Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Emotionaler Abschied mit Tränen, Blumen und Pizza
Carol Foizel, Hornist im Sondershäuser Loh-orchester, geht nach 30 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand
Sondershausen. Nachdem der minutenlang anhaltende Applaus beim 3. Sinfonie-konzert verebbt und alle Blumensträuße für die Solisten und Ehrengäste verteilt waren, bat der Intendant des Sondershäuser Loh-orchesters, Daniel Klajner, noch um einen Moment Geduld.
Ein Blumenstrauß war noch übrig. Er war für einen Loh-musiker bestimmt, der sozusagen für sein Lebenswerk geehrt werden sollte. Carol Foizel, Hornist im Loh-orchester, wurde aus den Reihen der Musiker nach vorn gebeten.
Grund der Ehrung war die Tatsache, dass Foizel nach 30 Jahren Dienst im Sondershäuser Orchester – genau 30 Jahre und 90 Tage – feierlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Im Sondershäuser Haus der Kunst musizierte er am Sonnabend zum letzten Mal in dessen Reihen.
„Das habe ich nicht gewusst. Es war eine sehr schöne Überraschung“, sagte Carol Foizel ganz gerührt. Letzteres waren im Übrigen auch der Intendant sowie Generalmusikdirektor Michael Helmrath, die den Hornisten mit herzlichen Umarmungen und guten Wünschen für die Zukunft verabschiedeten. Dem 65Jährigen fällt es nicht leicht, Abschied zu nehmen. Gut kann er sich noch an sein erstes Konzert im Haus der Kunst erinnern. „Die Freischütz-ouvertüre war mit dabei. Das war sehr schön“, schwelgt Foizel in Erinnerungen. Zum Loh-orchester sei er über den Gewinn eines Wettbewerbs in Bukarest gekommen. Damals bekamen drei von 25 Musikern einen Vertrag in Deutschland. Carol Foizel erhielt den in Sondershausen.
Zunächst habe er sich etwas gewundert, dass das hiesige Orchester mit knapp 50 Musikern doch relativ klein wäre. „In Rumänien habe ich in Orchestern mit mehr als 90 Musikern gespielt“, erklärt der Hornist amüsiert. Schnell wurde ihm aber bewusst, welche Qualität das Sondershäuser Loh-orchester zu bieten hatte.
Als einen der Höhepunkte seiner 30-jährigen Zeit im Sondershäuser Orchester nennt er ganz spontan die Konzert-tournee in Japan – mit dem damaligen Generalmusikdirektor Hiroaki Masuda. „Das war ein unvergessliches Erlebnis“, schwärmt der 65-Jährige noch heute.
Vermissen werde er in nächster Zeit eine ganze Menge. Allen voran die Orchester-kollegen. So wären gerade im Dezember und nach dem Jahreswechsel einige Konzerte, zu denen er gern gespielt hätte. Langeweile kommt trotz des wehmütigen Abschieds aber nicht auf.
„Ich kann meinen Enkelkindern viel mehr Zeit widmen“, freut sich Foizel. Und das betrifft in erster Linie die Wochenenden, an denen er sonst Orchester-auftritte hatte.
Natürlich möchte Carol Foizel der Musik weiterhin treu bleiben und auf seinem Instrument, dem Horn, spielen, so oft es geht. „Ich habe schon mit elf Jahren angefangen, da kann man nicht so einfach aufhören.“Auch sagte er seine Hilfe zu, sollte beim Loh-orchester einmal Not am Mann sein.
Am Samstag nach dem Konzert gab es dann noch eine kleine Abschiedsfeier unter den Musiker-kollegen, „mit etwas zum Trinken und Pizza“. So ganz weg ist Carol Foizel aber dann doch noch nicht. „Meine letzte Vorstellung ist am 30. November in Nordhausen bei der Oper Hänsel und Gretel.“