Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Lusslicht des Thüringer Nordens
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Der Kyffhäuserkreis kämpft – gegen sein schlechtes Image und hat inzwischen auch durchaus Positives zu vermelden. Die Umsatzproduktivität hat sich beispielsweise gegenüber 2010 um 44,8 Prozent verbessert. Die Exportquote ist die zweithöchste in Thüringen, auch wenn die Zeiten mit Brexit und dem ungewissen Verhältnis zu den USA unsicher sind. Und nicht zu vergessen: Kein Landkreis konnte in den vergangenen Jahren im Tourismus so sehr punkten wie der Kyffhäuserkreis. Um 37,1 Prozent stieg die Zahl der Gäste seit 2010. Platz 1 in Thüringen. Und doch bleibt der Kyffhäuserkreis im Nordthüringer Vergleich das Schlusslicht. Wobei freilich bei allen absoluten Zahlen wie auch dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt oder den Schülerzahlen zu berücksichtigen ist, wie viele Einwohner die Kreise haben.
Wenig positiv ist der 1. Platz unter den 23 Landkreisen und kreisfreien Städten, schaut man auf die Zahl der Gestorbenen in Relation zur Einwohnerzahl: Im Kyffhäuserkreis waren es 16,3 je 1000 Einwohner, in Nordhausen nur 14,2, im Eichsfeld gar nur 12,0.
Der Eichsfeldkreis wiederum kann mit einer Geburtenzahl von 9,5 je 1000 Einwohnern beide Nordthüringer Nachbarn toppen, bei denen sich diese Zahl bei etwa sieben einpegelt. Der Landkreis Nordhausen hat im Gegensatz zum Kyffhäuserkreis und dem Eichsfeld eine positive Bilanz bei den Zu- und Wegzügen vorzuweisen.
Unterm Strich leben hier 73 Einwohner pro Quadratkilometer – im Südharz (119) sind es fast doppelt so viele. Der Ausländeranteil ist sowohl im Norden als auch in ganz Thüringen einer der niedrigsten (Platz 21).
Vor dem Blick auf die harten Fakten der Wirtschaft darf sich der Kyffhäuserkreis noch ein bisschen Glanz im Tourismus gönnen. Der Südharz mit seinen 75.000 Gästeübernachtungen 2017 verliert immer weiter den Anschluss an die Nachbarn: Weil im Eichsfeld die Zahl binnen sechs Jahren um 5,9 Prozent auf 106.379 anstieg, im Kyffhäuserkreis gar um 37,1 Prozent auf 105.026 – während der Südharz ein Minus von 0,1 Prozent gegenüber 2010 hinnehmen musste.
Aber der Tourismus ist eben nur eine Branche. Die Kraft der Wirtschaft insgesamt spiegelt das Pro-kopf-bruttoinlandsprodukt wider. Und dieses betrug voriges Jahr 55.885 Euro im Eichsfeld, 54.437 Euro im Südharz und 54.979 Euro im Kyffhäuserkreis. Ein Wirtschaftswachstum ist in ganz Nordthüringen an den Zahlen ablesbar, mit einem Plus von 36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gegenüber 2010 liegt das Eichsfeld allerdings auf einem klaren Platz 1, gefolgt vom Südharz (+29,4 %) und dem Kyffhäuserkreis (+19,5 %).
Im Baugewerbe konnte der Südharz das höchste Umsatzplus einfahren, wobei das Eichsfeld auf höherem Niveau liegt. Letzteres gilt auch für den Umsatz des verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus sowie für die jeweiligen Beschäftigtenzahlen.
Bei allem Wachstum: Die Differenzen auf dem Arbeitsmarkt bleiben. Während das Eichsfeld laut Statistikbehörde die drittniedrigste Arbeitslosenquote Thüringens hat, muss sich der Kyffhäuserkreis weiter weit hinten einreihen: auf dem Platz hinter Gera als kreisfreier Stadt mit der roten Laterne. Häme allerdings ist nicht angeraten: Im Kyffhäuserkreis ging die Arbeitslosenzahl seit 2010 um 43,3 Prozent zurück – im Südharz waren es nur 37,7 Prozent.
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An der wirtschaftlichen Entwicklung hängen die öffentlichen Finanzen: Die Pro-kopf-steuereinnahmekraft der Kommunen lag 2017 im Eichsfeld bei 707 Euro, weniger war es im Südharz (653 Euro) und im Kyffhäuserkreis. Trotzdem: Die Südharzer Gemeinden bauten ihre Schulden im Gegensatz zu den Nachbarn deutlich ab.
Weniger erfreulich ist auch der Blick auf die Zahl der Ärzte. Im Südharz praktizieren fast doppelt so viele wie im Kyffhäuserkreis.