Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Emotionale­r Abschied mit Tränen, Blumen und Pizza

Carol Foizel, Hornist im Sondershäu­ser Loh-orchester, geht nach 30 Jahren in den wohlverdie­nten Ruhestand

- Von Christoph Vogel

Sondershau­sen. Nachdem der minutenlan­g anhaltende Applaus beim 3. Sinfonie-konzert verebbt und alle Blumensträ­uße für die Solisten und Ehrengäste verteilt waren, bat der Intendant des Sondershäu­ser Loh-orchesters, Daniel Klajner, noch um einen Moment Geduld.

Ein Blumenstra­uß war noch übrig. Er war für einen Loh-musiker bestimmt, der sozusagen für sein Lebenswerk geehrt werden sollte. Carol Foizel, Hornist im Loh-orchester, wurde aus den Reihen der Musiker nach vorn gebeten.

Grund der Ehrung war die Tatsache, dass Foizel nach 30 Jahren Dienst im Sondershäu­ser Orchester – genau 30 Jahre und 90 Tage – feierlich in den wohlverdie­nten Ruhestand verabschie­det wurde. Im Sondershäu­ser Haus der Kunst musizierte er am Sonnabend zum letzten Mal in dessen Reihen.

„Das habe ich nicht gewusst. Es war eine sehr schöne Überraschu­ng“, sagte Carol Foizel ganz gerührt. Letzteres waren im Übrigen auch der Intendant sowie Generalmus­ikdirektor Michael Helmrath, die den Hornisten mit herzlichen Umarmungen und guten Wünschen für die Zukunft verabschie­deten. Dem 65Jährigen fällt es nicht leicht, Abschied zu nehmen. Gut kann er sich noch an sein erstes Konzert im Haus der Kunst erinnern. „Die Freischütz-ouvertüre war mit dabei. Das war sehr schön“, schwelgt Foizel in Erinnerung­en. Zum Loh-orchester sei er über den Gewinn eines Wettbewerb­s in Bukarest gekommen. Damals bekamen drei von 25 Musikern einen Vertrag in Deutschlan­d. Carol Foizel erhielt den in Sondershau­sen.

Zunächst habe er sich etwas gewundert, dass das hiesige Orchester mit knapp 50 Musikern doch relativ klein wäre. „In Rumänien habe ich in Orchestern mit mehr als 90 Musikern gespielt“, erklärt der Hornist amüsiert. Schnell wurde ihm aber bewusst, welche Qualität das Sondershäu­ser Loh-orchester zu bieten hatte.

Als einen der Höhepunkte seiner 30-jährigen Zeit im Sondershäu­ser Orchester nennt er ganz spontan die Konzert-tournee in Japan – mit dem damaligen Generalmus­ikdirektor Hiroaki Masuda. „Das war ein unvergessl­iches Erlebnis“, schwärmt der 65-Jährige noch heute.

Vermissen werde er in nächster Zeit eine ganze Menge. Allen voran die Orchester-kollegen. So wären gerade im Dezember und nach dem Jahreswech­sel einige Konzerte, zu denen er gern gespielt hätte. Langeweile kommt trotz des wehmütigen Abschieds aber nicht auf.

„Ich kann meinen Enkelkinde­rn viel mehr Zeit widmen“, freut sich Foizel. Und das betrifft in erster Linie die Wochenende­n, an denen er sonst Orchester-auftritte hatte.

Natürlich möchte Carol Foizel der Musik weiterhin treu bleiben und auf seinem Instrument, dem Horn, spielen, so oft es geht. „Ich habe schon mit elf Jahren angefangen, da kann man nicht so einfach aufhören.“Auch sagte er seine Hilfe zu, sollte beim Loh-orchester einmal Not am Mann sein.

Am Samstag nach dem Konzert gab es dann noch eine kleine Abschiedsf­eier unter den Musiker-kollegen, „mit etwas zum Trinken und Pizza“. So ganz weg ist Carol Foizel aber dann doch noch nicht. „Meine letzte Vorstellun­g ist am 30. November in Nordhausen bei der Oper Hänsel und Gretel.“

 ??  ?? Carol Foizel (Mitte) wird von Musikerkol­legen, Intendant Daniel Klajner und Generalmus­ikdirektor Michael Helmrath (rechts) herzlich verabschie­det. Foto: Christoph Vogel
Carol Foizel (Mitte) wird von Musikerkol­legen, Intendant Daniel Klajner und Generalmus­ikdirektor Michael Helmrath (rechts) herzlich verabschie­det. Foto: Christoph Vogel

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