorsitzende des Bergmannsvereins, Hansjürgen Braune, die Nordthüringer Erklärung, die im August dieses Jahres nach einer Konferenz ehemaliger Nordthüringer Bergbaustandorte in Bleicherode verabschiedet wurde. Darin bekräftigen die Unterzeichner, dass sie sich Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau von Strukturen bergmännischer Traditionspflege wünschen, die Sanierung beziehungsweise den Abriss von Gebäuden und Industriebrachen im kommunalen Besitz und einen Ausbau der Radwegeinfrastruktur. Auch Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit, eine bedarfsbezogene Weiterentwicklung der noch bestehenden Kalistandorte, die Sanierung von Infrastruktureinrichtungen, der Ausbau der touristischen Infrastruktur sowie Kauf und Entwicklung von Flächen sind Bestandteil des Schreibens.
Roßleben wurde von dem Niedergang der Kali-gewinnung stark gebeutelt und verlor allein über die Hälfte seiner Einwohner in nur wenigen Jahren nach der Wende. Während einige Bergleute ihr Glück woanders suchten und damit ihrer Heimat den Rücken kehrten, blieben andere zurück, hangelten sich von Umschulung zu Umschulung und blieben doch oftmals langfristig arbeitslos. Davon waren nicht nur die Männer betroffen, die tagtäglich unter Tage fuhren, sondern auch Beschäftigte der zahlreichen Betriebe, die so eng mit dem Bergbau verwoben waren, dass sie mit diesem zugrunde gingen. Hiervon betroffen waren oft auch Arbeitsplätze für Frauen.
„Roßleben wurde, wie auch die gesamte Region, schwer vom Niedergang der Kaliindustrie gebeutelt“, sagt Rainer Heuchel, ehemaliger Bürgermeister der Stadt und Vorstandsmitglied im Bergmannsverein. Er begleitet den Prozess seit vielen Jahren. „Ich habe den Niedergang hier miterlebt und auch die zahlreichen Anstöße zu einer Wiederaufnahme des Bergbaus“, sagt Heuchel.
So wurde zum Beispiel schon im Jahr 2008 ein Versuch zur Reaktivierung vorgenommen. „Es gab damals eine umfangreiche Studie, die zu dem Schluss kam, dass eine Reaktivierung des Kali-bergbaus in Roßleben wirtschaftlich sinnvoll wäre“, sagt Heuchel. Die von der Bundesregierung beauftragte Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft schrieb damals auch ein Interessenbekundungsverfahren aus, auf das sich Unternehmen aus aller Welt meldeten.
Die internationale Finanzkrise im Jahre 2008 aber ließ das Interesse wieder abklingen, weshalb das Verfahren 2014 eingestellt wurde.
„Am Donnerstag war ich mit Bürgermeister Sauerbier zu Gast bei der K-UTEC in Sondershausen und erfuhr, dass diese die Kaliforschung weiterbetrieben und untersucht hat, wie man in Roßleben Kalisalz ohne Beeinträchtigung der Umwelt fördern kann“, berichtet Heuchel. Demnach könnten alle Rohsalzkomponenten nur mit dem Einsatz von Strom und Erdgas aufgearbeitet werden. „Das ist ein interessanter Ansatz. Wir wissen aber, dass wir nun darum kämpfen müssen, dass weitere Studien betrieben werden und dass dies mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte“, sagt Heuchel. Vor dem Hintergrund des absehbaren Endes der
und der dadurch freiwerdenden Fachkräfte sei dies eine Chance, die es zu ergreifen gelte.